BayernPositive Zwischenbilanz zur Online-Strafanzeige

[26.11.2019] In Bayern können seit 2018 ausgewählte Delikte der Kleinkriminalität über eine Online-Anwendung angezeigt werden. Bürgernähe, bessere Datenqualität, optimierte Arbeitsprozesse und eine Zeitersparnis sind Vorteile des neuen Verfahrens.
Durchschnittlich erreichen die bayerische Polizei über das Portal „Anzeigeerstattung Online“ knapp 1.000 Anzeigen im Monat.

Durchschnittlich erreichen die bayerische Polizei über das Portal „Anzeigeerstattung Online“ knapp 1.000 Anzeigen im Monat.

(Bildquelle: Screenshot)

Wo viel geradelt wird, werden auch viele Räder gestohlen. Alle 90 Sekunden verschwindet in Deutschland ein Fahrrad. Auch Bayern ist davon betroffen. Immerhin: Seit gut einem Jahr gibt es hier die Möglichkeit, Fahrraddiebstahl online anzuzeigen (wir berichteten). „Und diese wird rege genutzt“, erklärt Peter Auer, Polizeirat und am Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei verantwortlich für die technische Umsetzung des Verfahrens Online-Strafanzeige.
Neben der Anzeige von Fahrraddiebstahl oder -unterschlagung können im Freistaat über das Portal „Anzeigeerstattung Online“, das auf dem Formular-Server cit intelliForm basiert (wir berichteten), noch weitere Delikte aus dem Bereich Kleinkriminalität über das Internet angezeigt werden. Die Projektverantwortlichen ziehen nun ein erstes positives Fazit.

1.000 Online-Anzeigen pro Monat

„Durchschnittlich erreichen uns auf diesem Weg knapp 1.000 Anzeigen im Monat“, führt Auer aus. „Teilweise sind es pro Monat mehr als 1.300. Damit sind wir sehr zufrieden.“ Am häufigsten werden Fahrraddiebstähle über die Online-Anwendung angezeigt. Auch die digitale Anzeige von Online-Auktionsbetrug werde sehr gut angenommen.
Wie so oft steckt der Teufel im Detail – auch bei der Online-Aufnahme einer Anzeige. So besteht für die Bürger eine große Schwierigkeit darin, Lebenssachverhalte dem richtigen Delikt zuzuordnen. Unter anderem deshalb fehlen teilweise spezifische Angaben zum Sachverhalt oder Dokumente, die auf der realen Polizeiwache durch eine kurze Nachfrage geklärt oder vorgezeigt werden könnten. Der dadurch entstehende Aufwand relativiert dann die durch die Online-Anzeige beabsichtigten Vereinfachungen etwas.
„Uns geht es um Qualität statt Quantität. Deshalb wollen wir zunächst das bisherige Angebot weiter verbessern“, erklärt Auer. „Wir sehen an einigen Stellen noch Optimierungsbedarf, wollen Formulierungen anpassen und Erklärtexte erweitern. Wenn wir ein Delikt zur Online-Anzeige anbieten, sollten die Daten für die weitere Sachbearbeitung möglichst gut nutzbar sein.“

Komfortable Bedienung und hohe Datenqualität

Insgesamt profitieren alle Beteiligten von der Möglichkeit der Online-Anzeige: Die Bürger sparen sich den Gang zur Wache, verbunden mit einer möglichen Wartezeit, und die Beamten können sich den Online-Anzeigen, deren Delikte in der Regel keine Sofortmaßnahmen der Polizei erfordern, dann widmen, wenn es die aktuelle Einsatzlage erlaubt. Das zur Anzeige genutzte Formular ist assistentengestützt und sehr genau strukturiert, um möglichst alle relevanten Daten und Aspekte eines Vorgangs zu erfassen, die für die weitere Bearbeitung benötigt werden. Zum einfachen Ausfüllen werden hinterlegte Auswahllisten angeboten, der Nutzer kann Dokumente hochladen und eine Navigationsleiste zeigt ihm jederzeit an, welcher Schritt als nächstes kommt. Das responsive Design erlaubt nicht nur eine komfortable Nutzung am PC, sondern auch von unterwegs mit Tablet oder Smartphone. Da die eingegebenen Daten automatisch auf Plausibilität geprüft werden, erhalten die zuständigen Beamten in der Regel eine möglichst hohe Datenqualität. Das System ermittelt automatisch die zuständige Dienststelle und informiert die Beamten.
„Die Umsetzung der Anzeigeerstattung Online mit cit intelliForm war für uns sehr unkompliziert“, erklärt Auer. „Wir können kleine Nachbesserungen rasch selbstständig umsetzen und damit die Qualität der Anzeigen noch weiter erhöhen.“
Ein im E-Government bekanntes Problem muss allerdings übergreifend noch grundsätzlich gelöst werden: Sobald ein betroffener Bürger ein Delikt nicht nur anzeigen, sondern dazu auch einen Strafantrag stellen will, muss nachträglich seine Unterschrift durch die Polizei eingeholt werden.

Bernd Hoeck ist freier IT-Journalist.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Innere Sicherheit
Kriseninternet des Landes Baden-Württemberg auf einem Handy

Baden-Württemberg: Kriseninternet in neuer Version

[10.10.2024] Das Kriseninternet des Landes Baden-Württemberg wurde umfassend überarbeitet. Seit Anfang des Monats ist das komplett neu entwickelte System in Betrieb. 
 mehr...

Waldbrand: Dunkle Silhouette von Nadelbäumen vor orange leuchtendem Hintergrund.

ESA/CGI: Hilfe aus dem Weltraum

[29.08.2024] Die Europäische Weltraumorganisation hat das Unternehmen CGI mit der Durchführung einer Pilotstudie beauftragt, um die Spezifikationen eines weltraum-gestützten Daten- und Kommunikationshubs zu ermitteln, der Ersthelfer und Krisenzentren bei humanitären Krisen und Naturkatastrophen unterstützt. mehr...

Baumstämme eines Walde im Gegenlicht, vom Boden steigt Rauch auf und es züngeln kleine Flammen.

Hessen: Effektivere Waldbrandbekämpfung

[01.08.2024] Für hessische Feuerwehren und andere mit dem Brandschutz befasste Stellen gibt es ab sofort digitale Waldbrandeinsatzkarten, die in einem Geo-Informationssystem verarbeitet werden. Diese lösen die bisherigen analogen Karten schrittweise ab. Relevante Informationen für die Waldbrandbekämpfung sollen dann per Mobilgerät zugänglich sein. mehr...

Emblem des FBI

CGI: Moderne IT fürs FBI

[26.07.2024] Das Federal Bureau of Investigation (FBI) wird von dem Unternehmen CGI bei der Modernisierung seiner IT-Systeme unterstützt. mehr...

Das Bild zeigt Arbeitsplätze im Nationalen IT-Lagezentrums des Bundesamts Für Sicherheit in der Informationstechnik.

Gesetzgebung: Höherer Schutz vor Cyberangriffen

[25.07.2024] Ein neues Cybersicherheitsgesetz soll die EU-Richtlinie NIS2 in nationales Recht umsetzen. Die Bundesregierung hat dem Entwurf nun zugestimmt. mehr...

Polizeifahrzeug, davor zwei Polizeibeamte und zwei Männer im Anzug.

Baden-Württemberg: Polizei-Arbeitsplatz auf Rädern

[18.07.2024] In Stuttgart erprobt die Polizei Baden-Württemberg ein speziell ausgestattetes Fahrzeug als Mobile Wache. Ziel ist es, die Polizei anlassbezogen näher und flexibler zu den Menschen zu bringen. Das Fahrzeug verfügt unter anderem über eine nahezu vollwertige IT-Ausstattung mit Laptop, Drucker, WLAN-Router und Zugang zu polizeilichen Datenbanken. mehr...

Visualisierung der neuen Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg

Hamburg: Moderne IT für die Feuerwehr

[24.06.2024] Um sich für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen, errichtet die Feuerwehr Hamburg eine neue Rettungsleitstelle. Der IT-Dienstleister Dataport wird diese mit innovativer Informationstechnik und digitalen Diensten ausstatten. mehr...

Hamburg: KI für mehr Sicherheit im Hafen

[07.06.2024] Eine KI-Lösung unterstützt die Wasserschutzpolizei Hamburg künftig dabei, undeklarierte Gefahrgüter zu erkennen. Entwickelt wurde die Lösung im Rahmen des InnoTecHH Fonds. mehr...

Blaulicht auf einem deutschen Polizeiauto

Hessen: Polizei nutzt Strafanzeige-App

[06.06.2024] Die Polizeiarbeit wird in Hessen künftig noch digitaler: Ab sofort können Einsatzkräfte flächendeckend eine neue Strafanzeige-App nutzen. mehr...

Blaues Schild mit weißer Aufschrift Polizei, an einer Ziegelwand montiert.

Niedersachsen: Onlinewache mit neuen Funktionen

[04.06.2024] Die Onlinewache der Polizei Niedersachsen ist mit einem neuen interaktiven Layout und mehr Funktionalitäten über ein zentrales Portal erreichbar. Das Land nutzt jetzt die vom Saarland und Rheinland-Pfalz entwickelte Einer-für-Alle-Lösung, die inzwischen bei elf Länderpolizeien im Einsatz ist. mehr...

Das Bild zeigt ein Polizeifahrzeug, aus dessen Fenster eine Kelle mit der Aufschrift Halt Polizei gestreckt wird.
bericht

Materna Virtual Solution: Polizeiarbeit der Zukunft

[25.04.2024] Die Arbeit der Polizei wird digitaler und mobiler. Dies erfordert eine sichere und einheitliche IT-Basis. Für die praktische Umsetzung sind vier Aspekte entscheidend, so der Security-Spezialist Materna Virtual Solution. mehr...

Unterzeichnung Kooperationsvereinbarung Land Berlin und Fraunhofer

Berlin: Sicherheitslagen simulieren

[12.04.2024] Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung wollen Berlins Sicherheitsbehörden und das Fraunhofer-Zentrum SIRIOS Sicherheitslagen simulieren und visualisieren, um im Ernstfall schneller reagieren zu können. mehr...

Abhörskandal: Das Problem liegt tiefer

[25.03.2024] In Deutschland fehlt eine zentrale Kommunikationslösung für Sicherheitsbehörden. Dieses Dilemma steht hinter dem Abhörskandal bei der Bundeswehr. Ein Kommentar des Sicherheitsexperten Christian Pohlenz. mehr...

Das Bld zeigt Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr im Hof einer Feuerwache.

Krisenfall: Koordination ist das A und O

[15.03.2024] Im Katastrophenfall zählt jede Sekunde. Die Einsatzkräfte sind auf eine schnelle, sichere und reibungslose Kommunikation angewiesen. Der Software-Hersteller Materna Virtual Solution sieht dabei vier große Herausforderungen. mehr...

Das Bild zeigt einen Bildschrim mit geöffnetem Security-Programm.

Cybersecurity Report: Bedrohung auf Rekordniveau

[14.03.2024] Der aktuelle Cybersecurity Report von Trend Micro zeigt, dass Angriffe auf IT-Systeme immer raffinierter werden. Deutschland gehört zu den am stärksten betroffenen Ländern, insbesondere im Bereich Ransomware. Im Fokus der Angreifer stehen staatliche Einrichtungen und Kritische Infrastrukturen. mehr...