BREKO Jahrestagung 2022Zwischenbilanz zur Gigabitstrategie

[29.11.2022] Die bisherige Umsetzung der Gigabitstrategie und Perspektiven für den weiteren Glasfaserausbau hierzulande diskutierten Politik und Telekommunikationsbranche bei der BREKO Jahrestagung in Berlin. Rund 700 Teilnehmende zählte der Bundesverband Breitbandkommunikation.

Über die Rahmenbedingungen für den weiteren Glasfaserausbau haben Branche und Politik jetzt bei der Jahrestagung des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) diskutiert. Rund 700 Gäste aus Politik, Branche, Verwaltung und Wissenschaft kamen dazu laut BREKO nach Berlin. Die bisherige Umsetzung der Gigabitstrategie und die Frage, welche Maßnahmen für die Erreichung der Glasfaser-Ausbauziele der Bundesregierung ergriffen werden müssen, waren die zentralen Themen.
BREKO-Präsident Norbert Westfal stellte in diesem Rahmen konkrete Forderungen an die Politik im Bund, den Bundesländern und den Kommunen: „Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise und einer wirtschaftlich angespannten Situation ist es jetzt besonders wichtig, dass die Politik die Glasfaser ausbauenden Unternehmen durch die richtigen Rahmenbedingungen unterstützt. Der Glasfaserausbau, als Voraussetzung für ein leistungsfähiges und nachhaltiges digitales Deutschland, darf jetzt nicht ins Stocken geraten. Auf Bundesebene fordern wir insbesondere klare Regeln für eine zielgerichtete Priorisierung der zukünftigen Gigabitförderung, um die zur Verfügung stehenden Fördermittel in die Kommunen zu bringen, die sie wirklich benötigen. Dies gilt umso mehr, da in erheblichem Umfang privates Kapital für den Ausbau bereitsteht. In den Bundesländern müssen zügig digitale Verwaltungsverfahren etabliert werden, die länder- und behördenübergreifend standardisiert sind. Wenn zudem alternative Verlegemethoden endlich eine höhere Akzeptanz in den Kommunen und auch in der Bauindustrie finden, haben wir die Chance, die Ziele der Bundesregierung zu erreichen und den Ansprüchen einer modernen und digitalen Gesellschaft gerecht zu werden.“

Klare Priorisierung in der Glasfaserförderung

Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, griff diese Themen in seinem Grußwort auf. „Eine leistungsstarke, flächendeckende und resiliente Breitband-Infrastruktur ist das Nervensystem der Digitalisierung“, sagte Wissing. „Unser Ziel ist, dass bis Ende des Jahres 2025 mindestens jeder zweite Haushalt und Unternehmensstandort Glasfaser nutzen können soll. Bis 2030 wollen wir dann flächendeckend Glasfaser bis ins Haus verfügbar haben. In der Gigabitstrategie haben wir festgeschrieben, wie wir ideale Rahmenbedingungen für einen beschleunigten Ausbau schaffen können. Wir gestalten eine Förderung mit Augenmaß, die sich auf die Gebiete konzentriert, in denen kein eigenwirtschaftlicher Ausbau stattfindet, ohne jedoch private Investitionen zu verdrängen. Der Netzausbau ist und bleibt marktgetrieben und damit eigenwirtschaftliche Aufgabe der privaten Betreiber. Um das bestmöglich zu unterstützen, wollen wir bürokratische Hürden senken und Genehmigungsverfahren beschleunigen, vereinfachen und digitalisieren.“ Auch Wissing ist der Ansicht, dass es mehr Flexibilität bei der Verlegetechnik braucht. „Wir müssen uns für alternative Methoden wie Trench- und Fräsverfahren oder oberirdische Leitungen öffnen. Unsere Ziele können wir nur gemeinsam erreichen. Wir brauchen das perfekte Zusammenspiel von Unternehmen und Branche, Bund, Ländern und Kommunen“, so Wissing.
Für „eine klare Priorisierung von unwirtschaftlichen Netzausbaugebieten“ in der Glasfaserförderung sprach sich außerdem der Vorsitzende der Monopolkommission, Jürgen Kühling aus. Denn der Weg zur Gigabit-Gesellschaft sollte wettbewerblich getrieben sein. In seiner Keynote zur Wettbewerbssituation im Telekommunikationsmarkt plädierte er deshalb auch dafür, an der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen festzuhalten.

Podium thematisiert Förderstopp und nachhaltige Netze

Mit Blick auf die Gigabitstrategie diskutierten auf dem Podium die Digitalpolitiker und Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl, Maximilian Funke-Kaiser und Johannes Schätzl, der rheinland-pfälzische Digitalminister Alexander Schweitzer und BREKO-Vorstandsmitglied Alfred Rauscher (Geschäftsführer R-KOM) mit den Moderatoren Kerstin Stromberg-Mallmann und Sven Knapp (Leiter BREKO-Hauptstadtbüro) den kürzlich erfolgten Breitband-Förderstopp. Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) jetzt schnell Vorschläge für die geplante Potenzialanalyse und die Ausgestaltung der neuen Förderrichtlinie liefern muss, um allen Beteiligten Planungssicherheit zu geben. Maximilian Funke-Kaiser kündigte die baldige Veröffentlichung des Entwurfs für die neue Förderrichtlinie an. Einigkeit herrschte außerdem über die Notwendigkeit der Digitalisierung der Genehmigungsverfahren im Glasfaserausbau.
Der Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit war Thema einer weiteren Podiumsdiskussion. Moderatorin Kerstin Stromberg-Mallmann sprach mit Judith Luig, Leiterin Strategie, Politik und Glasfaser bei den Stadtwerken Münster und Eveline Metzen, Leiterin Government Affairs and Public Policy DACH bei Google über die Rahmenbedingungen für den nachhaltigen Netzausbau. Thematisiert wurde hier unter anderem ein aktuelles Projekt, das sich mit dem Nachweis von Nachhaltigkeitsfaktoren für den Netzausbau befasst und entsprechende Leistungskennzahlen entwickelt. Zwischen BREKO, den Stadtwerken Münster und Böcker Ziemen Consultants sei die Idee entstanden, dazu einen Branchenleitfaden zu entwickeln. Er soll Branchenakteuren eine systematische, an das Glasfasergeschäft angepasste Grundlage für eine kontinuierliche Nachhaltigkeitsberichterstattung an die Hand geben, auch mit Blick auf die EU-Berichtsverpflichtung ab 2025. Der Fokus auf das Thema trägt laut BREKO maßgeblich dazu bei, die Digitalisierung insgesamt umweltverträglicher und sozialer zu gestalten und fest in der unternehmensinternen Nachhaltigkeitsstrategie zu verankern.



Stichwörter: Politik, Breitband, BREKO, Glasfaser


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Porträtfoto Dörte Schall

Rheinland-Pfalz: Neue Digitalministerin ernannt

[03.07.2024] Neue Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung in Rheinland-Pfalz wird Dörte Schall. Der bisherige CIO/CDO der Landesregierung, Fedor Ruhose, soll Chef der Staatskanzlei werden. mehr...

Thüringer Landes-CIO Hartmut Schubert im dunklen Anzug am Rednerpult, im Hintergrund eine blaue Wand.

Thüringen: Zehn Millionen Euro für kommunale Digitalisierung

[02.07.2024] Das Land Thüringen will die kommunale Digitalisierung mit zehn Millionen Euro fördern. Das geht aus der neuen Thüringer E-Government-Richtlinie hervor, die jetzt offiziell veröffentlicht wurde. Gefördert werden unter anderem digitale Fachverfahren und Schnittstellen, IT-Sicherheits-Maßnahmen und die interne Prozessoptimierung. mehr...

Cover des Jahresberichts 2023 des Sächsischen NKR.

Bürokratieabbau: Jahresbericht des Sächsischen Normenkontrollrats

[01.07.2024] Mit der Erfüllungsaufwandsdarstellung neuer Regelungen soll der Sächsische Normenkontrollrat zu mehr Transparenz beitragen und Erkenntnisse zum Bürokratieabbau in Sachsen wie auch im bundesweiten Vergleich liefern. Nun liegt der Jahresbericht für 2023 vor. mehr...

Ministerien und Ämter des Freistaats Bayern können künftig Anwendungen aus der  Kubernetes-Cloud nutzen.
bericht

Cloud-Strategie: Bundeskanzleramt verwirft Deutsche Verwaltungscloud

[27.06.2024] Mit einem ungewöhnlichen Schritt brüskiert das Kanzleramt alle Initiativen rund um die Deutsche Verwaltungscloud und drängt die Bundesländer zu einem Vertragsabschluss mit Delos, einer in Deutschland betriebenen Variante der Microsoft Azure Cloud. mehr...

Gruppenfoto: Teilnehmende der IT-Planungsrats-Klausurtagung auf der Außentreppe eines Gebäudes.

IT-Planungsrat: Weichenstellung für modernen Föderalismus

[20.06.2024] Als zentrales Steuerungsgremium für die Digitalisierung der Verwaltung gestaltet der IT-Planungsrat den organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Rahmen der Verwaltungsdigitalisierung. In seiner letzten Sitzung traf das Gremium weitreichende Beschlüsse, die bei der Umsetzung zu mehr Tempo und Effizienz führen sollen. mehr...

In blaues Licht getauchte Bühne mit rund 20 leger gekleideten Personen, die Urkunden präsentieren.

Schleswig-Holstein: Innovative Open-Source-Lösungen für die Verwaltung

[20.06.2024] Die Landesregierung Schleswig-Holstein will digitale quelloffene Lösungen für Arbeits- und Verwaltungsprozesse fördern. Nun wurden auf dem Waterkant Festival Kiel fünf Open-Source-Projektideen ausgezeichnet, die noch in diesem Jahr in die Umsetzung starten sollen. mehr...

Weiße Puzzleteile auf weißem Hintergrund.

Registermodernisierung: Was bedeutet der Verzicht auf etablierte Standards?

[19.06.2024] Der Bund hat entschieden, bei der Registermodernisierungskomponente NOOTS nicht auf den etablierten Protokollstandard OSCI zu setzen – stattdessen soll etwas völlig neues entwickelt werden. Der Databund sieht darin eine Fehlentscheidung, die hohe Millionenbeträge verschlingt und die Verwaltungsmodernisierung um Jahre zurückwirft. mehr...

Symbolbild: ein unsortierter Haufen weißer Paragrafenzeichen, dazwischen ein hellblaues.

Rheinland-Pfalz: IT-Staatsvertrag wird ratifiziert

[18.06.2024] Um die Verwaltungsdigitalisierung besser unterstützen zu können, soll der Zweite IT-Änderungsstaatsvertrag die IT-Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern weiter stärken. Insbesondere die Rolle der FITKO als zentrale Umsetzungseinheit soll weiterentwickelt und gestärkt werden. Nun hat Rheinland-Pfalz den Weg zur Ratifizierung frei gemacht. mehr...

Das Bild zeigt Thomas Popp, CIO des Freistaats Sachsen.

Sachsen: NIS2-Richtlinie umgesetzt

[17.06.2024] Der Sächsische Landtag hat ein neues Gesetz verabschiedet, das die Anforderungen der europäischen Cyber-Sicherheitsrichtlinie NIS2 umsetzt. Behörden müssen nun erweiterte Maßnahmen zur Informationssicherheit einhalten und einen umfassenden Schutz gewährleisten. mehr...

Das Bild zeigt Kristina Sinemus, Ministerin für Digitalisierung und Innovation in Hessen.

OZG 2.0: Hessen begrüßt Einigung

[17.06.2024] Die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus begrüßt die Zustimmung des Bundesrats zur Novelle des Onlinezugangsgesetzes. Insbesondere die Weiterentwicklung des Bürgerkontos zur DeutschlandID stößt in Hessen auf Zustimmung. mehr...

Nationaler Normenkontrollrat: Verwaltungsdigitalisierung nicht ausbremsen

[17.06.2024] Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat hat einen Einigungsvorschlag zum OZG-Änderungsgesetz, dem so genannten OZG 2.0, vorgelegt, das noch im Juli in Kraft treten könnte. Der NKR drängt auf zügige Umsetzung, auch wenn das Gesetz nicht alle strukturellen Baustellen löse. mehr...

Schleswig-Holstein: OZG 2.0 hat an Qualität gewonnen

[13.06.2024] Die Verwaltungsdigitalisierung kann jetzt deutschlandweit weiter Fahrt aufnehmen – so das Fazit des Schleswig-Holsteinischen Digitalisierungsministers Dirk Schrödter zur OZG-Einigung im Vermittlungsausschuss. Der Gesetzentwurf war von Schleswig-Holstein in seiner ersten Fassung abgelehnt worden. mehr...

Blick in einen Sitzungssaal

OZG 2.0: Einigung im Vermittlungsausschuss

[13.06.2024] Nachdem das vom Bundestag verabschiedete OZG-Änderungsgesetz im Bundesrat gescheitert war, hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser den Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat angerufen. Gestern hat dieser einen Einigungsvorschlag vorgelegt, dem aber vor Inkrafttreten der Bundestag zustimmen muss. Dies könnte noch in dieser Woche passieren. mehr...

Bayrischer Landtag bei einer Sitzung.

Bayern: Gut ausgestattet

[13.06.2024] Für das Bayerische Staatsministerium für Digitales sieht der nun vom Landtag beschlossene Doppelhaushalt 2024/2025 ein höheres Budget denn je vor. Digitalminister Fabian Mehring sieht darin eine Bestätigung durch Staatsregierung und Parlament. mehr...

Thüringer Landes-CIO Hartmut Schubert im dunklen Anzug am Rednerpult, im Hintergrund eine blaue Wand.

Thüringen: Rückblick und Ausblick

[12.06.2024] Thüringens Landes-CIO Hartmut Schubert informiert über den Stand von E-Government und IT-Sicherheit im Freistaat. Er sieht gute Grundlagen für eine komplett digitalisierte Verwaltung und zeichnet mit der neuen E-Government-Strategie eine optimistische Vision für die Digitalisierung der Thüringer Verwaltung. mehr...