BSIVerschärfte Gefährdungslage
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat jetzt seinen aktuellen Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland veröffentlicht. Er gibt einen Überblick über die Entwicklungen zwischen dem 1. Juni 2019 und dem 31. Mai 2020 sowie über die Aktivitäten des BSI. Die Gefährdungslage ist demnach weiterhin geprägt von Cyber-Angriffen mit Schad-Software. Wie das BSI mitteilt, übersteigt die Zahl der Schadprogramme inzwischen die Milliardengrenze. Allein im Berichtszeitraum seien 117,4 Millionen neue Varianten hinzugekommen. Das entspricht etwa 320.000 neuen Schadprogrammen pro Tag. Weiterhin dominant sei die Schad-Software Emotet, die das BSI schon vor rund zwei Jahren als gefährlichste Schad-Software der Welt bezeichnet hat.
Angreifer erhöhen Druck
Das BSI beobachtet, dass Daten immer öfter nicht nur verschlüsselt, sondern von Cyber-Kriminellen kopiert und ausgeleitet werden. Die Angreifer drohen zusätzlich damit, die Daten an Interessenten zu verkaufen oder zu veröffentlichen. Damit erhöhen sie den Druck, Lösegeldforderungen nachzukommen. Von Cyber-Angriffen betroffen seien Unternehmen und Institutionen aller Größen und Branchen. Auch kommunale Verwaltungen, Krankenhäuser und Hochschulen seien von Ransomware-Angriffen bedroht. Bemerkenswert ist laut BSI die Bedrohung durch Daten-Leaks – den Diebstahl oder die unbeabsichtigte Offenlegung personenbezogener Datensätze. So seien in einem Fall allein in Deutschland im Zeitraum von Juli bis September 2019 etwa 15.000 Patientendatensätze mit mehreren Millionen medizinischen Bildern öffentlich ohne Passwortschutz zugänglich gewesen. Die Informationen lagen auf so genannten PACS-Servern (Picture Archiving and Communication Systems), die im Gesundheitswesen zur Bildarchivierung genutzt werden.
Digitalisierungsschub absichern
Großen Einfluss auf die Cyber-Sicherheitslage habe außerdem die Corona-Pandemie. Viele Menschen arbeiten im Homeoffice. Bring-your-own-Device werde vielerorts als Mittel zur Arbeitsfähigkeit akzeptiert, Unterricht im Homeschooling via Laptop und Webcam abgehalten. Auch seien kurzfristig zahlreiche Videokonferenzen eingerichtet worden. IT- und Datensicherheit spielt dabei laut BSI oft eine untergeordnete Rolle. „In der akuten Situation habe ich durchaus Verständnis dafür“, sagt BSI-Präsident Arne Schönbohm. „Jetzt aber, nachdem sich vieles eingespielt hat, gilt es, dieses ‚neue Normal‘ nachhaltig und sicher zu gestalten. Tun wir dies nicht, dann werden wir die Folgen in einigen Wochen oder Monaten spüren. Wenn wir weiterhin von der Digitalisierung profitieren wollen, dann dürfen wir es Angreifern nicht zu leicht machen.“ Der neue Lagebericht macht laut Schönbohm aber auch deutlich, dass das BSI die Cyber-Sicherheit in Deutschland ein gutes Stück vorangebracht hat. „Als Cyber-Sicherheitsbehörde des Bundes übernimmt das BSI Verantwortung, indem wir uns mit den Risiken der Digitalisierung auseinandersetzen und aufzeigen, wie wir diesen wirksam begegnen können.“
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