OSBA-StellungnahmeVergabereform in Sachsen

[29.05.2024] Das Land Sachsen hat ein neues landesweites Vergabegesetz als Referentenentwurf zur Kommentierung vorgelegt. Nach Ansicht der Open Source Business Alliance (OSBA) bleiben die Regelungsvorschläge des Entwurfs hinter der Open-Source-Strategie der Sächsischen Staatsverwaltung zurück.

Die sächsische Landesregierung hat einen Gesetzentwurf für ein neues landeseigenes Vergabegesetz (SächsVergabeG) vorgelegt und die Verbände zur Kommentierung aufgerufen.

Die Open Source Business Alliance (OSBA) kommt zu dem Schluss, dass es dem Gesetzentwurf insbesondere bei der Digitalisierung von Kommunikationsprozessen sowie beim Thema Open Source noch an der nötigen Konsequenz und Durchschlagskraft fehlt. Der Verband hat eine ausführliche Stellungnahme abgegeben und macht darin auch konkrete Änderungsvorschläge zum Gesetzentwurf.

Schlupflöcher bremsen die Verwaltungsdigitalisierung

Obwohl die sächsische Digitalstrategie das Ziel formuliert, dass die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern sowie Unternehmen medienbruchfrei möglich sein soll, hebelt der Gesetzentwurf für das neue sächsische Vergabegesetz dieses Ziel aus, moniert die OSBA. Indem kommunalen Auftraggebern und sonstigen Körperschaften die Möglichkeit eingeräumt werde, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge auf die Anwendung der Unterschwellenvergabeordnung (UVgO) zu verzichten, könne die eigentlich vorgegebene Digitalisierung der Kommunikation im Rahmen von Vergabeverfahren umgangen werden. Die Konsequenz, so die OSBA: Wer in den Vergabestellen keine Lust auf Digitalisierung hat, kann nach dem Gesetzentwurf für das Sächsische Vergabegesetz auch weiterhin mit Zettel und Stift arbeiten. Damit die Digitalisierung der Sächsischen Verwaltung nicht unnötig verzögert wird, empfiehlt der Verband die ersatzlose Streichung der entsprechenden Passage des Gesetzentwurfs (§ 3 Abs. (1) 1.c).

Eine Prüfpflicht ist zu wenig

Die Open-Source-Strategie der Sächsischen Staatsverwaltung gibt als Ziel vor, dass bestehende Abhängigkeiten in der landeseigenen IT-Infrastruktur reduziert und ein verstärkter Einsatz von Open Source Software prioritär vorangetrieben werden sollen, um die digitale Souveränität des Landes Sachsen zu stärken. Im Gesetzentwurf für das neue sächsische Vergabegesetz ist allerdings lediglich ein Prüfauftrag formuliert. Diese Formulierung „Bei der Beschaffung von Software ist zu prüfen, ob Software, deren Quellcode frei verfügbar ist und von unabhängigen Dritten eingesehen werden kann, in Betracht kommt“ (§ 6 Abs. (2)) lasse jedoch komplett offen, ob Open Source Software in der Sächsischen Verwaltung verstärkt oder sogar vorrangig beschafft und genutzt werden soll oder nicht. Durch eine reine Prüfung alleine entstehe kein Handlungs- oder Veränderungsdruck, so die OSBA. Durch eine solche weiche Regelung könne keine Steigerung des Einsatzes von Open Source Software erreicht werden.

Konsequenter Vorrang für Open Source

Länder wie Schleswig-Holstein und Thüringen haben einen Vorrang für Open Source Software bei der Beschaffung bereits in ihren landeseigenen E-Government-Gesetzen verankert, in Thüringen findet sich dieser Vorrang für Open Source zudem im landeseigenen Vergabegesetz. Bayern hat einen Vorrang für Open Source im Bayerischen Digitalgesetz festgeschrieben. Im Gesetzentwurf für das Onlinezugangsänderungsgesetz auf Bundesebene ist ebenfalls eine vorrangige Nutzung von Open Source Software verankert (wir berichteten). Die OSBA schlägt auch für das sächsische Vergabegesetz eine Anpassung vor, die einen Vorrang für die Beschaffung von Open Source Software festlegt. So könnten die in der Open-Source-Strategie der Sächsischen Staatsverwaltung formulierten Ziele mithilfe des Sächsischen Vergabegesetzes umgesetzt werden.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: E-Procurement
Momentaufnahme eines Vortrags bei der Beschaffungskonferenz 2023

25. Beschaffungskonferenz: Gut einkaufen für öffentliche Auftraggeber

[13.08.2024] Vom 23. bis 24. September findet die 25. Beschaffungskonferenz in Berlin statt. Teilnehmer aus den Bereichen Beschaffung, Vergabe, Wissenschaft, Politik und der Wirtschaft kommen hier zusammen, und erhalten Ein- und Ausblicke rund um den öffentlichen Einkauf. mehr...

Das Bild zeit das Logo der Webinar-Reihe Kommune21 im Gespräch

Live-Webinar „Kommune21 im Gespräch“: Synergien bei Ausschreibungen

[02.02.2024] In der Webinar-Reihe „Kommune21 im Gespräch“ geht es am 7. März 2024 um Synergien zwischen Ausschreibungen der öffentlichen Hand und Online-Marktplätzen. Ralf Togler und Andreas Pokropp von der Einkaufsgemeinschaft KoPart sowie Monika Schmidt von der TEK-Service AG diskutieren über die innovative Kombination von Ausschreibungsverfahren und Marktplatzmodellen. mehr...

Thüringen: E-Vergabe-Plattform etabliert

[11.01.2024] Im Jahr 2023 wurden 2.304 Ausschreibungen auf der E-Vergabe-Plattform des Freistaats Thüringen veröffentlicht. Die Landesvergabeplattform ist in einen Kooperationsverbund mit der Bundesverwaltung und mehreren Bundesländern eingebunden. mehr...

Hamburg: Vereinfachte Vergabe

[04.01.2024] Durch eine Experimentierklausel werden die Vergabeverfahren der Freien und Hansestadt Hamburg bis zu einem bestimmten Auftragswert deutlich vereinfacht. mehr...

E-Vergabe: Reibungsloser Start der eForms


[18.12.2023] Im Rahmen des digitalen Wandels des öffentlichen Auftragswesens spielen die eForms als neuer Veröffentlichungsstandard innerhalb der EU eine wichtige Rolle. Über die Vergabeplattformen von RIB Software sind in den ersten sechs Wochen seit dem Start bereits mehr als 1.000 eForm-Veröffentlichungen erfolgt. mehr...

CGI: Volldigitales Wettbewerbsregister

[06.12.2023] Um den fairen Wettbewerb im öffentlichen Auftragswesen zu sichern, betreibt das Bundeskartellamt das Wettbewerbsregister. Dafür hat CGI jetzt als eines der ersten volldigitalen Register der öffentlichen Verwaltung ein durchgängig digitalisiertes Fachverfahren entwickelt. mehr...

adesso: Mitarbeit an Beschaffungsplattform

[04.12.2023] Die Plattform „Datenservice Öffentlicher Einkauf“ soll für Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen sorgen und entspricht der aktuellen EU-Durchführungsverordnung, die den Standard eForms-DE vorschreibt. adesso hat das Beschaffungsamt bei der Umsetzung zentraler Komponenten unterstützt. mehr...

Bundesverwaltung: Zentrales Beschaffungs-Management

[31.08.2023] Für das Haushalts- und Beschaffungs-Management der Bundesverwaltung liegt eine erste, vollständig zentrale digitale Lösung vor. Das ERP Bundestemplate SAP S/4HANA ist Ende zu Ende digitalisiert und läuft als SaaS auf der Bundescloud. mehr...

bericht

eWarenhaus Berlin: Strategischer Einkauf

[08.05.2023] Strategische Mehrwerte lassen sich bei der elektronischen Beschaffung durch die Kombination von Rahmenverträgen und der Nutzung von Marktplätzen erzielen. Dies gilt für das eWarenhaus Berlin, das mittlerweile von vielen Dienststellen und fast allen Berliner Bezirken genutzt wird. Möglich wurde das Projekt durch die Einbindung des Einkaufsdienstleisters TEK-Service. mehr...

Vergabe: Datenschutz im Blick haben

[04.05.2023] Eine Orientierungshilfe zum Thema Datenschutz als Kriterium im Vergabeverfahren hat der Bayerische Landesbeauftragte für den Datenschutz veröffentlicht. Das Papier soll Kommunen und staatlichen Behörden helfen, kostspielige Fehlgriffe bei der Beschaffung zu vermeiden. mehr...

BeschA: Neuer Rahmenvertrag mit MACH

[19.04.2023] Eine neue Rahmenvereinbarung mit MACH hat das Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums (BeschA) geschlossen. In diese ist auch ein Beschaffungs-Self-Service aufgenommen worden. mehr...

BeschA: Erfolgreiches Geschäftsjahr

[23.03.2023] Das Beschaffungsamt des BMI (BeschA) hat im vergangenen Geschäftsjahr ein Auftragsvolumen von knapp 5,2 Milliarden Euro erreicht. Drei Viertel der Vergabeverfahren entfielen auf IT-Dienstleistungen und IT-Technik. mehr...

Neue zentrale Serviceplattform bündelt Bekanntmachungsdaten aus öffentlichen Ausschreibungen.

EfA-Plattform: Datenservice öffentlicher Einkauf

[06.02.2023] Der Datenservice Öffentlicher Einkauf bündelt veröffentlichungspflichtige Bekanntmachungen zu Vergabeverfahren von Bund, Ländern und Kommunen an zentraler Stelle, um Bietenden den Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen zu erleichtern. Der Service steht nun zur Nachnutzung bereit. mehr...

Vergaberecht: Konsultation zur Reform

[23.01.2023] Öffentliche Vergabeverfahren sollen künftig einfacher, digitaler und schneller ablaufen. In den nun gestarteten Transformationsprozess kann sich die Öffentlichkeit mit Vorschlägen und Ideen einbringen. mehr...