GovTechUngenutzte Potenziale

[13.03.2024] Europas Behörden vergeben zu wenig öffentliche Aufträge an GovTech-Unternehmen. Damit bleibt ein großes Innovationspotenzial ungenutzt, das den Public Sector bei Digitalisierung und Modernisierung voranbringen könnte. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von Sopra Steria.
Nahaufnahme eines Fingers, der eine Boost-Taste mit einem Raketensymbol drückt, schwarzer Hintergrund und grünes Licht.

Digitalisierungs-Boost durch Start-ups? Bei der Vergabe lässt der öffentliche Sektor viele Innovationschancen ungenutzt.

(Bildquelle: olivier26/123rf.com)

Der Ruf nach einer modernen digitalen Verwaltung in Europa ist laut. Die Möglichkeiten, die Unternehmen aus dem Bereich Government Technology (GovTech) dabei bieten, werden von öffentlichen Institutionen jedoch nur zu einem Bruchteil ausgeschöpft. Das zeigt eine Analyse zur öffentlichen Beschaffung in Europa, die von Sopra Steria und GovMind durchgeführt wurde.

Die Bewältigung zahlreicher Herausforderungen wie Klimawandel, Konflikte, demografischer Wandel und stagnierendes Wirtschaftswachstum in Europa lasse derzeit politisch wie finanziell „nur wenig Spielraum für neue, ehrgeizige Maßnahmen“, so Sopra Steria. Gleichzeitig wachse der Druck auf Behörden in ganz Europa, Dienstleistungen wie auch interne Prozesse durch die Digitalisierung effizienter zu gestalten. Stärker auf innovative Lösungen von GovTechs zu setzen, könnte europäischen Regierungen den Weg aus diesem Dilemma weisen. Vorteile seien schnellere, bequemere Dienstleistungen und ein geringerer Verwaltungsaufwand, aber auch mehr Vertrauen in die öffentliche Verwaltung. Der Einsatz von GovTech-Innovationen stimuliere zudem das Unternehmertum und das Wirtschaftswachstum in den jeweiligen Ländern Europas und schaffe ein wettbewerbsfähigeres Technologie-Ökosystem.

200 Milliarden Euro ungenutztes GovTech-Potenzial jährlich

Bisher schöpft der öffentliche Sektor seine Möglichkeiten nicht aus. Wie groß die Lücke zwischen dem Innovationspotenzial und der tatsächlichen Auftragsvergabe ist, zeigt eine Rechnung von Sopra Steria auf Basis von GovMind-Daten: Öffentliche Verwaltungen in Europa beschaffen jährlich Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 2,75 Billionen Euro – doch nur ein sehr kleiner Anteil, genauer ein viertel Prozent (6,4 Milliarden Euro), entfällt auf GovTech-Lösungen. Würden sich Behörden umorientieren und mehr Aufträge an GovTechs statt an traditionelle Unternehmen vergeben, könnten 7,5 bis 9 Prozent des gesamten Beschaffungsvolumens in die Digitalisierung fließen, also mehr als 200 Milliarden Euro. Durch das Heben dieses GovTech-Potenzials könne Europa einen GovTech-Binnenmarkt schaffen und damit der europäischen Integration ein neues Kapitel hinzufügen. „Von Kohle und Stahl über Waren und Dienstleistungen bis hin zu einer gemeinsamen Währung und schließlich einem Technologiemarkt“, sagt Ronald de Jonge, Operating Officer & Deputy Head of Public Sector bei Sopra Steria. Dafür brauche es „keine langen Verhandlungen und Ratifizierungen, sondern eine konsequente Nutzung des vorhandenen Innovationspotenzials“. Sopra Steria selbst bringe mit einem Venture-Client-Ansatz innovative Start-ups und Behörden gezielt miteinander in Verbindung.

Über 5.000 europäische GovTech-Lösungen

GovMind hat insgesamt 2.126 GovTechs in Europa identifiziert, darunter Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die seit dem Jahr 2000 gegründet wurden und ihren Hauptsitz in einem der europäischen Länder haben. In zentralen Themenfeldern wie beispielsweise interner Verwaltung, Bürgerkommunikation oder Stadtentwicklung ist die Firmenlandschaft heute deutlich vielfältiger als noch vor fünf oder gar zehn Jahren. So hat sich die Zahl der Anbieter zwischen 2011 und 2021 fast vervierfacht – mehr als 5.000 GovTech-Lösungen stehen für den sofortigen Einsatz bereit. Öffentliche Auftraggeber könnten bei ihrer Beschaffungsentscheidung auf eine größere und vielfältigere Unternehmenslandschaft zurückgreifen, als es derzeit der Fall ist.

Allerdings, so Sopra Steria, erfordere dieses umfassende Angebot tiefgehende Marktkenntnis. Hier könnten „Ökosysteme“ Abhilfe leisten. Mit neuen Formaten und Partnern könnten sie dazu beitragen, dass öffentliche Verwaltungen und GovTechs verstärkt zusammenarbeiten können. „Das erprobte Venture-Clienting-Modell ist die effizienteste Methode, um diese Ventures mit ihren tausenden Lösungen zu scouten, zu evaluieren und mit den bestehenden Herausforderungen der Verwaltung zu matchen. Es wäre unrealistisch, von der öffentlichen Beschaffung und den Kommunen zu erwarten, ein solches europaweites Scouting eigenständig zu bewältigen“, sagt Darius Selke, Head of Sopra Steria Ventures Deutschland. Die Technologieberatung habe bereits umfangreiche Erfahrungen im Matchmaking zwischen etablierten Unternehmen und Verwaltungen sowie Start-ups, wie etwa dem deutschen KI-Aushängeschild Aleph Alpha, gesammelt.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Ein bärtiger Mann im blauen Anzug mit Mikro auf einer Bühne, hinter ihm die Schrift "eGovernment Monitor".

Initiative D21: Vertiefte Zusammenarbeit mit FITKO

[16.12.2024] Die FITKO ist neues Fördermitglied der Initiative D21. Gemeinsam wollen die Organisationen die bürgerorientierte Verwaltungsdigitalisierung voranbringen. Die Kooperation soll technologische Innovationen und die föderale Umsetzung stärken. mehr...

Das Bild zeigt Bayerns Digitalminister Fabian Mehring.

GovTech Campus: Fabian Mehring neu im Präsidium

[13.12.2024] Der bayrische Staatsminister und Landes-CIO Fabian Mehring wurde in Berlin einstimmig in das neue Präsidium des GovTech Campus Deutschland gewählt. Gemeinsam mit Bund, Ländern und Kommunen will er den Ausbau digitaler Verwaltungsinnovationen steuern und dabei für mehr Tempo sorgen. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Workout macht fit für BIM

[11.12.2024] Um die Kommunen des Landes fit zu machen für das digitale Bauen und Planen, hat das nordrhein-westfälische Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung die Schulungsreihe „Kommunal.BIMsprint NRW“ aufgesetzt. mehr...

Nachnutzung: Dienst „W@ffenrechtliche Erlaubnisse“ in der Fläche

[10.12.2024] Der Onlinedienst für waffenrechtliche Erlaubnisse ist bundesweit verfügbar: In 80 Waffenbehörden von elf Ländern beschleunigt er Antragsverfahren erheblich. Bayern und das Saarland koordinierten die Entwicklung, den Betrieb übernimmt die AKDB. Ein weiteres Land plant nun die Einführung. mehr...

Vier Elemente der Digitalen Dachmarke

Digitale Dachmarke: Kleine Elemente mit großer Wirkung

[06.12.2024] Die Digitale Dachmarke für Deutschland startet: Mit verschiedenen Elementen soll sie Einheitlichkeit und Vertrauen in föderalübergreifende Online-Angebote stärken. Erste Websites setzen die Kennzeichnungselemente bereits ein. mehr...

Rotes Stethoskop liegt auf einer Laptop-Tastatur.

Mecklenburg-Vorpommern: Zukunftspläne für den digitalen ÖGD

[04.12.2024] In Mecklenburg-Vorpommern wird der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) digitaler: Mit einer neuen Strategie und Bundesförderung hat das Land Fortschritte erzielt, darunter eine moderne IT-Infrastruktur und Vernetzung. Ziel ist ein effizienter, krisenfester ÖGD bis 2025. mehr...

Serverreihe in einem Rechenzentrum,in der Bildmitte mit dem Rücken zum Betrachter zwei Männer, die an den servern zu arbeiten scheinen.

Bitkom-Studie: Rechenzentrumsmarkt in Deutschland

[29.11.2024] Laut einer aktuellen Bitkom-Studie liegt Deutschland bei Rechenzentren zwar weiterhin in Europa vorn, doch beim globalen Markt verliert das Land an Boden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, fordert der Bitkom eine umfassende politische Unterstützung. mehr...

Nahaufnahme von zwei Papierstapeln, bläuliche Farbstimmung.

Niedersachsen/Hamburg: ÖGD wird digitaler

[26.11.2024] Die Erfahrungen der Corona-Pandemie haben die Notwendigkeit einer digitalen Transformation im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) verdeutlicht. Niedersachsen und Hamburg nutzen ein Bundesprogramm, das bis 2026 insgesamt 800 Millionen Euro zur Verfügung stellt, um ihre digitalen Strukturen zu stärken. mehr...

Detailaufnahme aus einem Rechenzentrum: Rückseite eines Serverracks mit Kabeleingängen und Leuchtdiode.

Thüringen: Besuch aus Österreich

[26.11.2024] Eine Delegation aus Österreich, bestehend aus den sechs CIOs der österreichischen Regierung und dem Gruppenleiter für Digitalisierung und E-Government, hat sich im Thüringer Landesrechenzentrum über die Verwaltungscloud des Freistaats informiert. mehr...

Beispiel für ein Dashboard zu Gewaltvorfällen – dargestellt mit disy Cadenza unter Verwendung von Demodaten.

BMBF/disy Informationssysteme: Gewalt im öffentlichen Dienst erfassen

[20.11.2024] Das Forschungskonsortium InGe hat einen Prototyp einer digitalen Meldeplattform für Gewaltvorfälle im öffentlichen Dienst vorgestellt. Erfasst werden können auch nichtstrafbare Vorfälle, um eine fundierte Datenbasis für Prävention zu schaffen. Grundlage ist die Software disy Cadenza. mehr...

Mehrere Teilnehmende stehen vor einer Pinnwand mit Post-Ists und überlegen.

DIN-Prozess: Mehr Qualität für digitale Services

[19.11.2024] Auf Initiative des Bundesinnenministeriums trafen sich Beschäftigte aus Verwaltung und Wirtschaft zu einem Auftaktworkshop beim Deutschen Institut für Normung (DIN). Ziel des Treffens war es, den Grundstein für verbindliche, einheitliche Qualitätsstandards für digitale Verwaltungsleistungen zu legen. mehr...

Brustbild einer Frau in einem dunklen Raum, über deren Gesicht farbiger Programmcode projiziert wird.

Open Data Forum: Offen für die Zivilgesellschaft

[19.11.2024] Das Open Data Forum öffnet sich ab sofort für die Zivilgesellschaft. Bürgerinnen und Bürger können sich nun beteiligen und über die Nutzung und Bereitstellung offener Daten austauschen. Bisher war die Plattform nur für Behörden zugänglich. mehr...

Hamburg: Umfrage zur digitalen Teilhabe

[18.11.2024] Laut einer repräsentativen Umfrage der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz sowie der Verbraucherzentrale Hamburg nutzen die meisten Hamburgerinnen und Hamburger regelmäßig digitale Dienstleistungen. mehr...

Mann sitzt auf einem Sofa und tippt auf seinem Laptop.

Hamburg/Schleswig-Holstein: Auszeichnung für das Projekt KERN

[12.11.2024] Im Kooperationsprojekt KERN entwickeln Hamburg und Schleswig-Holstein ein Open-Source-basiertes Baukastensystem für digitale Verwaltungslösungen, das allen Bundesländern zur Verfügung steht. Die Zusammenarbeit erhielt nun den Preis für gute Verwaltung 2024. mehr...

Breitenbrunn: Mobilfunkmast in Betrieb gegangen

[12.11.2024] In Breitenbrunn wurde jetzt ein neuer Mobilfunkmast offiziell in Betrieb genommen, der durch das bayerische Mobilfunk-Förderprogramm mit 327.000 Euro unterstützt wurde. mehr...