BundeswehrSicherer Messenger für Soldaten

Gerade im Zuge der Corona-Pandemie profitieren auch Behörden und Unternehmen von Messenger-Diensten.
(Bildquelle: Tatsiana Yuralaits/123rf.com)
Messaging erlaubt die einfache und direkte Kommunikation in nahezu Echtzeit. Was im privaten Umfeld längst unverzichtbarer Teil des Alltags ist, gibt es seit November auch für die Bundeswehr: Eine einheitliche und sichere Chat-Lösung für dienstliche sowie private Smartphones und Tablets. Dafür steht laut dem IT-Systemhaus der Bundeswehr, BWI, der BwMessenger. Gerade in der Pandemie-Situation, in der viele Unternehmen und Behörden auf Homeoffice umstellen, sind Messenger-Dienste gefragt. Das gelte auch für die Bundeswehr, deren Angehörigen mehr denn je auf moderne Kollaborations- und Kommunikationstools angewiesen seien. Für hoheitliche Aufgaben und damit für den Einsatz bei der Bundeswehr seien kommerzielle Messenger-Produkte wie der Marktführer WhatsApp jedoch ungeeignet. Denn insbesondere die Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der Daten sei nicht gegeben und erfülle somit nicht die Anforderungen der deutschen Streitkräfte. Ein „sicheres WhatsApp für Soldaten“ hat Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bereits im Dezember 2019 gegenüber dem Bundestagsausschuss Digitale Agenda angekündigt. Seit dem 16. November 2020 steht nun der BwMessenger zum Download in den App Stores bereit.
Sicher und plattformunabhängig
Der komplette Datenverkehr ist beim BwMessenger durch einen Algorithmus Ende-zu-Ende verschlüsselt, informiert die BWI. Die App werde on-premise, also auf eigener IT-Infrastruktur der Bundeswehr betrieben, womit sie die volle Datensouveränität besitzt. Im geschützten Rechenzentrum würden auch sämtliche Daten persistent und mit persönlichem Schlüssel des jeweiligen Nutzenden kryptiert gespeichert. Dass Daten nicht im nativen Speicher des Smartphones oder Tablets abgelegt werden, verhindere zum einen den Abfluss von Daten. Zum anderen könnten Anwender so über verschiedene Endgeräte auf ihre Daten zugreifen. Neben Sicherheit setze die neue Lösung der Bundeswehr auf Nutzerfreundlichkeit und Komfort. Oberfläche und Bedienung würden modernen Messengern entsprechen. Textnachrichten, Dokumente sowie Bild- und Videodateien könnten über Einzel-Chats sowie in öffentlichen und geschlossenen Gruppen geteilt werden. Umfragen und Abstimmungen ermöglichen Teams einfache, schnelle und gemeinsame Entscheidungen.
Einsatz von Open Source
Seit Dezember 2019 entwickelt und erprobt die BWI laut eigener Angabe den BwMessenger im Auftrag der Bundeswehr. Technische Basis sei der offene Protokollstandard für Echtzeitkommunikation Matrix. Als Client komme eine für die Bundeswehr angepasste, auf der Open Source Software Element.io (vormals Riot.im) basierende App zum Einsatz. Die freie Lösung, die beispielsweise auch Grundlage für den französischen Behörden-Messenger Tchap sei, biete viele Vorteile gegenüber proprietären Systemen.
Abseits von Datensouveränität und Informationssicherheit könne das IT-Systemhaus die Lösung jederzeit agil gemäß den Vorgaben der Bundeswehr oder dem Bedarf und Feedback von Nutzern anpassen und erweitern. Die Devise laute dabei: user-centric. Die Menschen, die mit dem BwMessenger täglich arbeiten, sollen im Zentrum der Entwicklung stehen. Es handle sich bei dem Messenger um das erste Open-Source-Vorhaben von Bundeswehr und BWI in dieser Größenordnung, teilt das IT-Systemhaus weiter mit. „Neben den Vorteilen, die uns die Lösung unter anderem in puncto Sicherheit, Skalierbarkeit und Entwicklung bietet, leistet sie einen Beitrag zur digitalen Souveränität der Bundeswehr“, sagt Martin Kaloudis, Chief Executive Officer der BWI.
Aus stashcat wird Matrix
Die ersten Bundeswehrangehörigen arbeiten seit Dezember 2019 im offenen Pilotbetrieb mit dem BwMessenger – also für den Austausch offener, dienstlicher Informationen, berichtet die BWI weiter. Um die Möglichkeiten der Kommunikation und Kollaboration während der Corona-Pandemie und in Zeiten vermehrt mobilen Arbeitens zu verbessern, haben Bundeswehr und BWI den Pilotbetrieb im April auf bis zu 30.000 dienstlich gestellten Smartphones und Tablets erweitert. Jetzt können Bundeswehrangehörige die App auch für die dienstliche Kommunikation auf privaten Android- und iOS-Endgeräten nutzen. Damit löse der Messenger die auf stashcat basierende Applikation BwChat zum Jahreswechsel ab.
Bereits vor knapp zwei Jahren hat laut BWI der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem Kommando Cyber- und Informationsraum (CIR) damit begonnen, den Einsatz solcher Dienste auf privaten Mobilgeräten anhand des proprietären Messengers stashcat zu erproben. Infolge von Covid-19 sei dieser Pilot vorübergehend ausgeweitet worden – auf bis zu 50.000 Nutzer. „Als schnell verfügbare, kommerzielle Kommunikationsplattform hat sich stashcat bewährt. Aber unser Ziel ist, eine einheitliche und vor allem sichere Lösung mit einem durchgängigen Bedienkonzept über alle Messenger-Varianten und Endgeräte hinweg zu bieten“, erklärt Bernward Müser, Referatsleiter CIT II 3 im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Darauf hatten sich BMVg, das Kommando CIR sowie das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und die BWI verständigt.
Höherer Schutzbedarf
In der Bundeswehr besteht darüber hinaus ein höherer Schutzbedarf der ausgetauschten Informationen. Daher arbeitet die BWI nach eigenen Angaben zusammen mit Secusmart daran, mit dem BwMessenger auf dienstlichen Geräten auch Daten bis zur Verschlusssache „Nur für den Dienstgebrauch“ (VS-NfD) übertragen zu können. Für die notwendige Freigabe durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei die Chat-Applikation so angepasst worden, dass die Datenübertragung beispielsweise ausschließlich über verschlüsselte VPN-Tunnel erfolge. Dabei handle es sich um Maßnahmen, die den Datenabfluss verhindern sollen. Ende November soll der VS-NfD-Pilotbetrieb in der Bundeswehr beginnen. In den kommenden Wochen werde die Lösung dann auch zur sicheren mobilen Kommunikation nutzbar sein. Weitere Funktionen sowie der Einsatz als Web-Applikation für PCs sollen folgen. Zu den 50.000 Zugänge, die seit November in der privaten Endgeräteumgebung bereitstehen und den 30.000 Nutzer für dienstliche Endgeräten, sind 20.000 weitere für die VS-NfD-Nutzung vorgesehen. Ab 2021 werde die Zahl der Nutzer schrittweise je nach Bedarf erhöht.
Mehr als ein Messenger
Knapp ein Jahr nach Beginn des Proof of Concepts sei der BwMessenger die bundeswehreinheitliche und sichere Messaging-Plattform, die Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer angekündigt hatte, heißt es vonseiten der BWI weiter. „Entwicklungspotenzial und Anwendungsfälle reichen jedoch weit darüber hinaus“, sagt Dirk Klimpel, innoX Scouting & Advisory der BWI. Die Projektverantwortlichen von Bundeswehr und BWI sehen in Matrix einen Lösungsansatz, um ein sicheres Kommunikationsprotokoll zu etablieren, das beispielsweise auch im Bereich des Internet of Things, etwa bei der Übermittlung von Telemetriedaten genutzt werden könnte, berichtet die BWI. Zudem soll die Chat-Lösung ressortübergreifend einsetzbar sein, etwa über standardisierte Schnittstellen zu anderen sicheren Messenger-Diensten der Bundesverwaltung.
IT-Planungsrat: Neuer Bericht zur Datennutzung
[19.02.2025] Beim Jahresauftakttreffen des IT-Planungsrats zum Schwerpunktthema Datennutzung diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Bund, Ländern und Kommunen aktuelle Fortschritte und kommende Projekte. Der jetzt vorliegende Jahresbericht bietet dazu einen detaillierten Überblick. mehr...
OSBA: Beschaffung von Open Source Software
[14.02.2025] Bei öffentlichen Ausschreibungen zählt meist der niedrigste Preis. Im Fall von Open Source Software ist dies oftmals zum Schaden des Auftraggebers: Sicherheits- und Wartungsprobleme drohen, wenn Anbieter zu knapp kalkulieren. Die OSBA hat ein Paper zur nachhaltig erfolgreichen Beschaffung veröffentlicht. mehr...
Sachsen-Anhalt: Ideen für digitale Verwaltung gesucht
[12.02.2025] Das Land Sachsen-Anhalt sucht erneut innovative Ideen für die digitale Verwaltung. Gefragt sind digitale Konzepte und Modelle für die vielfältigen Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Bewerbungen sind bis 14. März möglich. mehr...
Bayern: Hardware für den Freistaat
[10.02.2025] Bayern investiert über 40 Millionen Euro in moderne IT-Ausstattung für die Verwaltung. Rund 80.000 energieeffiziente Geräte sollen Arbeitsplätze in staatlichen Einrichtungen nachhaltig zukunftsfähig machen. Die Auswahl der Anbieter erfolgte nach strengen Umwelt- und Nachhaltigkeitskriterien. mehr...
OZG: Alle Meilensteine beim „Aufenthalt“ erreicht
[05.02.2025] Das maßgeblich vom Land Brandenburg vorangetriebene OZG-Projekt „Aufenthalt“ hat alle Vorgaben des OZG-Verwaltungsabkommens erfüllt. Inzwischen nutzen über 270 Ausländerbehörden die digitalen Dienste, weitere 170 befinden sich im Roll-out. Die Weiterentwicklung läuft kontinuierlich. mehr...
Estland: Verwaltung ist 100 Prozent digital
[31.01.2025] In Estland sind alle staatlichen Dienstleistungen online verfügbar. Selbst sensible Verfahren wie die Scheidung können digital abgewickelt werden – und werden gut angenommen. Mit einer Kampagne präsentiert das Land seine digitalen Fortschritte der internationalen Öffentlichkeit. mehr...
ZenDiS: Relaunch für openCode
[20.01.2025] Das Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS) hat die Open-Source-Plattform openCoDE umfassend überarbeitet. Mit dem Relaunch werden Projekte leichter auffindbar, Qualitätskriterien von Softwareprojekten direkt sichtbar, zudem ist die Plattform nun barrierefreier gestaltet. mehr...
BVA: Neue Lösung für Registrierung und Identitätsprüfung
[17.01.2025] Das Bundesverwaltungsamt stellt mit RegIWeb ein neues digitales Werkzeug zur Registrierung und Identitätsprüfung von Geflüchteten bereit. Die medienbruchfreie Erfassung biometrischer und biografischer Daten soll vor allem kleinen und mittleren Behörden effizientere Abläufe ermöglichen. mehr...
115: Behördennummer für Brandenburg
[14.01.2025] Brandenburg schließt sich dem 115-Verbund an: Die Behördennummer bietet über 2,5 Millionen Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen Zugang zu Verwaltungsinformationen – zunächst in der Basisversion. Ein Ausbau ist geplant. mehr...
EU: Milliarden für OZG-Meilenstein
[07.01.2025] Die EU-Kommission zahlt Deutschland Milliarden an Fördermitteln – unter anderem für eine erfolgreiche Etappe in der OZG-Umsetzung. Die Mittel, die Deutschland jetzt erhält, stammen aus einem Fond, den die Europäische Union anlässlich der Pandemie aufgelegt hatte. mehr...
Bayern: Digitaler Bauantrag auf dem Vormarsch
[07.01.2025] Immer mehr Bauaufsichtsbehörden in Bayern setzen auf den digitalen Bauantrag. Seit Januar 2025 bieten 13 weitere Behörden diesen Service an. Bauherren und Planer profitieren von schnelleren und einfacheren Verfahren. mehr...
In eigener Sache: Wir machen Winterpause
[23.12.2024] Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. Aktuelle Meldungen gibt es hier wieder ab dem 6. Januar 2025. mehr...
Initiative D21: Vertiefte Zusammenarbeit mit FITKO
[16.12.2024] Die FITKO ist neues Fördermitglied der Initiative D21. Gemeinsam wollen die Organisationen die bürgerorientierte Verwaltungsdigitalisierung voranbringen. Die Kooperation soll technologische Innovationen und die föderale Umsetzung stärken. mehr...
GovTech Campus: Fabian Mehring neu im Präsidium
[13.12.2024] Der bayrische Staatsminister und Landes-CIO Fabian Mehring wurde in Berlin einstimmig in das neue Präsidium des GovTech Campus Deutschland gewählt. Gemeinsam mit Bund, Ländern und Kommunen will er den Ausbau digitaler Verwaltungsinnovationen steuern und dabei für mehr Tempo sorgen. mehr...
Nordrhein-Westfalen: Workout macht fit für BIM
[11.12.2024] Um die Kommunen des Landes fit zu machen für das digitale Bauen und Planen, hat das nordrhein-westfälische Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung die Schulungsreihe „Kommunal.BIMsprint NRW“ aufgesetzt. mehr...