BerlinRüffel vom Rechnungshof

[06.05.2021] In seinem Jahresbericht, dessen erster Teil nun vorliegt, äußert sich der Rechnungshof in klaren Worten zum unzureichenden Stand der Verwaltungsdigitalisierung in Berlin. Die Steuerung bei der Modernisierung der IT fehle, es sei auch kaum gelungen, die Betriebsverantwortung auf das ITDZ Berlin zu übertragen.

In Berlin hat der Rechnungshof jetzt einen ersten Teil des Jahresberichts 2021 vorgelegt. Der Bericht enthält Beiträge aus verschiedenen Prüfungsgebieten, legt deren Mängel und Versäumnisse dar und gibt Verbesserungshinweise. Thema ist unter anderem die unzureichende Steuerung bei der Modernisierung der Berliner Verwaltungs-IT, insbesondere die bisher kaum gelungene Übertragung der Betriebsverantwortung der Informations- und Kommunikationstechnik auf das IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ) Berlin. Auch fehlende Ermittlungen des Personalbedarfs finden Erwähnung in dem Bericht.
Laut Rechnungshof leidet der IT-Einsatz der Berliner Verwaltung seit Jahren an uneinheitlicher, teilweise veralteter Technik und unklaren Verantwortlichkeiten.

Vorgaben des E-Government-Gesetzes werden verfehlt

Das E-Government-Gesetz von 2016 sollte eine durchgreifende Verbesserung herbeiführen, mit dem ITDZ als zentralem Dienstleister, der die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) und die IT-Basisdienste für die Verwaltung einheitlich zur Verfügung stellen soll. Die Steuerung für diesen Prozess obliegt der Senatsverwaltung für Inneres. Der Rechnungshof hält fest, dass es bisher nicht gelungen ist, ein Vorgehen für die Übertragung des IT-Betriebs der einzelnen Behörden zum ITDZ zu etablieren. Auch fünf Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes habe keine Behörde eine vollständige Migration geschafft. Das Ziel, bis Ende 2022 40.000 IKT-Arbeitsplätze vom ITDZ betreiben zu lassen, sei nicht mehr erreichbar. Auch Grundlagen für eine zuverlässige Planung fehlten weiterhin: Systematische Daten über die bestehende IT-Landschaft seien nicht vorhanden, auch sei unklar, wie viele öffentliche Mittel für die Modernisierung des IT-Betriebs benötigt würden. Drängende Probleme wie zu wenig Online-Dienstleistungen, eine unzureichende Internet-Anbindung und eine geringe Homeoffice-Quote könnten so nicht beseitigt werden. Der Rechnungshof erwartet, dass die für Inneres zuständige Senatsverwaltung den Handlungsbedarf auf der Grundlage aktueller Erhebungen ermittelt und die erforderlichen Planungsdaten erstellt. Zudem müsse sie alternative Vorgehensweisen zum bisherigen Migrationsprogramm prüfen.

Personal- und Ausgabenplanung unzureichend

Die in Berlin bereits jetzt deutlich spürbaren Probleme mit zu wenig Personalausgaben sind laut Rechnungshof der zweitgrößte Ausgabenblock im Haushalt des Landes Berlin. Im Jahr 2017 betrugen sie demnach rund acht Milliarden Euro – rund 30 Prozent der Gesamtausgaben. Haushaltsmittel werden ebenso knapp wie qualifizierte Fachkräfte. Daher müssen die Berliner Behörden wissen, wie viel und welches Personal sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen, so der Rechnungshof, der auch geprüft hat, ob und wie das Land Berlin den Personalbedarf ermittelte. Diese Prüfung erfasste mit über 110.000 Stellen fast die gesamte Verwaltung. Für die Hälfte dieser Stellen habe eine hinreichende Untersuchung des Personalbedarfs gefehlt. Analysen zu Aufgaben, Abläufen und Strukturen hätten nur in Ausnahmefällen stattgefunden. Damit mangele es nicht nur an einer Basis für künftige Personalbedarfskonzepte des Landes, sondern auch an einer wichtigen Grundlage für den Gesetzgeber bei seinen Entscheidungen über die Verteilung begrenzter Haushaltsmittel. Der Rechnungshof erwartet nun, dass die für allgemeine Personalangelegenheiten zuständige Senatsverwaltung für Finanzen die Einführung, Umsetzung und Fortschreibung von Personalbedarfsermittlungen in der gesamten Berliner Verwaltung sicherstellt.

Einnahmeverluste durch Pensionsausgleich

Einnahmeverluste für das Land Berlin könnten auch durch den Ausgleich künftiger Pensionszahlungen an Beamte entstehen. Wechseln diese von einem anderen Dienstherren nach Berlin, gleicht der bisherige Dienstherr künftige Pensionsansprüche nach den Vorschriften des Versorgungslastenteilungs-Staatsvertrags aus. Diese Ausgleichszahlungen können im Einzelfall sechsstellige Beträge erreichen. In Berlin soll das Landesverwaltungsamt diese Zahlungseingänge überwachen und ist dafür auf die rechtzeitige Information durch die Berliner Behörden angewiesen, zu denen die neuen Landesbeamten wechseln. Nach den Feststellungen des Rechnungshofs blieben diese Informationen im Zeitraum 2015 bis 2017 in zwölf Fällen aus. Dadurch drohten Einnahmeverluste von mehr als 1,5 Millionen Euro, die jedoch durch die Prüfung verhindert werden konnten. Der Grund für die fehlende Information an das Landesverwaltungsamt war eine fehlende Meldepflicht der Berliner Dienststellen. Der Rechnungshof habe bei der Senatsverwaltung für Finanzen auf dieses Problem hingewiesen.



Stichwörter: Politik, Berlin, ITDZ, Rechnungshof


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

Berlin: Eckpunkte für Digitalcheck

[21.11.2024] Die Eckpunkte für die Einführung eines Digitalchecks hat der Berliner Senat beschlossen. Der Geschäftsbereich der Chief Digital Officer soll jetzt ein Konzept inklusive eines vorgeschalteten Pilotvorhabens erarbeiten. mehr...

Diagramm zur OZG-Rahmenarchitektur

IT-Planungsrat: Der OZG-Rahmenarchitektur einen Schritt näher

[20.11.2024] In seiner Herbstsitzung hat der IT-Planungsrat das in einem breit angelegten und von einem Konsultationsprozess begleitete Vorhaben iterativ erarbeitete Zielbild der OZG-Rahmenarchitektur beschlossen. mehr...

Gröere Gruppe von Personen in formaler Kleidung auf einer Treppe, alle blicken Richtung Kamera.

IT-Planungsrat: Erster Teil der föderalen Digitalstrategie beschlossen

[18.11.2024] Der IT-Planungsrat hat auf seiner 45. Sitzung unter Leitung von Bundes-CIO Markus Richter die Dachstrategie der Föderalen Digitalstrategie für die Verwaltung verabschiedet. Zudem wurde ein Vertragsentwurf für das Nationale Once-Only-Technical-System (NOOTS) beschlossen. mehr...

Bitkom: Forderung nach Umsetzung von Digitalprojekten

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom hat jetzt die Bundesregierung aufgefordert, vor den Neuwahlen im Februar möglichst viele digitalpolitische Projekte abzuschließen. Bisher sind lediglich 32 Prozent der geplanten Vorhaben realisiert. mehr...

Baden-Württemberg: Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet

[08.11.2024] Der Landtag von Baden-Württemberg hat jetzt eine Änderung der Gemeindeordnung verabschiedet, die Kommunen in administrativen Abläufen entlasten und die finanzielle Berichterstattung vereinfachen soll. mehr...

Weißes Paragrafenzeichen (dreidimensional) lehnt an einer blau-grauen Wand

Cybersicherheit: Stellungnahmen zum NIS2-Umsetzungsgesetz

[07.11.2024] Der Bundestagsausschuss für Inneres und Heimat hat sich mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie befasst. Vielen Experten geht der Entwurf nicht weit genug. mehr...

Mann (Jürgen Barke) in einem sehr förmlichen dunkelblauen Anzug mit blauem Schlips und weißem Einstecktuch steht vor einer hellen Wand.

Saarland: Mehr Input zur Digitalpolitik

[05.11.2024] Das Saarland tritt dem GovTech Campus Deutschland bei, um die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben. Durch die Mitgliedschaft will das Land von dem Innovationsnetzwerk profitieren und aktiv an Digitalpolitik und gemeinsamen Projekten mitwirken. mehr...

Personengruppe in förmlicher Kleidung steht auf einer Wiese vor einer historischen Sandsteinfassade.

Normenkontrollräte: Ambitioniert zum Bürokratieabbau

[05.11.2024] Im Rahmen eines Treffens in Stuttgart haben Normenkontrollräte und Clearingstellen eine Erklärung verabschiedet, die eine Reduzierung der Bürokratiekosten um 25 Prozent innerhalb von vier Jahren anstrebt. mehr...

Montage: ein aufgeklappter Laptop, er Monitor enthält Karteischubladen, eine davon ist ausgezogen und ragt aus dem Bildschirm heraus.

Databund: Datenschutzrisiken im MDWG

[05.11.2024] Der Databund hat zu zwei Gesetzesentwürfen des Bundes Stellung genommen, welche die kommunale Verwaltung betreffen. Im MDWG-Entwurf sieht er Verbesserungen für die Migrationsverwaltung, mahnt jedoch Datenschutzrisiken an. Beim eIDAS-Gesetz begrüßt der Verband die Stärkung der Bundesnetzagentur. mehr...

Symbolbild: Blauer Hintergrund, davor Binärcode-Zahlenreihen und ein Ring aus gelben Sternen (EU-Flagge)

Niedersachsen: NIS2-Richtlinie umgesetzt

[04.11.2024] Niedersachsen setzt als eines der ersten Bundesländer die NIS2-Richtlinie der EU zur Cybersicherheit in der Verwaltung um. Die neue Verwaltungsvorschrift, die Benennung einer zuständigen Behörde für Cybersicherheit und die Einrichtung eines Notfallteams sollen die IT-Sicherheit in besonders kritischen Bereichen stärken. mehr...

Niedersachsenross (steigendes weißes Pferd) aus sich überlappenden Glasplatten als Wanddekoration im Niedersächsischen Landtag.

Niedersachsen: Beteiligung am ZenDiS

[04.11.2024] Niedersachsen will sich am Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS) beteiligen, um die Abhängigkeit der Landesverwaltung von marktbestimmenden Softwareherstellern zu reduzieren. Das Land könnte so auch von überregionalen Erfahrungen und Projekten profitieren. Dies steht im Einklang mit der Digitalstrategie des Landes. mehr...

Reduzierte Strichzeichnung mit schwarzen Linien auf weiß, die verschiedene Symbole für Bereiche der Digitalisierung zeigt.

BMDV/BREKO: Digital only braucht Glasfaser

[24.10.2024] Die Bundesregierung berichtet über Fortschritte ihrer Digitalstrategie. Der Glasfaserverband BREKO warnt trotz erreichter Erfolge bei 5G und Glasfaser vor Verzögerungen beim Ausbau. Ohne klare politische Weichenstellungen, insbesondere zur Abschaltung des Kupfernetzes, könnte das Ziel einer flächendeckenden Glasfaserversorgung bis 2030 verfehlt werden. mehr...

Im Vordergrund einige leicht unscharf fotografierte Kongressbesucherinnen, hinter ihnen hängt an einem bodentiefen Fenster ein Flatscreen mit pink-violetten Mustern und dem Wort "Digitalgipfel"

Digital-Gipfel 2024: Fokus auf KI und digitaler Souveränität

[23.10.2024] Im Fokus des Digital-Gipfels der Bundesregierung standen die Stärkung der digitalen Souveränität und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Die Bundesregierung betonte die Bedeutung einer intensiven Datennutzung und der KI-Förderung, um Deutschland im internationalen Wettbewerb zu stärken. mehr...

Digitalisierung: Dresdner Forderungen 2.0

[22.10.2024] Die Fachgruppe Verwaltungsinformatik der Gesellschaft für Informatik hat 20 Thesen zum digitalen Wandel formuliert. Die Forderungen zielen darauf ab, die Verwaltung effizienter, zukunftssicherer und bürgerfreundlicher zu machen. mehr...

Gruppenfoto der Digitalverantwortlichen der Länder vor einer Projektion mit DMK-Logo.

Digitalministerkonferenz: Erfolgreiches zweites Treffen

[21.10.2024] Die Digitalisierung in Deutschland zügiger vorantreiben und digitale Transformation zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger gestalten: Mit dieser Zielstellung haben sich die Digitalverantwortlichen der Länder zur zweiten Digitalministerkonferenz in Berlin getroffen. Wichtige Themen waren Datenschutz und Datennutzung, die Verwaltungscloud-Strategie und die Nutzung von KI. mehr...