Innovatives Management 2022Rückblick und Impulse

[21.11.2022] Zum 22. Mal hat das Unternehmen MACH zum Kongress Innovatives Management nach Lübeck eingeladen. Die Teilnehmenden erhielten zahlreiche Impulse zur Bewältigung des Fachkräftemangels im öffentlichen Sektor.
300 Teilnehmende sind der Einladung zum MACH-Kongress Innovatives Management 2022 gefolgt.

300 Teilnehmende sind der Einladung zum MACH-Kongress Innovatives Management 2022 gefolgt.

(Bildquelle: MACH AG)

Am 8. November 2022 hat die MACH AG zum 22. Kongress Innovatives Management nach Lübeck eingeladen. Rund 300 Teilnehmende zählte der Veranstalter, zum Teil waren diese per Live-Stream zugeschaltet. Schwerpunktthema war die Bewältigung des Fachkräftemangels in der öffentlichen Verwaltung. Viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind laut Bleibebarometer Öffentlicher Dienst 2022 unzufrieden. 80 Prozent können sich vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln. Woher kommt diese Unzufriedenheit und was können Führungskräfte dagegen tun? Wie gelingt es, Mitarbeitende emotional in Veränderungsprozessen mitzunehmen? Und was lässt sich gegen den aktuellen und künftigen Fachkräftemangel unternehmen? Diese und ähnliche Fragen wurden auf dem Kongress diskutiert. „Gerade in Krisenzeiten ist eine leistungsstarke Verwaltung gefragt“, sagte Matthias Kohlhardt, Gastgeber der Veranstaltung und Vorstandsvorsitzender der MACH AG, zu Beginn des Kongresses. Dabei erfordere auch die demografische Entwicklung neue Lösungen. Mit Blick auf den Personalreport Öffentlicher Dienst 2021 betonte er: „In den nächsten zehn Jahren geht fast ein Drittel der aktuellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst in den Ruhestand. Es gilt jetzt dringend zu handeln, damit Verwaltungen leistungsfähig bleiben.“

Mitarbeitende als Motor des Wandels

Digitalisierung verändert Arbeitskulturen und Jobprofile – in seinem Impulsvortrag erwähnte Dirk Schrödter, Digitalisierungsminister des Landes Schleswig-Holstein, diesen Wandel als den möglichen Ursprung von Unzufriedenheit und Verunsicherung. In Veränderungen lägen aber auch Chancen. Die Aufgabe von Führungskräften sei es, diesen Transformationsprozess zu gestalten, die Vorteile der Digitalisierung zu kommunizieren und Mitarbeitende für die Nutzung neuer digitaler Lösungen zu motivieren. Die Beschäftigten hätten dann auch mehr Lust auf die Mitgestaltung von Veränderungen und könnten sogar zum Motor des Wandels werden, stellte Schrödter in Aussicht. Dazu müssten Führungskräfte künftig mehr verdeutlichen, wohin die Reise der digitalen Verwaltung geht.
Auch Thomas Pütter, Unternehmer und Experte für moderne Führung, stellte das Verhalten von Führungskräften als Hauptmotivator in Veränderungsprozessen in den Mittelpunkt seiner Keynote. Chefs sollten sich als Servicestelle für die Beschäftigten verstehen und alle Beteiligten einbeziehen. Um Mitarbeitende zu motivieren, müssten zudem bestehende Strukturen agiler werden. So bräuchte es beispielsweise für neue Projekte Teams, die unabhängig von Hierarchien gebildet werden und vom Azubi bis zum Vorstand die einbinden, die sich einbringen wollen. Bei der Zusammenstellung dieser „agilen Zellen“ komme es vor allem auf passende Kompetenzen an.

Positive Botschafter in den eigenen Reihen finden

Im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprojekts wird dieser Ansatz bei der Stadt Detmold bereits gelebt. Davon berichtete Miriam Mikus, Kämmerin und Erste Beigeordnete der Stadt, in der Podiumsdiskussion. Alle Mitarbeitende können sich bei Themen wie der Innenstadtgestaltung mit eigenen Ideen einbringen und diese vor dem Verwaltungsvorstand pitchen. „Das motiviert und ist identitätsstiftend“, berichtete Mikus. „Solche Vorgehensweisen sollten noch mehr nach draußen transportiert werden, um neue potenzielle Bewerbende zu begeistern.“
Stefan Heumann, Mitglied des Vorstands Stiftung Neue Verantwortung, wies in der Podiumsdiskussion darauf hin, dass zufriedene Angestellte zu entscheidenden Erfolgsfaktoren bei der Werbung um neue Talente würden. Gut gestimmte Mitarbeitende sollten daher zu „Advokaten der öffentlichen Verwaltung“ werden und so zu einem positiven öffentlichen Bild der Verwaltung beitragen.
Dass jetzt dringend an der Leistungsfähigkeit der Verwaltung gearbeitet werden muss, machte Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, in ihrem Impulsvortrag deutlich. Das Geschäftsmodell der Verwaltung passe sich nicht ausreichend an die aktuellen Herausforderungen an. „Ohne Leistungsfähigkeit erodiert das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Staat“, erläuterte sie. Die Verwaltung müsse sich zuerst selbst transformieren, damit die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen überhaupt gestaltet werden können. Dabei sei schnelles Handeln gefragt, denn „wenn das Vertrauen in den Staat einmal geschwächt ist, wird es umso schwieriger, dieses wieder zu erlangen.“
„Der Vertrauensverlust trifft in erster Linie die Kommunen“, sagte Ammar Alkassar, ehemaliger CIO des Saarlandes, „die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister dürfen mit der Verwaltungsdigitalisierung nicht alleine gelassen werden.“ In der Podiumsdiskussion hob er hervor: „Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich auf den Staat verlassen können, wenn sie ihre täglichen Herausforderungen bewältigen.“ Dabei sollte der Auftrag im Mittelpunkt stehen, nicht die strikte Befolgung des Prozesses. 

Starre Prozesse auflösen

Die Verwaltung muss vor allem effizient sein. Darin waren sich die Referenten und Diskutanten einig. Sie sollte in erster Linie für die Menschen da sein und ihr Leben vereinfachen. Ihre Leistungen sollten einfach sein wie das Onlineshopping. Die reine Verfügbarkeit von Online-Diensten reiche dafür nicht aus. „Wir müssen von der Antragsdigitalisierung zur Prozessdigitalisierung kommen“, betonte Dirk Schrödter und verwies auf die Notwendigkeit einer „tiefen Digitalisierung der Verwaltungsprozesse“. Ziel müsse sein, dass Behörden medienbruchfrei arbeiten. So würde die Verwaltung zum „Motor der Digitalisierung“ und wäre auf die vor uns liegenden „extrem spannenden Zeiten“ vorbereitet.
Für Zehra Öztürk, stellvertretende Referatsleiterin im Amt für IT und Digitalisierung bei der Senatskanzlei Hamburg, liegt der Schlüssel zum Ziel vor allem in der Auflösung starrer Prozesse. Es fehle in vielen Verwaltungen noch immer an Basisstrukturen, mit denen sich Krisen gut bewältigen lassen. Wichtig sei dabei der Erwerb von Technologiekompetenz. Großes Potenzial sieht Tabea Hein, in Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI), die vor allem bei repetitiven Aufgaben zum Einsatz kommen könnten. Denkbar ist nach Aussage der Expertin für künstliche Intelligenz ein automatisierter Posteingang bis hin zu automatisch erstellten Protokollen. Auch in den Bereichen Big Data und Wissensmanagement könnte KI Mehrwerte stiften.
„Die Verwaltung hat ein Erkenntnisproblem, kein Umsetzungsproblem“, lautete das Fazit von Abschlussredner Jan-Ole Beyer vom Bundesministerium des Innern. Das Problem bestehe darin, zu erkennen, wie groß der Wandel tatsächlich ist, den die Digitalisierung mit sich bringt. Dabei sei „die digitale Transformation […] eine Sache von Kopf und Kultur, nicht von Technologie.“ Echte digitale Transformation brauche am Ende Menschen und vor allem Organisationen, die den Wandel zulassen und ihn verteidigen. Dabei könnten Regeln auch mal ausgereizt oder verändert werden. Motivation, Methodik, messbare Ziele, Freiraum und Fehlerkultur – viel mehr sei nicht notwendig, sagte Jan-Ole Beyer. Denn „am Ende geht es nur um eins: gute Verwaltungsarbeit.“





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Messen | Kongresse
Momentaufnahme des Berliner Westhafens mit Blick auf die Uferpromenade an der Stände aufgebaut sind, davor Menschen, die sich die Stände anschauen oder im Gespräch sind.
bericht

Zukunftskongress: Moderne Strukturen schaffen

[17.06.2024] Im Jubiläumsjahr fragt der 10. Zukunftskongress Staat & Verwaltung nach den Bedingungen für eine erfolgreiche Modernisierung und Digitalisierung. Wichtige Zukunftsaufgaben können nur gelöst werden, wenn passende Strukturen bereitgestellt werden. mehr...

Martina Klement
bericht

Zukunftskongress: Tempo für die Transformation

[17.06.2024] Staatssekretärin Martina Klement, CDO des Landes Berlin und beim Zukunftskongress auf der Main Stage vertreten, erklärt, was die digitale Verwaltungstransformation voranbringt: ein unbürokratisches Vergabewesen und ein kurzer Draht zur GovTech-Szene. mehr...

PIAZZA-Konferenz: Workshop-Themen gesucht

[28.05.2024] Das Kompetenzzentrum Öffentliche IT, NExT, die Gesellschaft für Informatik und die Open Knowledge Foundation laden erneut zur Online-Konferenz PIAZZA ein. Workshop-Vorschläge können noch bis zum 17. Juni eingereicht werden. mehr...

Wolters Kluwer: GovTech Prompt-a-thon in Hürth

[13.05.2024] Das Unternehmen Wolters Kluwer richtet einen GovTech Prompt-a-thon aus. Analog zu einem Hackathon sollen dabei in kurzer Zeit praxisnahe Lösungsansätze für die wichtigsten Anwendungsbereiche in der öffentlichen Verwaltung gefunden werden – mithilfe generativer KI. mehr...

Diskussionspanel vor einer Logowand mit der Aufschrift E-Rechnungs-Gipfel.

E-Rechnungs-Gipfel 2024: In die Umsetzung kommen

[24.04.2024] Ab Januar 2025 ist die E-Rechnung für den B2B-Bereich verpflichtend. Der diesjährige E-Rechnungs-Gipfel fokussiert sich mit Lösungsstrategien und Best Practices folglich stark auf die Umsetzung. Eine Fachausstellung ergänzt das Tagungsprogramm. mehr...

Außenansicht Messehalle mit purpurfarbenen Werbebannern für die Intergeo 2024. Eine Anzahl von Besuchern läuft auf die Eingänge zu.

Intergeo 2024: Treffpunkt der Geospatial-Community

[11.04.2024] Die 30. Ausgabe der Intergeo findet vom 24. bis 26. September in der Messe Stuttgart statt. Schwerpunktthemen sind unter anderem Erdbeobachtungstechnologien und deren mögliche Anwendungen, Drohnen und BIM. mehr...

IT-Planungsrat: 12. Fachkongress in Düsseldorf

[08.03.2024] Vom 20. bis 21. März findet der Fachkongress des IT-Planungsrats in Düsseldorf statt. Die Veranstaltung steht Verwaltungsmitarbeitenden aller Ebenen offen. In diesem Jahr soll es vor allem um Digitalisierungskonzepte und -maßnahmen gehen, die bereits erkennbare Wirkung zeigen – aber auch um deren Risiken. mehr...

Blick in eine Messehalle der ANGA COM 2023.

ANGA COM 2024: Ausstellerrekord für Breitbandmesse

[04.03.2024] Die Breitband-Kongressmesse ANGA COM findet vom 14. bis zum 16. Mai erneut in Köln statt. Bereits jetzt liegen über 450 Ausstelleranmeldungen vor. Auch die Sprecherliste für den Kongress ist hochkarätig besetzt. mehr...

Das Bild zeigt die Hauptbühne des Mobile World Congress in Barcelona.

Mobile World Congress: Sicheres Arbeiten mit Apple-Geräten

[26.02.2024] Auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentieren Rohde & Schwarz Cybersecurity und agilimo Consulting die Lösung Indigo in a box. Diese Weltneuheit ermöglicht die einfache Aktivierung von Apple-Geräten für höchste Sicherheitsanforderungen in Behörden. mehr...

Das Bild zeigt die Einfangshalle des RheinMain CongressCenters während der fiberdays 2023.

fiberdays 24: Glasfaser im Fokus

[19.01.2024] In Wiesbaden findet eine der führenden Messen für Glasfaserausbau und Digitalisierung statt. Die fiberdays 24 bieten einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen. mehr...

Innovatives Management 2023: Kreativität im Fokus

[24.11.2023] Unter dem Motto „Kreativität statt Bürokratie“ stellte der Kongress Innovatives Management der Firma MACH die Bedeutung von Freiräumen in den Mittelpunkt. mehr...

Smart Country Convention: Digitalisierungsmesse gut besucht

[14.11.2023] Die Smart Country Convention zeigt, wie Städte und Behörden digital werden können – und das Thema weckt hohes Interesse. Die Kongressmesse verzeichnete über 15.000 Teilnehmende, 300 Aussteller und 600 Speaker. Der Termin für 2024 steht bereits fest: 15. bis 17. Oktober. mehr...

Smart Country Convention: Bitte weitererzählen

[09.11.2023] Auf der Kongressmesse Smart Country Convention in Berlin gibt sich dieser Tage die Politprominenz ein Stelldichein. In Vorträgen, Panel-Diskussionen und an den Messeständen werden die Digitalisierung von Städten und ländlichen Regionen beschworen und Best Practices gezeigt. Immer noch fehlt eine Instanz, welche die smarten Lösungen bündelt, kommuniziert und in die Fläche bringt. mehr...

Smart Country Convention: Digitalisierung geht nur gemeinsam

[09.11.2023] Keynote-Speakerin bei der Smart Country Convention in Berlin war Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Sie forderte mehr Zusammenarbeit über föderale Strukturen hinweg. Dass Digitalisierung erfolgreich sein könne, zeige das Beispiel BundID. mehr...

Smart Country Convention nimmt digitale Trends in den Fokus.
bericht

Smart Country Convention: Motto: Stadt.Land.Tech

[25.10.2023] Vom 7. bis 9. November findet die Smart Country Convention in Berlin unter dem Motto Stadt.Land.Tech statt. Vertreter aus Bund, Ländern und Kommunen sowie von öffentlichen Unternehmen und Organisationen können sich hier über die digitale Zukunft austauschen. mehr...