Schleswig-HolsteinOZG 2.0 hat an Qualität gewonnen

Eine frische Brise für die Digitalisierung sieht das Land Schleswig-Holstein im OZG-Änderungsgesetz, über das sich der Vermittlungsausschuss nun einigte.
(Bildquelle: rarrarorro/123rf.com)
Bund und Länder haben sich im Vermittlungsausschuss auf Änderungen am Entwurf des Onlinezugangsgesetzes (OZGÄndG) geeinigt. Mit der überarbeiteten Gesetzesnovelle finden zentrale Forderungen der Länder Eingang in das Gesetz. Das Land Schleswig-Holstein spricht von „deutlichen Verbesserungen“ gegenüber dem Entwurf, der im März im Bundesrat gescheitert war und an dem Digitalisierungsminister Dirk Schrödter deutliche Kritik geübt hatte.
„Es war wichtig und richtig, den ursprünglichen Gesetzesentwurf in den Vermittlungsausschuss zu schicken und dort zu beraten. Wir Länder konnten damit gemeinsam mit dem Bund eine wesentliche Verbesserung in zentralen Bereichen des Gesetzes erreichen. Das Änderungsgesetz hat dadurch sehr an Qualität gewonnen“, so Schrödter, der zugleich den Co-Vorsitz der informellen Arbeitsgruppe führte. „Die Novelle des Onlinezugangsgesetzes, mit der wir die DNA des Gesetzes grundlegend verändern, bietet eine gute Grundlage, um die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung zu beschleunigen und zu vertiefen. Viel zu lange hat das OZG seinen Namen viel zu wörtlich genommen. Das ändern wir jetzt und setzen auf vollständig digitale und medienbruchfreie Prozessketten mit der Ende-zu-Ende-Digitalisierung“, so der Minister. Schrödter betonte aber auch, dass Bund, Länder und Kommunen ihre gemeinsam getragene Verantwortung für die digitale Transformation des öffentlichen Sektors auch wahrnehmen müssten. Ein Gesetz allein bedeute nicht automatisch, dass Dinge schneller oder besser umgesetzt werden. Dies zeige sich insbesondere auch an der politischen Verständigung des Vermittlungsausschusses zur beschleunigten Umsetzung der Registermodernisierung und des Once-Only-Prinzips.
Keine Rückschritte bei der Online-Identifikation
Für Schleswig-Holstein ist besonders wichtig, dass durch das Vermittlungsergebnis laut Schrödter ein sonst drohender Rückschritt bei der Digitalisierung in Schleswig-Holstein verhindert werden konnte. Mit dem ursprünglichen Entwurf hätte das Land innerhalb von drei Jahren die bisher bestehenden Servicekonten löschen und die Nutzerinnen und Nutzer auf die dann gesetzlich vorgeschriebene BundID verweisen müssen. Deren Entwicklungsstand bleibe allerdings gegenüber dem technischen Stand des schleswig-holsteinischen Servicekontos zurück. Nun ist eine Übergangsregelung vorgesehen, die an Qualitätskriterien geknüpft sei; darunter etwa die der Möglichkeit der bidirektionalen Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung. Die BundID müsse nun zunächst den technischen Stand der Schleswig-Holstein ID erreichen, bevor eine Migration erfolge. Zudem seien auch die technischen Voraussetzungen zu schaffen, einen automatisierten Migrationspfad anzubieten. Auch wurde vereinbart, dass der Bund künftig die Kosten der Entwicklung und Weiterentwicklung des bundesweit zentralen Nutzerkontos und Postfachs (BundID), das für den Zugang zu Verwaltungsleistungen entscheidend ist, zu tragen habe. „Wir haben nun eine gute Basis geschaffen, die BundID zu einer von Ländern und Bund gemeinsam getragenen DeutschlandID auf Augenhöhe weiterzuentwickeln“, sagte Schrödter.
Eine weitere Änderung betrifft die ELSTER-ID: Diese kann nun auch außerhalb steuerrechtlicher Verfahren schriftformersetzend genutzt werden und auch bei natürlichen Personen wird das Einverständnis mit einer digitalen Bekanntgabe des beantragten Bescheids vorausgesetzt – dies galt bisher nur für juristische Personen. Auch damit werde die Digitalisierung vorangebracht.
Länder werden stärker eingebunden
In den Verhandlungen wurden auch die Mitwirkungsrechte der Länder insgesamt deutlich gestärkt. Dies sei wichtig, so Minister Schrödter, um die Digitalisierung als gemeinsame Aufgabe ebenenübergreifend umzusetzen. Sowohl bei der Festlegung beim „Ob“, also welche Basisinfrastrukturen etabliert für die Ende-zu-Ende-Digitalisierung zentral eingeführt werden, als auch über das „Wie“, also unter welchen organisatorischen, prozessualen und technischen Bedingungen die Verwaltungsdigitalisierung zu erfolgen habe, seien die Länder einzubinden.
Ein großer Fortschritt sei ferner, dass im Sinne des Schaffens von mehr Kostentransparenz ein Evaluationsmechanismus im Gesetz verankert werde. Die entstehenden Erfüllungsaufwände für die Länder sollen dadurch regelmäßig bewertet werden. Damit ist die Möglichkeit einer mittelfristigen und nachhaltigen Finanzplanung eröffnet. Bisher fehlte es für Schrödter auf allen Ebenen an hinreichenden Grundlagen für eine fundierte Schätzung der Aufwände.
Nutzung digitaler Verwaltungsleistungen wird verbindlicher
Im Entwurf wird außerdem ein höherer Grad an Verbindlichkeit für die Nutzung digitaler Verwaltungsleistungen normiert. Dadurch sei laut Schrödter zu erwarten, dass bereits bestehende Angebote besser genutzt werden und ein Nachahmungseffekt in anderen fachlichen Bereichen mit dem Ziel einer weitergehenden Digitalisierung entstehe. Um die förmliche elektronische Zustellung von Verwaltungsakten über die Postfächer der OZG-Nutzerkonten regeln zu können, will die Bundesregierung kurzfristig eine Gesetzesinitiative vorlegen. Diese wird sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt in ein anderes laufendes Gesetzgebungsverfahren einbringen.
Der überarbeitete Entwurf bewirke, dass die zentrale datenschutzrechtliche Verantwortung nunmehr für alle länderübergreifend eingesetzten Online-Dienste gelte. Dadurch und aufgrund einer entsprechenden Zusage zur Regelung im Verwaltungsverfahrensrecht des Bundes werden bisherige Praxisfragen des Datenschutzes, der digitalen und förmlichen Zustellung von Verwaltungsakten gelöst. Dies bedeute nach Ansicht von Schrödter nicht nur mehr Rechtsklarheit, sondern beschleunige die länderübergreifende Nachnutzung von Online-Diensten deutlich.
Initiative D21: Deutschlands Zukunftsfähigkeit sichern
[21.02.2025] Die Initiative D21 fordert eine entschlossene Digitalpolitik von der kommenden Bundesregierung. Ein „Digital Only“-Leitbild für die Verwaltung, eine Kompetenzoffensive und sowie systematische Cybersicherheitsbildung sollen digitale Teilhabe ermöglichen und eine digitale Spaltung verhindern. mehr...
Statement: Digitalisierung an den Kabinettstisch
[21.02.2025] Digitalisierung gehöre nicht auf Wahlplakate, sondern an den Kabinettstisch, schreibt Professor Volker Gruhn, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender des IT-Dienstleisters adesso, in einem Kommentar zur bevorstehenden Bundestagswahl. Von der kommenden Regierung wünscht er sich ein Digitalministerium. Und zwar ein echtes. mehr...
NKR: Empfehlungen für die nächste Bundesregierung
[20.02.2025] Für die kommende Legislaturperiode hat der Nationale Normenkontrollrat (NKR) konkrete Handlungsempfehlungen für die nächste Bundesregierung formuliert. Diese fordern dazu auf, Deutschland einfacher, effizienter und moderner zu gestalten. mehr...
Niedersachsen: Digitalisierungsfahrplan steht
[19.02.2025] Unternehmen, Verwaltung und Gesellschaft in Niedersachsen auf dem Weg in die Digitalisierung begleiten – das ist der Anspruch des neuen Digitalisierungsfahrplans, dem das niedersächsische Landeskabinett jetzt zugestimmt hat. mehr...
Bayern: Analoge Doppelwege abschalten
[18.02.2025] Ein fixes Datum, um analoge Doppelstrukturen in der Verwaltung abzuschalten, höhere Gebühren für Bürgerinnen und Bürger, die Verwaltungsleistungen nicht digital in Anspruch nehmen – Bayerns Digitalminister Mehring will die Verwaltungsdigitalisierung mit rigorosen Maßnahmen beschleunigen. mehr...
Normenkontrollrat: Maßnahmen für weniger Bürokratie
[13.02.2025] Der Nationale Normenkontrollrat hat sein Maßnahmenpaket mit 60 konkreten Vorschlägen für Bürokratieabbau überarbeitet. Die Ergänzungen basieren auf den Rückmeldungen von Bürgern, Unternehmen, Verbänden und aus der öffentlichen Verwaltung. mehr...
Nordrhein-Westfalen: Entschlossen gegen Desinformation
[12.02.2025] Nordrhein-Westfalen verstärkt den Kampf gegen Desinformation und Radikalisierung im Netz. Ein neuer Aktionsplan soll Maßnahmen langfristig abstimmen. Zudem wird die Medienkompetenz gefördert, das KI-Tool KIVI erweitert und eine strengere Durchsetzung des Digital Services Act angestrebt. mehr...
Brandenburg: Digitalministerium steht
[11.02.2025] Brandenburgs Ministerium der Justiz ist um den Bereich Digitalisierung erweitert worden. Damit bündelt das Land erstmals die Zuständigkeiten für Digitalisierungsfragen in einem Ministerium. mehr...
Bayern: Mehring fordert KI-Regulierungspause
[10.02.2025] Bayerns Digitalminister Fabian Mehring fordert ein Moratorium für neue EU-Vorgaben zu Künstlicher Intelligenz. Erst müssten bestehende Regeln vereinheitlicht werden. Der AI Act sei eine regulatorische Hürde, die Europas weltweite KI-Wettbewerbsfähigkeit gefährde. mehr...
IT-Planungsrat: Einladung zum Strategiekonvent
[07.02.2025] Der IT-Planungsrat will im März den zweiten Teil seiner Föderalen Digitalstrategie beschließen. In einem virtuellen Strategiekonvent können Interessierte vorab ihre Anmerkungen einfließen lassen. mehr...
Sachsen: Neue CIO für den Freistaat
[06.02.2025] Daniela Dylakiewicz ist neue CIO des Freistaats Sachsen. Um die digitale Verwaltungstransformation voranzutreiben, strebt sie eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen des Landes an. mehr...
Bitkom: Digitalpolitik-Check zur Wahl
[06.02.2025] Der Bitkomat ging online. Das vom Bitkom erstellte Tool ermittelt in einem Frage-und-Antwort-Quiz, inwieweit die eigene Position zu wichtigen Themen der Digitalpolitik mit den zur Bundestagswahl antretenden Parteien übereinstimmt. mehr...
NKR-Gutachten: Verwaltungsaufgaben besser bündeln
[05.02.2025] Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) legt ein Gutachten zur Verwaltungsmodernisierung vor, das zeigt, wie gebündelte Aufgabenstrukturen Staat und Kommunen entlasten könnten. Anhand konkreter Beispiele werden Vorschläge für effizientere Prozesse gemacht. mehr...
Bündnis Bits & Bäume: Für eine nachhaltige Digitalisierung
[04.02.2025] Eine Digitalpolitik, die soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit stärker berücksichtigt, fordert das Bündnis Bits & Bäume. Ein neues Papier kritisiert ungenutzte Potenziale und mangelnde Kontrolle über digitale Infrastrukturen. Die Bundesregierung müsse hier entschieden handeln. mehr...
OSBA: Digitale Souveränität wichtiger denn je
[24.01.2025] Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft und Verwaltung von US-amerikanischen Tech-Giganten ist groß – und wird durch Donald Trumps Amtsantritt weiter verschärft. Die OSBA fordert die Bundestagsparteien nachdrücklich auf, das Thema der digitalen Souveränität auf ihre Adenda zu nehmen. mehr...