BREKOMarktanalyse 2024
Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat seine Marktanalyse 2024 vorgelegt, die auf Zahlen von Ende Juni 2024 basiert. Demnach ist die Glasfaserausbauquote mit inzwischen 2,6 Millionen neu gebauten Anschlüssen (Homes Passed) seit 2023 um 7,6 Prozentpunkte auf 43,2 Prozent gestiegen – wächst aber um 1,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Anteil der angeschlossenen Haushalte (Homes Connected) – die so genannte Glasfaseranschlussquote – steigt um 4,5 Prozentpunkte auf 22,8 Prozent und damit um 3,6 Prozentpunkte stärker als im Vorjahreszeitraum. Zeitgleich ist auch der Anteil der Haushalte, die einen Glasfaseranschluss gebucht haben (Homes Activated), leicht angestiegen: Die Take-up-Rate liegt demnach nun bei 26 Prozent.
Die Daten für die Untersuchung stammen von allen relevanten am Glasfaserausbau in Deutschland beteiligten Unternehmen. Die Studie ist nach Auffassung des BREKO somit für den deutschen Telekommunikationsmarkt repräsentativ.
Anschluss der Haushalte rückt in den Fokus
Derzeit sind 10,5 Millionen Gebäude und Wohnungen ans Glasfasernetz angeschlossen – rund ein Viertel Deutschlands. „Während der Fokus in den letzten Jahren auf dem Ausbau in der Fläche lag, gehen die Unternehmen jetzt zunehmend dazu über, die Haushalte, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen anzuschließen. Insbesondere die Wettbewerber der Telekom sorgen dafür, ihre Kundinnen und Kunden ans Glasfasernetz anzuschließen, statt die Glasfaser nur bis in die Straße zu bauen“, sagt der Studienautor Jens Böcker.
Telekom-Wettbewerber stemmen Großteil des Glasfaserausbaus
Mit 13,2 Milliarden Euro befinden sich die Gesamtinvestitionen in den Glasfaser- und Mobilfunkausbau nach wie vor auf hohem Niveau – sind aber erstmals seit Jahren leicht rückläufig. Mit 58 Prozent der Investitionen bleiben die so genannten alternativen Netzbetreiber (jenseits der Telekom) Treiber des Netzausbaus. Besonders im Glasfaserausbau übernehmen die Wettbewerber der Telekom den Löwenanteil: Sie zeichnen für 61 Prozent der Homes Passed sowie für 70 Prozent der Homes Connected und 77 Prozent der Homes Activated verantwortlich.
Politische Kurskorrektur notwendig
Bei der Glasfaserausbauquote in den kommenden Jahren prognostiziert der BREKO bei einer stabilen Entwicklung bis 2025 einen Anstieg auf 50 Prozent. Bis 2030 rechnet der Verband jedoch nur noch mit einem Wert zwischen 76 Prozent und 86 Prozent. Mit Blick auf das politische Ausbauziel 2030 brauche es jetzt mehr denn je eine klare politische Kurskorrektur, um Investitionssicherheit zu schaffen und Investitionsanreize zu setzen, sagt BREKO-Präsident Norbert Westfal: „Trotz großer wirtschaftlicher Herausforderungen wie gestiegenen Ausbaukosten und Fachkräftemangel treiben vor allem die Wettbewerber der Telekom den Glasfaserausbau weiter voran. Dass sich der Ausbau in der Fläche verlangsamt, ist ein Frühindikator mit Folgen: Laut Prognose wird die Bundesregierung ihr Ziel von Glasfaser für die Hälfte der deutschen Haushalte bis 2025 zwar erreichen. Unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen wird die flächendeckende Glasfaserversorgung bis 2030 aber deutlich verfehlt.“
Doppelausbau bleibt ein Problem
Der BREKO schlage schon lange konkrete Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels vor, so Westfal. Insbesondere fordert der Verband von der Bundesnetzagentur ein Konzept für einen wettbewerbskonformen Übergang von Kupfer- auf Glasfasernetze, um zu verhindern, dass die Deutsche Telekom ihr Kupfernetz strategisch nur dort abschaltet, wo sie selbst Glasfaser verlegt hat. Zudem brauche es endlich eine wirksame Diensteanbieterverpflichtung – um einen Impuls für fairen Wettbewerb zu setzen und das herrschende Oligopol im Mobilfunk aufzubrechen.
Eines der größten Probleme für den Glasfaserausbau bleibt der strategische Doppelausbau der Telekom. Wie die Marktanalyse belegt, sind aktuell 78 Unternehmen von Doppelausbau-Aktivitäten der Telekom oder ihrer Tochter Glasfaser Plus betroffen. Rund jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) hat sich aufgrund von Doppelausbau sogar aus Ausbauprojekten zurückgezogen. BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers spricht von einem „volkswirtschaftlich widersinnigen Verhalten“. Dieses verhindere den Ausbau ganzer Kommunen, schrecke Investoren ab und belaste Bürgerinnen und Bürger. „Seit Veröffentlichung des Monitoringberichts der Bundesnetzagentur im April ist nichts passiert. Das Thema auszusitzen, nützt einzig und allein der Telekom“, so Albers.
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