BitkomGlasfaser-Förderung mit Augenmaß

[27.05.2022] Für den Glasfaserausbau in den nächsten Jahren fordert der Bitkom weniger Bürokratie, eine Förderung mit Augenmaß und Planungssicherheit für private Investitionen. Angesichts knapper Ausbaukapazitäten warnt der Verband vor zu viel und zu wenig zielgerichteten Fördermaßnahmen.

Der Bitkom hat sich in der aktuellen Diskussion über die Gigabitstrategie des Bundes und die Ausgestaltung der Breitband-Förderung zu Wort gemeldet. Die insbesondere auf Landes- und kommunaler Ebene geforderten zusätzlichen Milliarden für den Gigabitausbau werden den Netzausbau nicht beschleunigen, sondern nur verteuern, prognostiziert Bitkom-Präsident Achim Berg. Nicht fehlende Mittel seien die größten Hürden beim Netzausbau, sondern zu geringe Baukapazitäten und zu viel Bürokratie. Man könne einen Markt auch ersticken, wenn man ihn mit Geld zuwerfe, so Berg. Gebraucht werde ein gemeinsames Verständnis von öffentlicher Hand und Wirtschaft, ein engagiertes Miteinander statt eines unproduktiven Durcheinanders. Benötigt würden eine Förderung mit Augenmaß und Planungs- und Investitionssicherheit für den privatwirtschaftlichen Ausbau.
Die Ziele der Gigabitstrategie des Bundes sind nach Ansicht des Bitkom sehr ambitioniert: Bis 2030 soll jedes Haus mit Glasfaser versorgt werden und überall dort, wo Menschen leben, arbeiten oder unterwegs sind, soll zudem der neueste Mobilfunkstandard verfügbar sein. Erreichbar sei das nur, wenn die Voraussetzungen für eine Ausbaubeschleunigung geschaffen und Ausbauhürden abgebaut würden. Vor allem müsse man die private Investitionsbereitschaft nutzen und dürfe sie nicht ausbremsen.

13 Millionen Glasfaseranschlüsse bis 2025

Das setze eine gemeinsame Kraftanstrengung aller verantwortlichen Akteure voraus – in Bund, Ländern und Kommunen und auch bei den ausbauenden Unternehmen. Die Voraussetzungen seien derzeit so gut wie nie, konstatiert der Bitkom: Die Ausbaudynamik und die Investitionsbereitschaft seien hoch. In den vergangenen beiden Jahren seien 3,4 Millionen Glasfaseranschlüsse verlegt worden, damit sind bereits 7,5 Millionen Haushalte angeschlossen. Knapp 24 Millionen Haushalte könnten über Kabelnetze Zugang zu Gigabitnetzen erhalten. Bis 2025 müssten nun weitere 13 Millionen Glasfaseranschlüsse dazukommen, um die Hälfte aller Haushalte zu versorgen. Aufseiten privater Investoren stünden dafür in den kommenden Jahren nach Rechnung des Bitkom bis zu 50 Milliarden Euro zur Verfügung. Diese privaten Investitionen dürften nicht durch eine überambitionierte und letztlich kontraproduktive Förderpolitik verdrängt werden, forderte der Verband. Um das private Investitionspotenzial zu heben und den Ausbau zu beschleunigen, müssten hingegen moderne Verlegetechniken wie Trenching unkompliziert eingesetzt werden dürfen.

Förderung darf kein Investitionskapital verdrängen

Es werde eine Verschlankung und Digitalisierung von Genehmigungsverfahren gebraucht – und auch Förderung. Diese müsse jedoch an den richtigen Stellen und in einer Form erfolgen, dass öffentliche Gelder das private Investitionskapital ergänzen und nicht verdrängen, betonte der Bitkom. Der Digitalverband erklärte sich bereit, an einer Potenzialanalyse mitzuwirken, die zeigen solle, wo der Nachhol- und Förderbedarf am größten ist. Wo immer möglich wolle sein Verband an Markterkundungsverfahren mitwirken, so Berg, um den Förderbedarf im konkreten Einzelfall zu ermitteln. Allerdings sei es unmöglich, gleichzeitig bundesweit den Ausbau zu planen und ihn innerhalb weniger Jahre umsetzen. Dazu fehle es an Baukapazitäten. Daher müsse der Ausbau bis 2030 gestaffelt angegangen werden und die Förderung mit jeweils einer Milliarde Euro pro Jahr über diesen Zeitraum klug verteilt werden. In einem ersten Schritt müssten die Förderverfahren für die verbliebenen weißen Flecken priorisiert werden. Andernfalls würden aufgrund der begrenzten Baukapazitäten die geförderten Ausbauprojekte Überhand gewinnen und damit private Investitionen verdrängen. Ein Förderexzess treibe nur die Preise nach oben und bringe keinen einzigen zusätzlichen Breitbandanschluss, so der Bitkom.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband
Nahaufnahme einer Wiese, im Hintergrund eine Straße. Glasfaserkabel ragen aus der Erde.

Gigabitstrategie: Fortschrittsbericht zeigt Ausbaudynamik

[17.10.2024] Der Fortschrittsbericht zur Gigabitstrategie des BMDV zeigt, dass 87 Prozent der Ausbaumaßnahmen gestartet oder abgeschlossen sind. Neue Projekte sollen den Ausbau weiter fördern. Bayerns Finanzminister Füracker kritisiert jedoch unzureichende Förderungen für ländliche Regionen und fordert mehr Unterstützung. mehr...

Das Bild zeigt die rheinland-pfälzische Digitalministerin Dörte Schall.

Rheinland-Pfalz: Mobilfunkpakt mit Tower Companies

[30.09.2024] In Rheinland-Pfalz wurde ein neuer Pakt für einen besseren Mobilfunkausbau geschlossen. Digitalisierungsministerin Dörte Schall und fünf Mobilfunkunternehmen wollen den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur beschleunigen und Hemmnisse abbauen. mehr...

Breitband-Portal: Turbo beim Glasfaserausbau

[26.09.2024] Zehn Bundesländer setzen mittlerweile auf das von Hessen und Rheinland-Pfalz als EfA-Dienst entwickelte Breitband-Portal, mit dem sich Anträge auf Verlegung online stellen sowie digital bearbeiten und genehmigen lassen. Das elfte Bundesland folgt in Kürze. mehr...

Baden-Württemberg: Schlusslicht beim Glasfaserausbau

[20.09.2024] Baden-Württemberg liegt beim Glasfaserausbau im deutschlandweiten Vergleich auf dem letzten Platz. Das geht aus der aktuellen BREKO-Marktanalyse hervor, die deutliche Unterschiede in der digitalen Infrastruktur aufzeigt. mehr...

Das Bild zeigt eine Baustelle mit einem Bauarbeiter, der Glasfaserkabel verlegt.

Rheinland-Pfalz: Fortschritte beim Breitbandausbau

[19.09.2024] Der 12. Statusbericht Digitale Infrastrukturen zeigt deutliche Fortschritte beim Breitbandausbau in Rheinland-Pfalz. Bereits zwei Drittel der Haushalte können mit Gigabitgeschwindigkeit surfen. mehr...

Cover Micus-Studie Glasfaserausbau BaWü 2024

Baden-Württemberg: Gigabitausbau braucht Fördermittel

[12.09.2024] Die Düsseldorfer Strategieberatung Micus hat ihre aktuelle Studie zum Gigabitausbau in Baden-Württemberg 2024 publiziert. Demnach besteht weiterhin trotz Fortschritten ein erheblicher Fördermittelbedarf, um den Vollausbau zu erreichen. mehr...

Auszug aus der BREKO-Marktanalyse 2024

BREKO: Marktanalyse 2024

[12.09.2024] Der Glasfaserausbau in Deutschland geht zwar weiter voran – verlangsamt sich aber in der Fläche. Daher fordert der BREKO von der Bundesregierung eine politische Kurskorrektur. Andernfalls sei das Ziel der flächendeckenden Glasfaserversorgung bis 2030 nicht erreichbar. mehr...

Luftbild der Hochschule Merseburg

Merseburg: Hochschule erhält 5G-Campusnetz

[04.09.2024] An der Hochschule Merseburg wurde jetzt ein 5G-Campusnetz in Betrieb genommen. Errichtet wurde es von der Deutschen Telekom. mehr...

Hamburg: Glasfaseroffensive gestartet

[04.09.2024] OXG und Vodafone starten in Hamburg jetzt eine groß angelegte Glasfaseroffensive, die bis zu 300.000 Haushalte mit schnellen Internetanschlüssen versorgen soll. Der Ausbau erfolgt eigenwirtschaftlich und ohne öffentliche Gelder, wobei der Fokus auf einer breiten Anbieterwahl für die Bürgerinnen und Bürger liegt. mehr...

Eine Frau und zwei Herren stehen an einem Tisch, vor sich einige Papiere. Im Hintergrund angeschnitten das sächsische Staatswappen und die Landesfahne.

Sachsen: Mobilfunkanlagen an öffentlichen Gebäuden

[28.08.2024] Das Land Sachsen hat mit dem Mobilfunkmasten-Betreiber Vantage Towers eine Rahmenvereinbarung geschlossen, welche die Nutzung öffentlicher Grundstücke und Gebäude vereinfachen soll. Ziel ist es, den Ausbau der Mobilfunk-Infrastruktur zu erleichtern und zu beschleunigen. mehr...

Eine Gruppe von fünf Männern vor einer Glasfassade, die vorderen zwei halten eine Urkunde fest und lächeln in die Kamera.

Rheinland-Pfalz: Landesförderung für Glasfaser-Ausbau

[27.08.2024] Im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz wird der flächendeckende Glasfaserausbau durch den Bund, das Land und den Landkreis gefördert. Damit sollen flächendeckende Glasfaserinfrastrukturen entstehen, die als Voraussetzung für gleichwertige Lebensverhältnisse und für attraktive ländliche Räume gelten. mehr...

Blick aus der Untersicht auf einen Mobilfunkmasten, im Hintergrund blauer Himmel mit einigen Wolcken.

Hessen: Dynamischer Mobilfunkausbau

[12.08.2024] Der Zukunftspakt Mobilfunk für Hessen soll den Mobilfunkausbau in Hessen beschleunigen und die Versorgung mit aktuellen und zukünftigen Mobilfunkstandards verbessern. Zum Jahresende läuft die Vereinbarung aus. Digitalministerin Kristina Sinemus zieht schon jetzt eine positive Bilanz. mehr...

Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus mit Andreas Pfisterer, CEO der Deutschen Glasfaser,

Hessen: Landesweites Highspeed-Internet bis 2030

[07.08.2024] Das Hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation und die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser haben eine Einzelvereinbarung zum weiteren Glasfaserausbau im Land geschlossen. Demnach sollen in den Jahren 2024 und 2025 jeweils mindestens 50.000 Anschlüsse entstehen, bis Ende 2030 sollen mindestens 400.000 Haushalte angeschlossen werden. mehr...

Nahaufnahme einer Wiese, im Hintergrund eine Straße. Glasfaserkabel ragen aus der Erde.

TK-NABEG: Kein Booster für den Glasfaserausbau

[06.08.2024] Das TK-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetz soll den Netzausbau beschleunigen und entbürokratisieren. Die Branche hegt indes Zweifel, ob dies eingelöst werden kann. Die Breitband- und Glasfaserverbände ANGA, BREKO und BUGLAS sehen dringenden Nachbesserungsbedarf in wesentlichen Punkten. mehr...

Wireframe-Fragik in Blautönen vor Schwarz: Paragrafenzeichen und Waage mit zwei Waagschalen.

Bund/Bitkom: Gesetz für schnelleren Netzausbau

[29.07.2024] Bis 2030 will der Bund flächendeckend Glasfaseranschlüsse und den neuesten Mobilfunkstandard verfügbar machen. Das TK-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetz, das jetzt als Referentenentwurf vorliegt, soll den Netzausbau beschleunigen. Der Bitkom spricht in einer Stellungnahme zum Gesetz von verpassten Chancen und neuen bürokratischen Hürden. mehr...