BitkomFachkräftestrategie war überfällig

[19.10.2022] In seiner jüngst beschlossenen Fachkräftestrategie schreibt der Bund gesetzliche und untergesetzliche Maßnahmen fest, die Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung unterstützen sollen. Der Bitkom kommentiert und ergänzt das Papier, besonders im Hinblick auf die IT-Branche.

Die Bundesregierung hat am 12. Oktober 2022 ihre neue Fachkräftestrategie im Kabinett beschlossen, mit der sie die Anstrengungen der Unternehmen und Betriebe unterstützen will, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Der Bitkom hat eine Stellungnahme zu dem Maßnahmenpaket veröffentlicht. Die Fachkräftestrategie der Bundesregierung sei überfällig, wird dort Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder zitiert. Der Fachkräftemangel sei zu lange unterschätzt worden, nun sei er eine Bedrohung für Wachstum, gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit von Deutschland. Derzeit fehlten beispielsweise 96.000 IT-Expertinnen und IT-Experten, um die Digitalisierung von Unternehmen, Verwaltung und Gesellschaft voranzubringen.
Der Bitkom begrüßt die Fachkräftestrategie der Bundesregierung, mahnt jedoch auch, diese schnell umzusetzen. Im Zentrum müssten konkrete Maßnahmen zur Aktivierung der Potenziale innerhalb Deutschlands stehen, es gelte aber auch, für Fachkräfte von außerhalb attraktiver zu werden. So sollte auf eine behördliche Prüfung der Qualifikation von IT-Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland ohne formalen Abschluss, aber mit ausgeprägter praktischer Erfahrung verzichtet werden. Ein Befähigungsnachweis des künftigen Arbeitgebers sollte für die Erteilung eines Visums ausreichen. Zudem spiele die deutsche Sprache in der Digitalbranche eine untergeordnete Rolle, die Forderung von Deutschkenntnissen für IT-Fachleute ist nach Ansicht des Bitkom für den Zeitpunkt der Zuwanderung verzichtbar.

Flexible Aus- und Weiterbildung, zeitgemäße Arbeitszeitmodelle

Der Verband begrüßt, dass die Strategie bei der Aus- und Weiterbildung verstärkt Frauen, Ältere, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Schwerbehinderungen in den Blick nimmt. Mit Blick auf die rasanten Entwicklungen in der Digitalbranche sei es auch der richtige Ansatz, die Aus- und Fortbildungsordnungen in der dualen Berufsausbildung laufend zu modernisieren. Ebenso sei eine Erleichterung und systematische Stärkung des Quereinstiegs in die Digitalwirtschaft zur Bekämpfung des Fachkräftemangels dringend notwendig. Als Beispiele nennt der Bitkom die stärkere Förderung von praxisnahen Coding-Schools und Bootcamp-Kursen. Geplante Maßnahmen wie der Aufbau einer Nationalen Weiterbildungsplattform könnten dann hilfreich sein, wenn sie den Flickenteppich an Weiterbildungsangeboten zusammenweben und nicht weiter vergrößern.
Eine flexible Arbeitszeitgestaltung könne dazu beitragen, dass Deutschland in der digitalen Welt attraktiver werde. Derzeit orientiere sich die deutsche Gesetzgebung noch am Stahlkocher oder Kohlekumpel und nicht an Software-Ingenieuren, die in weltweit verteilten Teams virtuell zusammenarbeiten. So hält der Bitkom deshalb unter anderem die Umstellung von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit für notwendig.





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