HessenDrei Jahre DSGVO in Deutschland

[07.06.2021] Der Hessische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit zieht nach drei Jahren praktischer Arbeit mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Bilanz. Anfängliche Befürchtungen seien nicht eingetreten, doch die Verordnung habe Lücken.

Vor fünf Jahren ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft getreten, seit drei Jahren gilt sie in Deutschland. Nach den ersten drei Jahren praktischer Erfahrungen mit der Verordnung zieht der Hessische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Alexander Roßnagel, Bilanz. Den größten Erfolg der DSGVO sieht der Datenschutzbeauftragte darin, dass sie die Werte zum Ausdruck bringe, auf die sich die EU-Mitgliedstaaten für den Weg in die digitale Gesellschaft geeinigt hätten. Die Verordnung zeige damit einen dritten Weg der Digitalisierung – zwischen einer Kontrolle des Alltagslebens wie in China und der Datenausbeutung des kalifornischen Digitalkapitalismus. Viele andere Staaten gäben sich Datenschutzgesetze, die an der europäischen Datenschutz-Grundverordnung orientiert seien.

Aufmerksamkeit für den Datenschutz

Für den zunehmenden Umgang mit personenbezogenen Daten biete die DSGVO erstmals einheitliche Regelungen für den Datenschutz in der gesamten EU. So sei die Diskussion über Notwendigkeit und Inhalt des Datenschutzes gefördert und auch der Respekt vor den Grundrechten gestärkt worden. Insbesondere mit ihren am Wettbewerbsrecht orientierten Sanktionsdrohungen, aber auch mit ihrer Etablierung unabhängiger, starker Aufsichtsbehörden habe sie viel Aufmerksamkeit für den Datenschutz bewirkt. Trotz dieser Stärkung des Datenschutzes hätten sich anfängliche Befürchtungen vor einer unangemessenen Datenschutzbürokratie als „übertrieben“ erwiesen. Die Praxis habe gezeigt, dass die Umstellung auf die neue Datenschutzordnung am Ende gar nicht so aufwendig war wie vorausgesagt.

Zu viele Unschärfen

Drei Jahre Datenschutzpraxis ließen allerdings auch Schwachstellen der Datenschutz-Grundverordnung immer deutlicher werden, so Hessens Datenschutzbeauftragter. So habe die Verordnung nicht zu einer einheitlichen Datenschutzpraxis innerhalb der Europäischen Union geführt – die Abstraktheit vieler Regelungen ließe Raum für unterschiedliche Interpretationen, viele Öffnungsklauseln eröffnen Spielräume für divergierende Gesetze in den Mitgliedstaaten. Hinsichtlich der Abstimmung der unabhängigen Aufsichtsbehörden seien komplizierte Verfahren vorgesehen, die eine einheitliche Zielsetzung und einen Kulturwandel voraussetzen, der derzeit fehle. Zu den Herausforderungen modernster Informationstechniken wie Big Data, Internet der Dinge oder Künstlicher Intelligenz enthalte die DSGVO „überwiegend abstrakte, technik- und risikoneutrale Regelungen“, die in der Praxis nur schwer zu konkretisieren sind, so Roßnagel.

Lernen für künftige Digitalisierungsprojekte

Lücken, die das Recht lässt, würden vor allem von globalen Konzernen und anderen mächtigen Datenverarbeitern genutzt, um ihre Interessen – oft zulasten der betroffenen Personen – durchzusetzen. Defizite in der Gesetzgebung nachträglich auszugleichen, verursache sehr viel Arbeit für die Aufsichtsbehörden. Gremien auf EU-, Bundes- oder Landesebene könnten hier Rechtsklarheit schaffen – aber immer unter dem Risiko, dass Gerichte angerufen würden. Dies hätte oft durch wenige risikoorientierte Festlegungen des Unionsgesetzgebers vermieden werden können. Für künftige Digitalisierungsprojekte sollte die europäische und die deutsche Gesetzgebung aus den Erfahrungen mit der Datenschutz-Grundverordnung lernen.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Weinberge und Neckar bei Stuttgart-Mühlhausen

Baden-Württemberg: Rebflächen-Förderung mit FIONA

[29.07.2025] Weinbauern in Baden-Württemberg, die Fördermittel für die Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen beantragen wollen, steht dazu ab sofort ausschließlich der digitale Weg über das Portal FIONA zur Verfügung. mehr...

Panzepr mit Tarnfleck-Muster fährt über ein Feld.

Bundeswehr/Bitkom: Beschaffung in der digitalen Welt

[28.07.2025] Mit dem Beschluss des Bundeswehr-Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetzes will die Bundesregierung die langwierigen Vergabeverfahren reformieren. Der Digitalverband Bitkom spricht von einem notwendigen Kurswechsel hin zu mehr Digitalisierung und Innovationsfähigkeit in der Verteidigung. mehr...

Eine Reihe von Lkws, die an einer Autobahnraststätte parken

BMV: Datendienst erleichtert Parkplatzsuche

[24.07.2025] Ein neuer Stellplatzinformationsdienst (SID) soll die Parkplatzsuche für Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer in Deutschland künftig deutlich vereinfachen. Das System liefert Echtzeitdaten zur Belegung von Lkw-Stellplätzen auf Autobahn-Rastanlagen – direkt aus dem Mautsystem in die Mobilithek des Bundes. mehr...

Das Bild zeigt Minister Manfred Pentz.

Hessen: Ein Jahr Bürokratie-Melder

[21.07.2025] Seit einem Jahr ist in Hessen der erste Bürokratie-Melder Deutschlands online. Entbürokratisierungsminister Manfred Pentz zog eine positive Bilanz: Bürgerinnen und Bürger nutzen den Bürokratie-Melder aktiv und konstruktiv. Viele Meldungen sind in das kürzlich beschlossene Bürokratieabbaugesetz eingeflossen. mehr...

Ein Mann mit Anzug und ein Mann mit Warnweste stehen vor einem geöffneten Elektronik-Schaltkasten und unterhalten sich. Im Hintergrund Himmel und Bäume.

Nordrhein-Westfalen: Pegelnetz wächst weiter

[11.07.2025] Als Reaktion auf die Hochwasserkatastrophe von 2021 erweitert Nordrhein-Westfalen bis Ende 2025 sein Netz an Hochwassermeldepegeln um 45 Prozent. Einer der neuen Standorte ging nun im bergischen Welzen in Betrieb. Insgesamt entstehen 26 neue Messstellen. mehr...

Ingo Behnel, Alexander Pröll und Dr. Markus Richter sitzen auf Sesseln zusammen und unterhalten sich.

Internationaler Austausch: Digitale Kompetenzen stärken

[11.07.2025] Deutschland will die digitalen Basiskompetenzen seiner Bevölkerung deutlich stärken. Bei einem Austausch mit Österreich – das hier im EU-Vergleich besser dasteht – wurden erfolgreiche Ansätze diskutiert und nächste Schritte angekündigt. mehr...

Wappen Thüringen

Dashboard Digitale Verwaltung: Thüringen auf Platz drei

[08.07.2025] Das Dashboard zum bundesweiten Stand der Digitalen Verwaltung zeigt, dass Thüringen in den vergangenen Monaten einen großen Sprung gemacht hat: Bei den digital verfügbaren Verwaltungsleistungen hat der Freistaat zur Spitzengruppe aufgeschlossen. mehr...

Unter Bäumen stehen zwei junge Männer mit einer großen Präsentationstafel, auf der ein Screenshot der neuen Service-Standard-Website gezeigt wird.

Servicestandard: Viel erreicht im Juni

[03.07.2025] Der Servicestandard unterstützt Verwaltungsmitarbeitende und IT-Dienstleister, auf effiziente Weise nutzerfreundliche digitale Services zu entwickeln. Eine neue Website hilft bei der praktischen Umsetzung. Die Mitwirkung von Fachleuten ist beim Ausbau des Servicestandards unentbehrlich. mehr...

Rückansicht eines jungen, code-schreibenden Mannes und seines Bildschirms, im Hintergrund weitere Personen an Monitoren.

Hamburg/Schleswig-Holstein: Designbaukasten für den modernen Staat

[03.07.2025] Gemeinsam mit einer bundesweiten Fach-Community arbeiten Hamburg und Schleswig-Holstein an KERN, einem modularen UX-Standard für digitale Verwaltungslösungen. Nun präsentieren die beiden Länder umfassende Erweiterungen und Verbesserungen. mehr...

Digitale Verwaltung: Luft nach oben

[02.07.2025] Laut einer Umfrage der Firma Iron Mountain sind viele Bürgerinnen und Bürger mit digitalen Verwaltungsdiensten unzufrieden. Gewünscht wird mehr Transparenz, etwa durch Online-Einsicht in Unterlagen. Grundlage dafür ist die strukturierte Digitalisierung von Akten. mehr...

Berlin: Innovationswettbewerb für Verwaltungslösungen

[01.07.2025] Mit der City Challenge ruft Berlin Start-ups, KMU sowie Forschungsinstitute auf, bis zum 27. Juli digitale Lösungen für konkrete Herausforderungen innerhalb der Verwaltung einzureichen. Die besten Vorschläge sollen als Pilotprojekte umgesetzt werden. mehr...

Stapel von Umzugskartons

In eigener Sache: K21 media zieht um

[30.06.2025] Seit 2001 versorgen die Publikationen von K21 media Kommunen, Entscheider auf Landes- und Bundesebene sowie Stadtwerke mit aktuellen und umfassenden Informationen zu relevanten Themen. Nun schlägt der Verlag sein Hauptquartier in der Landeshauptstadt Stuttgart auf. mehr...

Berlin: Mehr Sicherheit für Daten und Digitalisierungsprojekte

[23.06.2025] Verwaltungen benötigen wirksame Werkzeuge, um datengetriebene, smarte Innovationen nachhaltig umzusetzen. Die Stadt Berlin setzt nun auf einen digitalen Leitfaden zur Data Governance, der bei der Planung und Umsetzung datengetriebener Vorhaben konkret unterstützt. mehr...

Eine Gruppe von sieben Personen hat sich vor einem Roll-Out-Banner mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" für ein Gruppenfoto aufgestellt. Zwei davon präsentieren Urkunden.

Green IT: „Blaue Engel“ für Software

[17.06.2025] Bei Software fließt nicht nur der Energieverbrauch, sondern auch die Produktlaufzeit in die Nachhaltigkeitsbeurteilung ein. Das Bundesumweltministerium hat nun die ersten Umweltkennzeichen für energie- und ressourceneffiziente Software vergeben. mehr...

Wappen mit Aufschrift „Polizei“ auf Uniformärmel genäht. Im Hintergrund ein Schild „Bundesrepublik Deutschland“.

Bundespolizei: Personalverwaltung mit PVSplus

[12.06.2025] Seit Juni 2025 nutzt die gesamte Bundespolizei mit rund 55.000 Beschäftigten das Personalverwaltungssystem PVSplus. Es ist die bislang größte angebundene Behörde im Rahmen des vom ITZBund verantworteten Roll-outs des Verfahrens. mehr...