StatementDigitalisierung an den Kabinettstisch

[21.02.2025] Digitalisierung gehöre nicht auf Wahlplakate, sondern an den Kabinettstisch, schreibt Professor Volker Gruhn, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender des IT-Dienstleisters adesso, in einem Kommentar zur bevorstehenden Bundestagswahl. Von der kommenden Regierung wünscht er sich ein Digitalministerium. Und zwar ein echtes.
Volker-Gruhn_adesso

adesso-Gründer Volker Gruhn wünscht sich ein echtes Digitalministerium, das mit einem entsprechenden Budget, Personal sowie klaren Zuständigkeiten und Kompetenzen ausgestattet wird.

(Bildquelle: Fotoagentur Roth)

Ob Digitalchecks, die Deutschland-App oder gleich die „Re-Industrialisierung des Landes durch Digitalisierung“: Im Wahlkampf entdecken viele Parteien ihre Leidenschaft für Digitalthemen. Manche Politikerinnen und Politiker träumen gar direkt von der digitalen Weltspitze. Gleichzeitig bestellen zahlreiche Behörden den Toner fürs Faxgerät noch von Hand. Das schreibt Professor Volker Gruhn, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender des IT-Dienstleisters adesso, in einem Statement im Vorfeld der Bundestagswahl. 

Er habe an die neue Regierung nur einen Wunsch, und der sei realistisch und kurz, so Gruhn. „Auf meiner Wunschliste steht lediglich: ein echtes Digitalministerium. Und mit ‚echt‘ meine ich, dass dieses Ministerium nicht nur eine symbolische PR-Abteilung sein darf, sondern mit Budget, Personal sowie klaren Zuständigkeiten und Kompetenzen ausgestattet wird und die Unterstützung des Kanzlers hat“, sagt der adesso-Gründer.

Ein solches Digitalministerium könnte dann endlich die digitale Infrastruktur der Verwaltung modernisieren, heißt es in dem Statement weiter. Denn die Behörden bräuchten eine IT-Ausstattung, die nicht aus den 1990er-Jahren stamme. „Ein Digitalministerium sollte außerdem Verwaltungsdienstleistungen schaffen, die wirklich online nutzbar sind und keine Formulare mehr enthalten, die sich nur durch einen Umweg über den Drucker ausfüllen lassen. Das wäre ein E-Government, das seinen Namen auch verdient“, sagt Gruhn.  

Auch die Cybersicherheit müsse zur Chefsache eines solchen Ministeriums werden – sie sollte auf einem durchdachten und durchgängigen Sicherheitskonzept basieren, statt weiterhin ein Flickenteppich aus Einzelmaßnahmen zu sein. Zudem müsse die  Digitalisierung künftig zusammen mit dem Thema Nachhaltigkeit gedacht werden. Gruhn: „Digitale Infrastrukturen sind Energiefresser, aber Künstliche Intelligenz, Smart Grids und datenbasierte Lösungen helfen, Emissionen zu reduzieren.“

Als dringende Baustelle benennt Gruhn darüber hinaus die Digitalisierung der föderalen Zusammenarbeit. Statt 16 verschiedene Lösungen für dasselbe Problem solle das Digitalministerium einheitliche Standards für Länder und Kommunen schaffen – und zwar verbindlich und nicht nur als Empfehlung. „Nicht zuletzt muss das Ministerium digitale Verantwortlichkeiten zentralisieren“, erklärt Gruhn weiter. „IT-Einheiten und Gremien wie das BSI, die IT der Bundesdruckerei, das ITZBund und die föderale IT-Kooperation gehören unter ein Dach. Statt Kompetenzwirrwarr hätten wir dann eine zentrale Steuerung der digitalen Transformation.“ 

Dabei gehe es nicht darum, mit einem Sprung zur digitalen Weltspitze aufzuschließen, sondern Zug um Zug die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Ein Beispiel seien die Register. Derzeit verwalte Deutschland seine Daten in unzähligen Insellösungen, vom Flensburger Kfz-Register über das Melderegister bis hin zum Fischereiregister. „Alle diese Register ließen sich auf einer Architektur betreiben, mit gleichen Berechtigungssystemen und einer interoperablen Struktur. Dann hätten wir zwar nicht sofort Verhältnisse wie in Estland, einem der digitalen Musterländer Europas. Aber wir könnten auf einen Schlag viele Prozesse vereinfachen“, ist Gruhn überzeugt.  

Digitale Wettbewerbsfähigkeit sei eben nichts, was nur in den Monaten vor einer Wahl relevant sei, sondern vielmehr ein Thema für die Jahre der Regierungsarbeit, heißt es in dem Statement abschließend. Gruhn: „Die Regierung muss es nur wollen. Ein echtes Digitalministerium wäre dafür ein starkes Zeichen.“





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

Hessen: Zentrum für digitale Resilienz geplant

[25.03.2025] Deutschland will seine digitalen Infrastrukturen besser vor Krisen und Katastrophen schützen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus unterzeichneten einen Letter of Intent zur Gründung eines nationalen Zentrums für digitale Resilienz. mehr...

Bitkom: Sondervermögen soll Verwaltung digitalisieren

[25.03.2025] Der Digitalverband Bitkom fordert, 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für einen „Digitalpakt Deutschland“ zu nutzen, darunter 10 Milliarden Euro für die Verwaltungsdigitalisierung. Das Geld könnte in moderne Register, föderale Vernetzung und eine sichere Cloudinfrastruktur fließen. mehr...

Der neu konstituierte Digitalrat im Gruppenbild.

Rheinland-Pfalz: Digitalrat nimmt Arbeit auf

[24.03.2025] Rheinland-Pfalz hat ein neues Expertengremium für Digitalthemen. Der 17-köpfige Digitalrat soll Digitalisierungsschwerpunkte des Landes weiterentwickeln. Unter Vorsitz von Digitalministerin Dörte Schall und Informatikprofessorin Katharina Zweig berät das Gremium Politik und Verwaltung. mehr...

Digitalministerkonferenz der Länder: Finanzpaket für digitale Zukunft einsetzen

[20.03.2025] Die Mittel aus dem im Bundestag beschlossenen Finanzpaket sollten auch für eine umfassende Digitalisierung der Verwaltung und den Ausbau souveräner, digitaler Infrastrukturen eingesetzt werden, fordert die Digitalministerkonferenz (DMK) der Länder. mehr...

Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder mit Laptops an einem langen Konferenztisch in einem hohen, hellen Raum. Im Hintergrund klassizistische Kuppelarchitektur und die Landesfahnen.

MPK: Mehr Schub für KI nötig

[14.03.2025] Die Länder drängen den Bund, die nationale KI-Strategie zu überarbeiten und deutlich mehr Mittel bereitzustellen. Sie fordern eine innovationsfreundliche Regulierung und mehr Unterstützung für Forschung sowie nachhaltige Rechenzentren in Europa. mehr...

Schweizerflagge auf dem Bundeshaus in Bern.

Schleswig-Holstein/Schweiz: Austausch zu Open Source

[12.03.2025] Auf Einladung des Schweizer Bundeskanzlers Viktor Rossi stellte Schleswig-Holsteins Digitalminister Dirk Schrödter in Bern die Open-Source-Strategie seines Landes vor. Die Schweiz will Open Source in der Verwaltung stärken – Schleswig-Holstein dient dabei als Vorbild. mehr...

Das Bild zeigt Bayerns Digitalminister Fabian Mehring.

Bayern/Bund: Digitalisierung als Masterthema

[12.03.2025] Bayerns Digitalminister Fabian Mehring fordert ein Bundesministerium für Digitales, Innovation und neue Medien und skizziert dessen Ausrichtung. Es soll Verwaltungsdigitalisierung, digitale Infrastruktur, Innovation und Digitalwirtschaft vorantreiben sowie gegen Desinformation im digitalen Raum vorgehen. mehr...

Digitalministerkonferenz: Gemeinsame Positionen für Koalitionsverhandlungen

[11.03.2025] Angesichts der bevorstehenden Koalitionsverhandlungen stimmen sich die Digitalverantwortlichen der Länder bei einer Sonder-Digitalministerkonferenz ab. Im Fokus stehen unter anderem eine Föderalismusreform, klare KI-Rahmenbedingungen und mehr Tempo beim Infrastrukturausbau. mehr...

Cover des D21-Digital-Index 2024/25

D21-Digital-Index: Digitale Resilienz als Schlüssel

[10.03.2025] Alljährlich liefert D21 mit dem Digital-Index ein umfassendes Lagebild zum Digitalisierungsgrad in Deutschland. Nun hat die Initiative ihre Studie für 2024/25 vorgelegt. Demnach verändern digitale Technologien Gesellschaft und Wirtschaft tiefgreifend – die Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeit werden aber weitgehend unterschätzt. mehr...

Thüringer Digitalminister Steffen Schütz

Thüringen: Infrastruktursondervermögen auch für Digitalisierung

[10.03.2025] Thüringens Digitalminister Steffen Schütz fordert den Bund auf, das geplante Infrastruktursondervermögen für Digitalisierungsvorhaben zu öffnen. Der Bund soll in offene Cloud-Infrastrukturen und sichere Netze investieren, um unabhängiger von Tech-Konzernen zu werden. mehr...

Cover des Positionspapiers Deutschland 2029

Initiative D21/DigitalService des Bundes/SPRIND: Neuausrichtung der Digitalpolitik

[07.03.2025] Die Initiative D21, der DigitalService des Bundes und die Agentur SPRIND skizzieren in einem neuen Paper Handlungsempfehlungen für eine künftige Digitalpolitik. Ein zukunftsfähiger Staat brauche klare Zuständigkeiten, bessere digitale Infrastruktur und einen Kulturwandel in der Verwaltung. mehr...

Thüringer Wappen

Thüringen: Landesregierung beruft Digitalbeirat

[05.03.2025] Das Landeskabinett Thüringen hat die Berufung des Digitalbeirats beschlossen. Das unabhängige 18-köpfige Gremium soll die Landesregierung zu Fragen der Verwaltungsdigitalisierung, Technologie und Cybersicherheit beraten und Digitalisierungsprojekte begleiten. mehr...

Balkendiagramm Digitalkompetenzen werden verbessert. 2022 lag der Kompetenz-Index bei 60 von 100 Punkten und der Anteil Digitaler Basiskompetenzen bei 49%. 2023 lag der Kompetenz-Index bei 61 von 100 Punkten und der Anteil Digitaler Basiskompetenzen bei 50%. 2024 liegt der Kompetenz-Index ebenfalls bei 61 von 100 Punkten, der Anteil Digitaler Basiskompetenzen bei 49%. Auf Basis der Bevölkerung ab 14 Jahren mit 7.237 Befragten für das Jahr 2024.

D21: Digitalstrategie hat Kernziele verfehlt

[28.02.2025] Die scheidende Bundesregierung hat sich mit ihrer Digitalstrategie vom August 2022 ehrgeizige Ziele gesetzt: Deutschland sollte bis zum Ende der Legislatur spürbar digitaler sein. In einer Vorschau auf den Digital-Index 2024/25 zieht die Initiative D21 eine ernüchternde Bilanz. mehr...

Ein Zukunftskongress-Spezial nimmt den Status quo der Verwaltungsdigitalisierung hierzulande in den Blick.

Brandenburg: Auf dem Weg zu vernetzten Registern

[28.02.2025] Der NOOTS-Staatsvertrag will bereits in der Verwaltung vorliegende Daten behördenübergreifend digital zugänglich machen, um für mehr Nutzerfreundlichkeit digitaler Verwaltungsleistungen zu sorgen. Das brandenburgische Landeskabinett hat dem Vertrag jetzt zugestimmt. mehr...

NIIS-CEO Ville Sirviö und Schleswig-Holsteins Digitalminister Dirk Schrödter schütteln sich die Hand.

Schleswig-Holstein: Partnerschaftsabkommen mit NIIS

[26.02.2025] Schleswig-Holstein hat ein Partnerschaftsabkommen mit dem Nordic Institute for Interoperability Solutions unterzeichnet, in dem digital fortschrittliche Regierungen zusammenarbeiten. Ziel ist unter anderem, den digitalen Datenaustausch und grenzüberschreitendes E-Government voranzutreiben. mehr...