BMJ/BitkomRechtsstreit per Mausklick

[13.01.2025] Mit der Digitalisierung der Justiz kann auch der Zugang zum Recht erleichtert werden – etwa durch zivilgerichtliche Onlineverfahren. Fluggast-Entschädigungen können bereits online geltend gemacht werden. Doch wie kommt dieser Service an?
Wartezone eines Flughafens, eine Person schläft, eine döst, eine macht Yoga.

Wer am Flughafen gestrandet ist, kann Entschädigungsansprüche in einem digital geführten Verfahren geltend machen.

(Bildquelle: lightfieldstudios/123rf.com)

„Unkomplizierte Kommunikation“ und „leichter Zugang für alle“ sind Schlagworte, die bisher eher nicht mit Zivilprozessen bei Gericht verbunden werden. Stattdessen erschweren komplizierte Formalien und unbekannte Abläufe Laien den Zugang zum Rechtssystem. Der Austausch zwischen Verfahrensbeteiligten und Gericht kostet oftmals viel Zeit und Nerven. Mit dem zivilgerichtlichen Onlineverfahren soll sich das ändern. Das Projekt des Bundesjustizministeriums (BMJ) will es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, Zahlungsklagen von niedrigem Streitwert bis 5.000 Euro vollständig elektronisch und mithilfe digitaler Eingabe- und Abfragesysteme einzureichen. Im Rahmen des Projekts Zugang zum Recht, das vom BMJ und dem DigitalService des Bundes gemeinsam vorangetrieben wird, wurde bereits ein Onlinedienst entwickelt, der die Durchsetzung von Fluggastrechten erleichtert. Der Hintergrund: Fluggäste, deren Flieger mit großer Verspätung – oder gar nicht – abhebt, haben Anspruch auf eine Entschädigung. Diese muss allerdings aktiv eingefordert werden.

Onlinedienste im Justizbereich stoßen auf Interesse

Der Digitalverband Bitkom wollte wissen, wie es um die Akzeptanz solcher Onlinetools für rechtliche Probleme bestellt ist und beauftragte eine Befragung unter gut 1.000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. Demnach hat bereits jeder Zehnte den Onlinedienst für Fluggastrechte genutzt, weitere 20 Prozent können sich vorstellen, auf eine solche digitale Hilfe zurückzugreifen. Auch andere Onlinedienste, die bei rechtlichen Fragen unterstützen, stoßen auf Interesse. So können sich laut Bitkom 31 Prozent vorstellen, Onlinedienste zu nutzen, die bei Bußgeldern oder Unfällen im Straßenverkehr helfen, 2 Prozent haben das bereits getan. Dahinter folgen Onlinerechtsangebote bei Mietstreitigkeiten, im Arbeitsrecht, bei der Absicherung von Onlinekäufen oder allgemein bei der Kündigung von Verträgen. Am geringsten ist das Interesse an Onlinehilfen bei eher komplexen rechtlichen Fragen, bei denen es häufig auch um hohe Summen oder sehr persönliche Themen geht.

Grundsätzlich sind die Deutschen bei der Beurteilung von Onlinetools für rechtliche Probleme gespalten. So sind 52 Prozent der Befragten sicher, dass diese künftig häufiger bei Rechtsstreitigkeiten genutzt werden. 40 Prozent finden, dass rechtliche Auseinandersetzungen dadurch fairer ablaufen, weil auch diejenigen Hilfe erhalten, die sich eine Anwältin oder einen Anwalt nicht leisten können. Auf der anderen Seite befürchten 51 Prozent, dass solche Angebote die Menschen dazu verführen, überflüssige rechtliche Auseinandersetzungen zu suchen, 44 Prozent haben Angst, falsch beraten zu werden.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: E-Justiz
Hand arbeitet mit Cloud computing Diagramm

Niedersachsen: Beweismittel in der Cloud

[12.02.2025] Um die Arbeit von Polizei und Justiz zu erleichtern, sollen digitale Beweismittel in Niedersachsen künftig in einer zentralen Cloud vorgehalten werden. Bis Ende des Jahres will das Landeskriminalamt Niedersachsen erste Erkenntnisse zur geplanten Beweismittelcloud vorlegen. mehr...

BMJ: Zugang zum Recht wird digitaler

[28.01.2025] Das BMJ und der DigitalService des Bundes starten die nächste Phase ihrer „Zugang zum Recht“-Projekte. Mit neuen Onlinediensten wie Antragsassistenten und Informationsangeboten soll der Zugang zum Recht weiter erleichtert werden. mehr...

Vier Personen in Business-Kleidung posieren für ein Foto

Baden-Württemberg: Start der Digitalisierungsstrategie im Justizvollzug

[24.01.2025] In der Justizvollzugsanstalt Heilbronn startet die Pilotphase der elektronischen Verwaltungsakte, ein zentraler Baustein der Digitalisierungsstrategie für den Justizvollzug in Baden-Württemberg. Ziel ist es, Arbeitsprozesse zu modernisieren und die Effizienz standortübergreifend zu steigern. mehr...

Justizia-Skulptur aus Metall

Nordrhein-Westfalen: 200.000 Gerichtsentscheidungen online

[22.01.2025] Die Rechtsprechungsdatenbank NRWE hat eine Rekordmarke erreicht: Die Urteilssammlung enthält über 200.000 Gerichtsentscheidungen, die beispielsweise für die juristische Recherche zur Verfügung stehen. Kein anderes Bundesland bietet eine größere Sammlung frei zugänglicher Urteile im Internet. mehr...

Blick in einen modernen Gerichtssaal: Die Prozessbeteiligten schauen einen großen Bildschirm an, auf dem Dokumente gezeigt werden.

Hamburg: Endspurt für E-Akte in der Justiz

[20.01.2025] Immer mehr Beschäftigte der Hamburger Justiz arbeiten inzwischen mit der elektronischen Akte: Über 70 Prozent nutzen sie aktuell. Bei den ordentlichen und den Fachgerichten ist die Umstellung bereits abgeschlossen, Strafsachen sollen bis 2026 folgen. mehr...

Justizministerin Jacqueline Bernhardt spricht vor Referendarinnen und Referendaren im Goldenen Saal im Justizministerium, Aufnahme von hinten über das Publikum auf die Bühne.

Mecklenburg-Vorpommern: E-Akte auf der Zielgeraden

[16.01.2025] Mecklenburg-Vorpommern steht kurz vor einem flächendeckenden Einsatz der E-Akte in der Justiz: Bis Ende 2025 sollen alle Strafgerichte und Staatsanwaltschaften umgestellt sein. Auch die Ausbildung wird mit digitalen Projekten modernisiert, etwa durch E-Examen. mehr...

Montage einer Roboterhand, die auf einem Computer-Keyboard eine Taste drückt.

Sachsen: RPA-Projekt der Justiz ausgezeichnet

[18.12.2024] Der Aktenroboter der Leitstelle für IT der sächsischen Justiz und der Firma Exelentic hat den Digital Justice Award 2024 erhalten. Die RPA-Software ermöglicht eine schnelle und fehlerfreie Datenmigration in IT-Systeme der Justiz. mehr...

Miniatur-Aktenordner liegen auf einer Laptop-Tastatur.

Niedersachsen: Verwaltungsgerichte nutzen Aktensystem e²A

[04.12.2024] In Niedersachsens Verwaltungsgerichten wird die Aktenführung künftig digital abgewickelt. Mit der Einführung des elektronischen Aktensystems e²A soll eine sichere und effektive Datenverarbeitung möglich sein, die auch ein flexibles Arbeiten erleichtert. mehr...

Symbolbild für Cloud-Technologie: eine Hand greift nach mehreren gerenderten Cloud-Icons.

Bund und Länder: Bundeseinheitliche Justizcloud

[02.12.2024] Die Justizministerinnen und Justizminister von Bund und Ländern trafen in Berlin zu ihrem fünften Bund-Länder-Digitalgipfel zusammen. Im Fokus des Treffens stand das Vorhaben der gemeinsamen Entwicklung einer Cloudinfrastruktur für justizbezogene IT-Anwendungen von Bund und Ländern. mehr...

Bundesministerium der Justiz: Digitale Rechtsantragstelle erhält Preis für gute Verwaltung

[13.11.2024] Das Projekt Digitale Rechtsantragstelle des Bundesministeriums der Justiz wurde jetzt mit dem Preis für gute Verwaltung ausgezeichnet. Diese Initiative erleichtert den Zugang zum Recht, indem sie digitale Unterstützung für Bürgerinnen und Bürger bei der Antragstellung bietet. mehr...

Illustration, die Gericht, Justiz, Rechtssprechung symbolisiert. Gezeigt werden unter anderem eine Waage und mehrere Buchbände.

Brandenburg: Digitale Transformation der Justiz kommt voran

[12.11.2024] Brandenburg hat seit 2019 bedeutende Fortschritte in der Digitalisierung der Justiz erzielt. Die E-Akte ist nahezu flächendeckend eingeführt, Sitzungssäle werden mit moderner Technik ausgestattet und zukunftsweisende Projekte wie KI-Anwendungen und digitale Normverkündung vorangetrieben. mehr...

Illustration: Computerbildschirm, zwei Personen in einer Videokonferenz.

Videokonferencing: Verpflichtungsgesetz wird modernisiert

[11.11.2024] Einen Entwurf zur Modernisierung des Verpflichtungsgesetzes hat das Bundeskabinett beschlossen. Ziel ist, förmliche Verpflichtungen für Verwaltungsbeschäftigte, die keine Amtsträger sind, digital und ohne Präsenztermin zu ermöglichen – zur Straffung und Vereinheitlichung des Verfahrens. mehr...

Die Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges (links) beim Test der Hard- und Software auf der Landesmesse in Stuttgart.

Baden-Württemberg: Zweite juristische Staatsprüfung wird digital

[08.11.2024] In Baden-Württemberg kann die Zweite juristische Staatsprüfung ab Dezember 2024 auch digital geschrieben werden. Auf der Landesmesse in Stuttgart konnten Interessierte die Hard- und Software der neuen E-Prüfung bereits vorab testen. mehr...

Miniatur-Aktenordner liegen auf einer Laptop-Tastatur.

BMJ: Bessere Übermittlung von E-Akten

[06.11.2024] Einheitliche Übermittlungsstandards sollen die Bearbeitung elektronischer Behördenakten in der Justiz verbessern. Ein Verordnungsentwurf des BMJ legt fest, dass Akten als PDF-Dokumente mit maschinenlesbarem Datensatz übermittelt werden. mehr...