TK-NABEGKein Booster für den Glasfaserausbau

[06.08.2024] Das TK-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetz soll den Netzausbau beschleunigen und entbürokratisieren. Die Branche hegt indes Zweifel, ob dies eingelöst werden kann. Die Breitband- und Glasfaserverbände ANGA, BREKO und BUGLAS sehen dringenden Nachbesserungsbedarf in wesentlichen Punkten.
Nahaufnahme einer Wiese, im Hintergrund eine Straße. Glasfaserkabel ragen aus der Erde.

Das TK-NABEG, dessen Entwurf kürzlich beschlossen wurde, soll den Breitbandausbau beschleunigen.

(Bildquelle: Christian Schwier/stock.adobe.com)

Ende Juni 2024 hat das Bundeskabinett den vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Beschleunigung des Ausbaus von Telekommunikationsnetzen (TK-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetz, kurz: TK-NABEG) beschlossen. Die Branche zeigt sich mit dem lange erwarteten Beschluss, dem Monate der Uneinigkeit und Diskussionen zwischen den Ressorts vorausgingen, jedoch nicht zufrieden. Dies geht auch aus Statements der Breitbandverbände ANGA, BREKO und BUGLAS hervor.

„Der Gesetzentwurf bleibt weit hinter den Hoffnungen und Ankündigungen zurück. Sollte es hier keine elementaren Nachbesserungen im Bundestag und Bundesrat geben, wird das Gesetz keine echte Beschleunigung für den Gigabitausbau bringen. Damit wäre eine wirklich wichtige Chance beim Ausbau vertan“, meint ANGA-Geschäftsführerin Andrea Huber. BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers sagt, die Ampel-Koalition sei daran „krachend gescheitert“, ein Gesetz für mehr Tempo beim Glasfaser- und Mobilfunkausbau zu beschließen. Es fehle dem Gesetz die Substanz, den Netzausbau zu erleichtern und zu beschleunigen, so Albers. Und auch der BUGLAS sieht wichtige Stellschrauben für einen beschleunigten Glasfaserausbau nicht optimal genutzt, teilweise sogar verschlechtert.

Verfahren werden nicht effektiv verkürzt

Die drei Verbände kritisieren vor allem Einschränkungen bei der Definition des Telekommunikationsnetzausbaus „im überragenden öffentlichen Interesse“. Eigentlich soll diese Einordnung den Netzausbau gegenüber gleichrangigen Belangen wie etwa Natur- und Denkmalschutz stärken – den Verbänden gehen die Regelungen aber nicht weit genug. So ist der Status des „überragenden öffentlichen Interesses“ bis zum Jahr 2030 befristet. Zudem gibt es eine Einschränkung im naturschutzrechtlichen Verfahren: Dort wird lediglich die Errichtung von Mobilfunkmasten privilegiert. Das schließe in diesem Bereich de facto Verbesserungen beim Festnetz- und damit Glasfaserausbau aus, so der ANGA. So verpuffe der wichtige Effekt, die oft langwierigen Genehmigungsverfahren im Glasfaserausbau zu verkürzen und den ausbauenden Unternehmen in Zeiten eines angespannten Marktumfelds mehr Planungssicherheit zu verschaffen, so der BREKO. Der Verband folgert, dass der Glasfaserausbau für die Bundesregierung offensichtlich keine Priorität mehr habe.

Neue bürokratische Lasten

Kritisiert werden auch neue Kostentreiber und zusätzliche bürokratische Lasten für die Unternehmen, zum Beispiel durch die Aufnahme von sachfremden Themen wie die Änderungen beim Minderungsrecht in den Entwurf. Dieser sieht die Einführung einer pauschalen Preisminderung vor für den Fall, dass die vertraglich vereinbarte Bandbreite nicht bei den Nutzerinnen und Nutzern ankommt. Erst Ende 2021 war ein Minderungsrecht eingeführt worden, das es Verbrauchern einräumt, Zahlungen zu mindern, wenn die versprochene Internetgeschwindigkeit dauerhaft nicht zur Verfügung steht. Laut BREKO habe sich dieses bewährt – eine Verschärfung entbehre der sachlichen Grundlage.

Der Verband vermisst außerdem im Entwurf für das TK-NABEG eine gesetzliche Regelung für den Übergang von Kuper- auf Glasfasernetze. Eine solche sei zwingend notwendig, um sicherzustellen, dass die Abschaltung der Kupfernetze durch die Deutsche Telekom wettbewerbskonform und verbraucherfreundlich erfolge.

Nachbesserungen dringend erforderlich

Verbesserungen sehen die Verbände lediglich in der Genehmigungsfreiheit von geringfügigen Baumaßnahmen wie dem so genannten Hausstich – dem letzten Schritt, um Gebäude mit Glasfaser zu versorgen. Dies könne dafür sorgen, dass Haushalte, bei denen die Glasfaserleitung bisher nur in der Straße liegt, schneller ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Um den Glasfaserausbau in den Häusern und Wohnungen voranzutreiben, könne auch die neugeregelte Technikerpauschale bei dem Glasfaserbereitstellungsentgelt helfen – nach Ansicht der BUGLAS ein (zu) kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Einig sind sich die Verbände darin, dass der Entwurf nachgeschärft werden müsse. „Jetzt sind Bundestag und Bundesrat gefordert. Im Sinne des Glasfaserausbaus und der Digitalisierung Deutschlands müssen sie beim so genannten Beschleunigungsgesetz noch deutliche Verbesserungen auf den Weg bringen“, bringt es die ANGA-Geschäftsführerin Andrea Huber auf den Punkt.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband
Blick aus der Untersicht auf einen Mobilfunkmasten, im Hintergrund blauer Himmel mit einigen Wolcken.

Hessen: Dynamischer Mobilfunkausbau

[12.08.2024] Der Zukunftspakt Mobilfunk für Hessen soll den Mobilfunkausbau in Hessen beschleunigen und die Versorgung mit aktuellen und zukünftigen Mobilfunkstandards verbessern. Zum Jahresende läuft die Vereinbarung aus. Digitalministerin Kristina Sinemus zieht schon jetzt eine positive Bilanz. mehr...

Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus mit Andreas Pfisterer, CEO der Deutschen Glasfaser,

Hessen: Landesweites Highspeed-Internet bis 2030

[07.08.2024] Das Hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation und die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser haben eine Einzelvereinbarung zum weiteren Glasfaserausbau im Land geschlossen. Demnach sollen in den Jahren 2024 und 2025 jeweils mindestens 50.000 Anschlüsse entstehen, bis Ende 2030 sollen mindestens 400.000 Haushalte angeschlossen werden. mehr...

Wireframe-Fragik in Blautönen vor Schwarz: Paragrafenzeichen und Waage mit zwei Waagschalen.

Bund/Bitkom: Gesetz für schnelleren Netzausbau

[29.07.2024] Bis 2030 will der Bund flächendeckend Glasfaseranschlüsse und den neuesten Mobilfunkstandard verfügbar machen. Das TK-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetz, das jetzt als Referentenentwurf vorliegt, soll den Netzausbau beschleunigen. Der Bitkom spricht in einer Stellungnahme zum Gesetz von verpassten Chancen und neuen bürokratischen Hürden. mehr...

Vier Personen in sommerlicher Business-Garderobe stehen in einem historischen Saal.

Hamburg: Partnerschaft für den Glasfaserausbau

[22.07.2024] Hamburgs Konzernholding HGV beteiligt sich am Telekommunikationsunternehmen willy.tel. Ziel ist es, den Glasfaserausbau im Sinne der Digitalstrategie voranzubringen. Das Unternehmen will in den kommenden Jahren etwa 100.000 Haushalte zusätzlich ans Gigabitnetz bringen. mehr...

Eine Reihe von Flaggenmasten mit EU-Flaggen vor einer modernen Fassade.

ANGA: Gigabitausbau braucht Wettbewerb

[11.07.2024] Die EU-Kommission will den Telekommunikationsmarkt in Europa stärker harmonisieren. Das geht aus einem entsprechenden Weißbuch hervor. Die Vollendung des digitalen Binnenmarkts dürfe aber nicht zulasten des Wettbewerbs im Telekommunikationsmarkt gehen, mahnt der Breitbandverband ANGA. mehr...

Hessens Digitalministerin Senemus und Jan Budden, Geschäftsführer der Deutschen GigaNetz, stehen mit Verträgen in der Hand nebeneinander.

Hessen: Abkommen mit der Deutschen GigaNetz

[10.07.2024] Am Rande des Gigabitgipfels hat Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus eine Einzelvereinbarung mit der Deutschen GigaNetz geschlossen. Die Hessische Landesregierung will sich für einen Vorrang des eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbaus gegenüber etwaigen Förderverfahren einsetzen und das Breitband-Portal zur Vereinfachung der Planungs- und Genehmigungsverfahren weiterentwickeln. mehr...

Saarland: Hohes Interesse am Breitbandportal

[03.07.2024] Das digitale Breitbandportal soll das Antrags- und Genehmigungsverfahren beim Glasfaserausbau bundesweit digitalisieren. Ausgerollt wird das Portal unter anderem im Saarland. Mehr als 80 Prozent der Kommunen haben bereits Interesse an der Lösung bekundet. mehr...

Gruppenfoto mit Mitgliedern der Task Force Mobilfunk NRW.

Nordrhein-Westfalen: Ein Jahr Task Force Mobilfunk

[27.06.2024] Seit einem Jahr agieren die Landesregierung, kommunale Spitzenverbände, Mobilfunknetzbetreiber und Funkturmgesellschaften in der Task Force Mobilfunk NRW. Gemeinsam konnten wichtige Fortschritte hin zu einer flächendeckenden Versorgung mit 4G und 5G erreicht werden. mehr...

Nahaufnahme einer Wiese, im Hintergrund eine Straße. Glasfaserkabel ragen aus der Erde.

BMDV: Glasfaser für jeden dritten Haushalt

[27.06.2024] Die positive Dynamik des Glasfaserausbaus setzt sich fort, wie neue Daten des Gigabit-Grundbuchs zeigen. Demnach ist die Glasfasertechnologie bereits für jeden dritten Haushalt verfügbar. Bis 2030 will das Bundesministerium für Digitales und Verkehr alle Haushalte und Unternehmen in Deutschland mit hochleistungsfähigen Internet-Anschlüssen versorgt sehen. mehr...

Screenshot des Standorterfassungstools für Hessen

Hessen: Zukunftspakt vorzeitig umgesetzt

[25.06.2024] Ein halbes Jahr früher als geplant konnte ein Großteil der Ziele des Zukunftspakts Mobilfunk Hessen umgesetzt werden. Trotzdem ist das Land noch nicht da, wo es sein will. Ein Bremsklotz ist die Suche nach neuen Mobilfunkstandorten. Ein neues Tool soll Abhilfe schaffen. mehr...

Deckblatt der Gigabitstrategie für Sachsen-Anhalt.

Sachsen-Anhalt: Ambitionierte Ausbauziele bis 2030

[24.06.2024] Auf dem vierten Glasfasertag des Landes Sachsen-Anhalt hat Digitalministerin Lydia Hüskens die ambitionierten Ausbauziele der Landesregierung bekräftigt. Bis 2030 soll eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaser und Mobilfunk erreicht werden. Derzeit wird die Gigabitstrategie des Landes überarbeitet. mehr...

Hessen: Erfassungstool für Mobilfunkstandorte

[21.06.2024] Um den Unternehmen die Suche nach passenden Standorten für Mobilfunkmasten zu erleichtern und somit den Mobilfunkausbau zu beschleunigen, stellt das Land Hessen jetzt ein Standorterfassungstool bereit. mehr...

Bitkom: Netzausbau nicht weiter verzögern

[14.06.2024] Der Hightechverband Bitkom hat die Bundesregierung aufgefordert, das TK-Netzausbau-Beschleunigungsgesetz (TK-NABEG) schnellstmöglich auf die Tagesordnung zu nehmen. Insbesondere das Bundesumweltministerium solle endlich den Fuß von der Bremse nehmen und den schnellen Netzausbau nicht weiter verzögern. mehr...

Luftbild-Panorama er Stadt berlin, im Mittelpunkt der Fernsehturm, im Hintergrund leicht dunstiger, blau-rosafarbener Himmel.

Berlin: Markterkundung für den Gigabit-Ausbau

[23.05.2024] Die Gigabit-Förderung des Bundes ging im April in eine neue Runde. Mit Markterkundungsverfahren sollen konkrete Förderbedarfe und -gebiete im Vorfeld erhoben werden. In Berlin startet jetzt das größte Markterkundungsverfahren in der Geschichte der Bundesförderung. mehr...