Schleswig-HolsteinEinstieg in den Umstieg
Das Land Schleswig-Holstein will als digitale Vorreiterregion und als erstes Land überhaupt einen digital souveränen IT-Arbeitsplatz in seiner Landesverwaltung einsetzen. Die flächendeckende Einführung der quelloffenen Software LibreOffice als Standard-Office-Lösung hat das Landeskabinett jetzt beschlossen. Damit hat die Landesregierung den konkreten Anfang für den Umstieg weg von proprietärer Software hin zu freien, quelloffenen Open-Source-Systemen sowie dem digital souveränen IT-Arbeitsplatz für die rund 30.000 Beschäftigten der Landesverwaltung gemacht. Die beschlossene Umstellung der Office-Software sei nur der Einstieg in den Umstieg, so die Staatskanzlei. Der Wechsel zu freier Software beim Betriebssystem, der Kollaborationsplattform, dem Verzeichnisdienst, Fachverfahren und Telefonie soll folgen.
Verantwortung für Daten
Mit der zunehmenden Verlagerung von Daten und IT-Anwendungen in die Cloud – die für die Modernisierung der Verwaltung unumgänglich sei – werde das Thema der digitalen Souveränität immer wichtiger. Die großen Hersteller gängiger Anwendungen verlagerten diese zunehmend ins Internet. Auf die Betriebsprozesse solcher Lösungen und den Umgang mit Daten bestehe dann kein Einfluss mehr, auch ein Datenabfluss in Drittländer sei möglich, erläuterte Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter. „Wir haben als Land eine große Verantwortung gegenüber unseren Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen, dass ihre Daten bei uns sicher aufgehoben sind, und wir müssen sicherstellen, dass wir jederzeit Herr über unsere eingesetzten IT-Lösungen sind und als Staat unabhängig agieren können. Die Sicherstellung der digitalen Souveränität ist mindestens so wichtig wie Energiesouveränität“, so der Minister.
Schritte zum digital souveränen IT-Arbeitsplatz
Die Bestandteile des digital souveränen IT-Arbeitsplatzes sollen in Schleswig-Holstein in insgesamt sechs Projektsäulen aufgebaut werden:
- Umstieg von Microsoft Office auf LibreOffice
- Umstieg des Betriebssystems von Microsoft Windows auf Linux
- Kollaboration innerhalb der Landesverwaltung und mit Externen: Nutzung der Open-Source-Produkte Nextcloud, Open Xchange/Thunderbird in Verbindung mit dem Univention AD-Connector zur Ablösung von Microsoft Sharepoint sowie von Microsoft Exchange/Outlook
- Konzeption eines Open-Source-basierten Verzeichnisdienstes zur Ablösung von Microsoft Active Directory
- Bestandsaufnahme der Fachverfahren hinsichtlich Kompatibilität und Interoperabilität mit LibreOffice und Linux
- Entwicklung einer Open-Source-basierten Telefonie-Lösung zur Ablösung von Telekom-Flexport
Die Verwendung von LibreOffice als Standard-Office-Paket in der Kommunikation zwischen Ministerien und Behörden soll kurzfristig erfolgen, deren Verwendung ist verpflichtend. Ein umfassendes und niedrigschwelliges Schulungsangebot für die Mitarbeitenden ist vorhanden und wird bedarfsgerecht fortgeschrieben. Zudem wird bei der Einführung von LibreOffice Personalunterstützung seitens des Zentralen IT-Managements des Landes zur Verfügung gestellt.
Bessere IT-Sicherheit, Datenschutz – und Nutzen für den Digitalstandort
Für den Einsatz von Open Source Software sprechen – neben der Erhaltung der digitalen Souveränität – auch eine verbesserte IT-Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Datenschutz sowie eine nahtlose Zusammenarbeit unterschiedlicher Systeme. Neben der quelloffenen Software-Entwicklung wird auch das Ziel verfolgt, zukünftige Entwicklungsergebnisse des Landes unter freien Lizenzen freizugeben.
Schleswig-Holsteins Weg der digitalen Souveränität folgt zudem einem klaren industriepolitischen Kompass und soll das Land als starken Digitalstandort in Europa stärken – etwa, indem öffentliche Budgets nicht mehr nur für Lizenzgebühren aufgewendet, sondern in echte Programmierungsleistungen der heimischen Digitalwirtschaft investiert würden. So könnten Wertschöpfung und Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden, sagte Schrödter. „Unsere Ziele beim Ausbau eines gemeinsamen digitalen Binnenmarktes sind digital souveräne Lösungen und Dienstleistungen, die wir miteinander vernetzen. Wir nutzen als Landesverwaltung den Datenschatz, um im Inland offene Innovationen, digitale Wertschöpfungsketten und Wohlstand zu gewährleisten.“
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