HamburgBericht des Datenschutzbeauftragten

[12.04.2023] Nicht der Datenschutz erschwert die Digitalisierung, sondern schlechte Digitalisierung erschwert guten Datenschutz. Dieses Fazit zog der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit anlässlich der Vorstellung seines aktuellen Tätigkeitsberichts.
Der Tätigkeitsbericht 2022 des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten.

Der Tätigkeitsbericht 2022 des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten.

(Bildquelle: HmbBfDI)

Der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (HmbBfDI), Thomas Fuchs hat seinen Tätigkeitsbericht 2022 vorgestellt und ihn an Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit übergeben. Nach Angaben des HmbBfDI macht der Bericht deutlich, dass die Digitalisierung des öffentlichen Sektors in Hamburg weiter Fahrt aufnimmt; das zeige auch die Rekordzahl an Prüfungen und Beratungen öffentlicher Stellen durch den HmbBfDI im Berichtsjahr 2022.
Durch die Digitalisierungsstrategie der EU und den digitalpolitischen Paradigmenwechsel hin zu einer Nutzung großer Datenmengen im gesellschaftlichen Interesse, insbesondere zu Forschungszwecken, werde sich zudem der Fokus des Datenschutzes verändern. Das bedeute, dass Datennutzungs- und -zugangskonzepte künftig verstärkt geprüft und bewertet sowie datenschutzrechtliche Garantien von Anfang an mitgedacht werden müssten.
Die Zahl der Cyber-Attacken hat laut dem Tätigkeitsbericht 2022 zugenommen: Mit 807 Data Breaches, davon 227 Hacker-Angriffen, wurde im vergangenen Jahr ein neuer Höchststand meldepflichtiger Datenschutzverletzungen bei Hamburger Unternehmen und Institutionen erreicht. Auffällig ist nach Aussage des HmbBfDI die zunehmende Intensität der Cyber-Angriffe, die teilweise tief in die IT-Systeme eindringen und Organisationen über einen langen Zeitraum schaden können. „IT-Sicherheit bleibt ein hoch relevantes Thema. Auch Einrichtungen, die nicht zur Kritischen Infrastruktur gehören, müssen auf hohe Sicherheitsstandards Wert legen, um ihre Systeme und personenbezogenen Daten zu schützen“, so Thomas Fuchs.

Kontrolle der Datenbanken der Polizei

Wie in dem Bericht weiter zu lesen ist, ist der HmbBfDI 2022 erstmals seiner neuen gesetzlichen Aufgabe nachgekommen, die Datenbanken der Polizei, in denen die Ergebnisse und Verfahren von verdeckten und eingriffsintensiven Maßnahmen gespeichert werden, systematisch zu kontrollieren. Leider sei die Polizei Hamburg ihrer Pflicht, diese Eingriffe gesondert zu protokollieren und damit eine effektive Überprüfung der Vorgänge zu ermöglichen, nicht nachgekommen. „Die Vorgänge mussten händisch nacherfasst werden und konnten entsprechend nur eingeschränkt und mit einem erheblichen Zeitaufwand für beide Seiten überprüft werden. Diese defizitäre Dokumentation ist nicht hinnehmbar“, schreibt Fuchs in seinem Bericht.
Im Hamburger Gesetz über die Datenverarbeitung der Polizei (HmbPolDVG) ist zudem vorgesehen, dass die Polizei Daten, die aus den oben genannten Maßnahmen gewonnen wurden, in ihren Dateisystemen entsprechend kennzeichnen muss. Auch dies erfolge aktuell nicht. Das sei kein guter Zustand, auch wenn das Gesetz hier großzügige Übergangsfristen vorsehe, so Thomas Fuchs. Sein Fazit: „Nicht der Datenschutz verhindert die Digitalisierung, sondern die schlechte Digitalisierung behindert den Datenschutz. Umsetzungsdefizite in der Digitalisierung führen zu schlechter Datenqualität, geringer Transparenz, und letztlich auch zu einer schlechteren Nutzbarkeit von Daten.“

Soziale Plattformen bleiben problematisch

Wie es in dem Bericht des Hamburger Datenschutzbeauftragten weiter heißt, sind im vergangenen Jahr zudem mehrere große europäische Verfahren gegen Produkte des US-amerikanischen Technologieunternehmens Meta zum Abschluss gekommen. Dem Unternehmen gehören unter anderem die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram sowie die Instant-Messaging-Apps WhatsApp und Messenger. Mit verbindlichen Entscheidungen des Europäischen Datenschutzausschusses, an denen der HmbBfDI intensiv beteiligt war, seien Bußgelder in Höhe von insgesamt 800 Millionen Euro verhängt worden.
Auch 2023 stehe noch eine grundsätzliche Entscheidung in einem Facebook-Verfahren an. „Die datenschutzrechtlichen Defizite bei Facebook, Instagram und WhatsApp insbesondere bei der Nutzung personenbezogener Daten zu Werbezwecken werden damit auf der obersten europäischen Ebene der Datenschutzaufsicht festgestellt“, so Thomas Fuchs. „Insofern bleibt es problematisch, dass staatliche Stellen meinen, Facebook weiter für ihre Öffentlichkeitsarbeit nutzen zu müssen.“





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit
Claudia Plattner (l.), Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), und Bundesinnenministerin Nancy Faeser präsentieren den Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland.

BSI: Bericht zur Lage der IT-Sicherheit

[12.11.2024] Die Bedrohungslage bliebt angespannt, die Resilienz gegen Cyberangriffe aber ist gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland hervor, den das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nun vorgestellt hat. mehr...

Ministerpräsident Michael Kretschmer und BSI-Präsidentin Claudia Plattner.

BSI: Sachsen testet Telefonie-Lösung für Verschlusssachen

[11.11.2024] Sachsens Ministerpräsident Kretschmer und Landes-CIO Popp informierten sich bei einem Besuch des BSI-Standorts Freital über hochsichere Kommunikationstechnik. Ein Testbetrieb für die Verschlusssachen-Telefonie-Lösung ist im Freistaat geplant. mehr...

Symbolbild: Blauer Hintergrund, davor Binärcode-Zahlenreihen und ein Ring aus gelben Sternen (EU-Flagge)

Niedersachsen: NIS2-Richtlinie umgesetzt

[04.11.2024] Niedersachsen setzt als eines der ersten Bundesländer die NIS2-Richtlinie der EU zur Cybersicherheit in der Verwaltung um. Die neue Verwaltungsvorschrift, die Benennung einer zuständigen Behörde für Cybersicherheit und die Einrichtung eines Notfallteams sollen die IT-Sicherheit in besonders kritischen Bereichen stärken. mehr...

Innenminister Roman Poseck eröffnete den Cybersicherheitsgipfel im Regierungspräsidium Gießen vor mehr als 100 Vertreterinnen und Vertretern südhessischer Kommunen.

Hessen: Höhere Cybersicherheit

[01.11.2024] Mit dem Aktionsprogramm Kommunale Cybersicherheit sollen hessische Kommunen umfassender in der IT-Sicherheit unterstützt und auf künftige Cyberangriffe vorbereitet werden. mehr...

Zwei Männer mittleren Alters sitzen einander zugewandt auf Sesseln, im Hintergrund ein modernes Gemälde.

Thüringen: Datenschutzbericht übergeben

[30.10.2024] Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow traf sich am Dienstagnachmittag, den 24. September, mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit (TLfDI) des Freistaats Thüringen, Tino Melzer. Im Rahmen des Gesprächs überreichte Melzer seinen Tätigkeitsbericht für das Jahr 2023 an den Ministerpräsidenten. mehr...

Screenshot eines pixeligen Bildschirms. Zu sehen ist auf dunklem Grund die hellblaue Schrift "Security", eine Mauszeigerhand zeigt darauf.

Sachsen-Anhalt: Mehr IT-Sicherheit für Kommunen

[29.10.2024] Um die Cybersicherheit in Sachsen-Anhalts Kommunen zu stärken, startete das Land gemeinsam mit dem BSI das Pilotprojekt „SicherKommunal“. Durch das Projekt sollen Städte, Landkreise und Gemeinden gezielt bei der Verbesserung ihrer IT- und Informationssicherheit unterstützt werden. mehr...

Podium auf der Messe it-sa 2024

it-sa: So steht es um die Cybernation Deutschland

[25.10.2024] Zum Stand der Initiative „Cybernation Deutschland“, den BSI-Grundschutz der Zukunft und über die NIS2-Richtlinie informierte die BSI-Präsidentin Claudia Plattner auf der Kongressmesse it-sa in Nürnberg (22. bis 24. Oktober 2024). mehr...

Generisches Symbolbild für IT-Sicherheit: eine geöffnete Hand vor dunklem Hintergrund hält ein gerendertes, hell leuchtendes Vorhängeschloss, im Hintergrund noch Bokeh-ähnliche Strukturen.

Utimaco/genoa: Sichere Telearbeit für VS-NfD-Umgebungen

[23.10.2024] Utimaco und genua haben die genusecure-Suite entwickelt, um den Anforderungen an sicheres mobiles Arbeiten in VS-NfD-Umgebungen gerecht zu werden. Die Lösung kombiniert Festplattenverschlüsselung und VPN-Technologie, zugelassen vom BSI, um Behörden und Unternehmen datenschutzkonforme Telearbeitsplätze zu bieten. mehr...

In Blautönen gehaltenes 3D-Rendering eines Vorhängeschlosses mit Schlüsselloch, überlagert von einer Schaltplan-Struktur.

Bayern: Cyberabwehr gemeinsam stärken

[21.10.2024] Bei einer gemeinsamen Übung haben Bayerns Cybersicherheitsbehörden ihre Reaktionsfähigkeit auf komplexe Cyberangriffe getestet. Im Fokus standen übergreifende Kommunikation und die Entwicklung gemeinsamer Lösungen, um Kritische Infrastrukturen und Verwaltung besser zu schützen. mehr...

Bundesdruckerei: Cybersicherheit für das Quantenzeitalter

[18.10.2024] Die Bundesdruckerei erprobt neue kryptografische Methoden, um die Kommunikation der öffentlichen Verwaltung auch im Quantenzeitalter sicher zu gestalten. Unterstützt vom BSI testet sie eine quantensichere Public-Key-Infrastruktur, die künftig für sichere Identifikation und verschlüsselte Kommunikation sorgen soll. mehr...

Rheinland-Pfalz: Landesverwaltung setzt NIS2 um

[10.10.2024] Bis zum 17. Oktober müssen die EU-Mitgliedstaaten die NIS2-Richtlinie in nationales Recht umsetzen. Mit der Verabschiedung einer Verwaltungsvorschrift hat das Land Rheinland-Pfalz jetzt die entsprechenden rechtlichen Regelungen hierfür getroffen. mehr...

Das Bild zeigt die Titelseite des Cybersicherheitsberichts Bayern 2024.

Bayern: Gemeinsam gegen Cybercrime

[26.09.2024] Die Bedrohungslage im Bereich Cybersicherheit hat sich in Bayern weiter verschärft. Laut dem neuen Cybersicherheitsbericht 2024 des Freistaats werden immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen sowie Behörden Opfer von Cyberangriffen. mehr...

Das Bild zeigt die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens.

Niedersachsen: Sicherheit im Cyberspace

[25.09.2024] Eine neue Cybersicherheitsstrategie soll das Land Niedersachsen besser vor digitalen Bedrohungen schützen. Das jetzt von der Landesregierung verabschiedete Konzept umfasst zwölf Handlungsfelder und bindet alle gesellschaftlichen Akteure ein. mehr...

Das Bild zeigt das Messegeschehen auf der it-sa 2023 in Nürnberg.

it-sa 2024: Sicheres mobiles Arbeiten für Behörden

[24.09.2024] Auf der it-sa 2024 präsentiert Materna Virtual Solution gemeinsam mit Rohde & Schwarz Cybersecurity und agilimo Consulting innovative Lösungen für das sichere Arbeiten mit Smartphones und Tablets. mehr...

Das Bild zeigt eine stilisierte Platine mit enem Cloud-Symbol und dem Schriftzug SAP.

SAP: Milliarden für sichere Cloudlösungen

[20.09.2024] In den kommenden zehn Jahren will SAP mehr als zwei Milliarden Euro in die Entwicklung hochsicherer Cloudlösungen für den öffentlichen Sektor und stark regulierte Branchen investieren. mehr...