SachsenOpen-Data-Portal für alle

[04.05.2022] Daten sind im Digitalzeitalter unabdingbar für Innovation und Wertschöpfung. Das gilt auch für Verwaltungsdaten, deren Potenzial sich gemeinsam am besten heben lässt. Um die Datensuche zu erleichtern, bietet die sächsische Landesregierung ein Open-Data-Portal an.
Sachsen: Open-Data-Portal lädt zur Recherche ein.

Sachsen: Open-Data-Portal lädt zur Recherche ein.

(Bildquelle: Screenshot www.opendata.sachsen.de)

Daten sind der Treibstoff der digitalen Welt. Sie bilden die Grundlage technischer Innovation und wirtschaftlicher Wertschöpfung. Ohne sie kann es keine innovativen Apps, keine smarten Städte und keine künstliche Intelligenz geben. Eine ganz entscheidende Rolle spielen dabei Verwaltungsdaten. Das gilt umso mehr für Deutschland mit seiner ausgeprägten Verwaltungskultur. Deutlich macht das unter anderem eine noch immer einschlägige Untersuchung der Konrad-Adenauer-Stiftung aus dem Jahr 2016. Sie misst den deutschen Verwaltungsdaten jährlich einen Wert von 131 Milliarden Euro bei. Eine aktuellere Studie hat Capgemini zum European Data Portal im Jahr 2020 vorgelegt. Sie spricht von europaweit 200 bis 334 Milliarden Euro und rechnet potenziell bis 2025 mit rund zwei Millionen neuen Arbeitsplätzen im Open-Data-Umfeld.
Aber nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte von Open Data sind bemerkenswert. Auch zur Verwaltungsdigitalisierung tragen sie bei. Werden Verwaltungsdaten über zentrale Portale bereitgestellt, befördert das den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den Behörden ohne Medienbrüche und über Verwaltungsgrenzen hinweg. Welche Bedeutung tagesaktuelle Daten für politische Entscheidungsprozesse haben können, hat die Corona-Pandemie gezeigt.

Stärkung des Open-Data-Gedankens

In der Open-Data-Reifegrad-Studie 2021 belegt die Bundesrepublik Platz 8 von insgesamt 35 europäischen Vergleichsländern. 2019 war es noch Platz 13. Der Trend zeigt also nach oben. Einen erheblichen Beitrag hierzu leistet Sachsen, wo sich die Landesregierung schon seit einigen Jahren für die Stärkung des Open-Data-Gedankens einsetzt. So hält etwa die sächsische IT- und E-Government-Strategie von 2014 fest, dass Behörden ihre Daten zur Verfügung stellen und über ein zentrales Portal auffindbar machen sollen. Im Masterplan Digitale Verwaltung und in der Strategie Sachsen Digital ist die Bereitstellung offener Verwaltungsdaten als zen­trales Ziel der Verwaltungsdigitalisierung beschrieben. Der aktuelle Koalitionsvertrag wiederum sieht vor, Open Data im Freistaat einen eigenen strategischen Rahmen zu geben.
Aus diesen Überlegungen heraus sind seit 2019 alle staatlichen Behörden nach § 8 des Sächsischen E-Government-Gesetzes dazu verpflichtet, ihre offenen Verwaltungsdaten online zugänglich zu machen. Damit Interessierte sie finden können, müssen die Daten in maschinenlesbarer Form beschrieben sein. Den rechtlichen Rahmen will die Staatsregierung bald weiterentwickeln und sich dabei an bewährten Regelungen anderer Länder und des Bundes orientieren.

Suchkatalog für Verwaltungsdaten

Als leistungsfähige technische Lösung bietet der Freistaat seit Anfang 2021 ein Open-Data-Portal an. Anders als der Name es vermuten lässt, werden auf der Plattform selbst keine Verwaltungsdaten vorgehalten. Es handelt sich vielmehr um eine Art Google für Verwaltungsdaten. Ohne Registrierung und Kosten können interessierte Bürger, Unternehmen, Wissenschaftler, Journalisten oder App-Entwickler hier nach offenen Daten suchen. Herzstück des Portals ist eine auf Open Source basierende Katalog-Software (Entry-Scape). Deren Komponenten entwickelt ein Team im Staatsbetrieb Sächsische Informatikdienste (SID) in Abstimmung mit der strategisch verantwortlichen Staatskanzlei weiter. Derzeit erarbeitet es zum Beispiel Werkzeuge, womit Datensätze direkt im Portal visualisiert werden können oder sich deren Aktualität und Verfügbarkeit automatisch prüfen lässt. Über standardisierte Schnittstellen und Download-Links zu den Datenquellen können die aufgefundenen Daten gemäß Datenlizenz Deutschland 2.0 direkt weiterverwendet werden. Die technische Grundlage hierfür sind Metadaten nach dem Standard DCAT.AP.de, an dessen Entwicklung der Freistaat Sachsen maßgeblich beteiligt war. Eine neue Version wird noch in diesem Jahr zur Anwendung kommen.

Schnittstelle zum Bundesportal

Aktuell finden sich auf dem sächsischen Open-Data-Portal mehr als 3.500 Datensätze, welche über eine Schnittstelle direkt an das Bundesportal GovData geliefert werden. Im deutschlandweiten Vergleich liegt der Freistaat dort mit seinem Datenangebot auf Platz 5. Das ist nicht schlecht, aber angesichts der noch vorhandenen Potenziale zu wenig. Ziel muss es daher sein, den Behörden weitere Hilfestellungen und Anreize zu bieten, damit sie ihre Daten zur Verfügung stellen. Für angehende Open-Data-Behörden gibt es inzwischen einen Leitfaden. Außerdem bietet der SID maßgeschneiderte Workshops an.
Soll Open Data Erfolg haben, braucht es die kommunale Familie. Dort ist das Thema aber bislang kaum angekommen. Laut Open-Data-Atlas veröffentlichen von den mehr als 11.000 Kommunen in Deutschland gerade einmal 70 Verwaltungsdaten über eigene Portale. In Sachsen sind das die kreisfreien Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig. Dabei lohnt auch für kleine und mittlere Gemeinden der Blick auf offene Daten. Beispielsweise fördert der Bund derzeit mit fast einer Milliarde Euro verschiedene Smart-City-Modellprojekte. Entsprechende Initiativen sind nur dann ein Gewinn, wenn es gelingt, die vielen verschiedenen Datensätze sinnvoll zu verknüpfen und auszuwerten – am besten über zentrale Portale.

Hilfestellung für Kommunen

Nur die wenigsten Gemeinden haben die dafür nötigen Ressourcen. Genau deswegen stellt der Freistaat sein Open-Data-Portal den sächsischen Kommunen zur freien Verfügung. Für jedes Nutzungsszenario bietet das Team im SID eine Lösung an: vorhandene Datenkataloge können eingebunden, Metadaten über Harvester gesammelt und qualitätsgesichert neue Kataloge für wenig Geld angelegt werden. Oft scheitern Kommunen aber schon an sehr einfachen Fragen. Welche Daten sind zur Veröffentlichung geeignet? Wie sollen diese bereitgestellt werden? Und wie werden sie genutzt? Hier kann der von der Bertelsmann-Stiftung entwickelte Musterdatenkatalog helfen, der im sächsischen Open-Data-Portal bereits integriert ist. Er zeigt beispielsweise auf, welche Daten schon von anderen Kommunen in Deutschland veröffentlicht wurden. Das hilft den sächsischen Kommunen dabei, selbst geeignete Datensätze zu identifizieren und im Portal zu veröffentlichen. Darüber hinaus steht der SID den Kommunen bei Fragen zur Verfügung.
Open Data lebt vom Mitmachen. Davon ist Thomas Popp, Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung sowie CIO des Freistaats, überzeugt: „Die sächsischen Behörden verfügen über einen riesigen Datenschatz. Er muss gehoben werden. Wenn Technik, rechtlicher Rahmen und eine gelebte Open-Data-Kultur Hand in Hand gehen, können alle von offenen Daten profitieren – Bürgerinnen und Bürger, Wirtschaft, Wissenschaft und die Verwaltung selbst. Daten sind der Treibstoff für die digitale Zukunft – mit dem sächsischen Open-Data-Portal werden wir diese Zukunft im Freistaat mitgestalten.“

Michael Oehring ist Open-Data-Referent in der Sächsischen Staatskanzlei.




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