SaarlandGigabitausbau Hand in Hand

[24.02.2022] Ein Memorandum of Understanding gibt nun den Fahrplan für den Gigabitausbau im Saarland vor. Zentral ist die marktgerechte Verzahnung von Eigenausbau und Förderung. Unterzeichner sind Ministerpräsident Thomas Hans, die kommunalen Spitzenverbände sowie die Telekommunikationsunternehmen.
Saarland-Bündnis für Gigabitausbau.

Saarland-Bündnis für Gigabitausbau.

(Bildquelle: Staatskanzlei/AK)

Im Saarland wurde ein Memorandum of Understanding für den Gigabitausbau unterzeichnet. Wie die Staatskanzlei mitteilt, gibt die Absichtserklärung den Fahrplan für den Weg zum Gigabitland vor. Entsprechend werde sie die Basis der Gigabitstrategie des Landes bilden. Unterzeichner sind Ministerpräsident Tobias Hans, die kommunalen Spitzenverbände im Saarland sowie die ausbauenden Telekommunikationsunternehmen. Zu Letzteren zählen die Unternehmen 1&1 Versatel, Deutsche Glasfaser, Deutsche Telekom, energis, Telefónica Deutschland, Vodafone, VSE NET, ATC – American Tower Germany, die DFMG Deutsche Funkturm GmbH und die Vantage Towers AG. „Nachdem wir bereits im zurückliegenden Jahr gemeinsam viel auf den Weg bringen konnten, haben wir mit dem Memorandum of Understanding jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt“, sagt Ministerpräsident Hans. „Mit dem heutigen Schulterschluss ist uns etwas bislang Einmaliges gelungen: Eine marktgerechte Verzahnung von Eigenausbau und Förderung sowie die gemeinsame Verständigung auf eine konkrete Zeitplanung für ein ganzes Bundesland. Hinzu kommen die ausgesprochen umfassenden Eigenausbaupläne der Netzbetreiber im Saarland. Unser heute besiegeltes Bündnis stimmt mich zuversichtlich, dass wir gemeinsam vieles erreichen werden: Aufbauend auf den bestehenden Gigabitnetzen, die schon heute fast zwei Drittel der Haushalte im Saarland erreichen, streben wir als Land an, erneut an die Spitze der Flächenländer vorzustoßen. Alle Partner werden Hand in Hand arbeiten, um den Gigabitausbau im Saarland schnell und umfassend in die Fläche zu tragen.“

Eigenwirtschaftlicher Ausbau

Mit dem Memorandum einigen sich die Unterzeichner auf konkrete Ausbauziele. Im Zuge der Gigabitstrategie sollen alle saarländischen Ortsteile Gigabitanschlüsse erhalten – wo eine hinreichende Nachfrage der Bürgerinnen und Bürger besteht, soll das bis einschließlich 2025 erfolgen. Beim Mobilfunk soll Ende 2024 eine nahezu vollständige Versorgung aller Verkehrswege, Haushalte und Betriebe mit 50 Mbit/s erreicht werden. Bis Ende 2025 sollen zudem hochleistungsfähige 5G-Netze in weiten Teilen des Saarlandes verfügbar sein. Land und Kommunen werden dabei den eigenwirtschaftlichen Netzausbau nach Kräften unterstützen. Denn im Vergleich zur Förderung könne dieser viel schneller umgesetzt werden und sei für die öffentlichen Haushalte kostenneutral, heißt es vonseiten der Staatskanzlei. Im Gegenzug werden die Netzbetreiber ihre Ausbaubemühungen intensivieren. In Summe möchten sie mehr als drei Viertel aller saarländischen Haushalte in den kommenden Jahren an das Glasfasernetz anschließen – und dies schwerpunktmäßig in so genannten Fokusortsteilen, in denen noch kein Gigabitnetz vorhanden ist. Bei der neuen Mobilfunkgeneration 5G gehen die Pläne des Marktes sogar darüber hinaus.
„Die Glasfaser-Eigenausbauankündigungen für das Saarland suchen bundesweit ihresgleichen“, sagt Ministerpräsident Tobias Hans. „Diese Chance möchten wir nutzen und werden den Markt tatkräftig unterstützen. Wie ernst es die Netzbetreiber damit meinen, haben sie bereits eindrücklich unter Beweis gestellt: Für rund ein Drittel der Fokusortsteile wurde in den vergangenen Monaten bereits eine konkrete Glasfaser-Versorgungsperspektive hergestellt – hier wird in Kürze gebaut. Grundlage dieser beachtlichen Zwischenbilanz bilden die vielen örtlichen Vorvermarktungsverfahren der Netzbetreiber, die dank der hohen Nachfrage der Saarländerinnen und Saarländer fast überall erfolgreich abgeschlossen wurden. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Dynamik ungebrochen bleibt und diesen Anteil kurzfristig noch erheblich ansteigen lässt. Klar ist aber auch: Im Saarland wird kein Ortsteil zurückgelassen. Wenn sich Eigenausbau in einigen Gebieten letztendlich nicht wirtschaftlich darstellen lässt, werden wir zielgerichtet Fördermittel einsetzen. Insgesamt stellt das Land zur Ergänzung des Eigenausbaus 100 Millionen Euro bereit.“

Verzahnung von Eigenausbau und Förderung

Mit den Landesmitteln stockt das Saarland ein Förderprogramm des Bundes auf, das sich an die Kommunen richtet. Die im Memorandum festgehaltene Förderstrategie orientiert sich laut Staatskanzlei am EU-Beihilfenrecht, das ab dem Jahr 2023 Fördermaßnahmen in allen Bereichen ohne Gigabit-Ausbauperspektive ermöglicht. Begrenzte Ressourcen machen einen schrittweisen Netzausbau und eine geschickte Verzahnung von Eigenausbau und Förderung erforderlich. Die Akteure haben sich deshalb darauf verständigt, dem Markt zunächst genügend Raum für eine möglichst freie Entfaltung des Eigenausbaus zuzugestehen. Den Netzbetreibern soll damit ermöglicht werden, ihre Planungen möglichst weitläufig in konkrete Ausbauzusagen zu überführen – etwa durch erfolgreiche Vorvermarktungen. Für Fokusortsteile können die Netzbetreiber bis zum Frühjahr 2023 entscheiden, wo sie eigenwirtschaftlich bauen möchten. Dann wird das Land eine zentrale Fördermaßnahme für diejenigen Fokusortsteile lancieren, in denen der Markt noch keine abschließende Gigabit-Versorgungsperspektive geschaffen hat. So sollen diese Ortsteile landesweit auf einen Schlag und möglichst rasch ans Netz kommen. Danach werde die Nachverdichtung von Ortsteilen in den Blick genommen, die bereits teilweise, aber noch nicht in jeder Straße über gigabitfähige Netze verfügen. In diesen Ortsteilen werde der Markt schrittweise über die Umsetzung seiner Planungen entscheiden. Bis Ende 2024 soll schließlich auch für Gigabit-teilversorgte Ortsteile möglichst weitläufig feststehen, wo der Markt von sich aus aktiv wird. Sollte der eigenwirtschaftliche Ausbau in manchen Ortsteilen nicht bis in jede Ecke vordringen, stehe der jeweiligen Kommune der Weg in die Förderung offen. Die Kommunen sollen laut Memorandum aktiv werden, sobald für das gesamte Gemeinde- oder Stadtgebiet feststeht, wo der Eigenausbau erfolgt und wo nicht. Dann können sie alle verbleibenden Bereiche auf einmal in die Förderung führen. Das sei deutlich effizienter und kostengünstiger, als zeitversetzt mehrere kleine Förderprojekte durchzuführen, heißt es vonseiten der Staatskanzlei.

Neuer Gigabitentwicklungsplan

Das Land will die Kommunen zum einen operativ über das von der Staatskanzlei geförderte Breitbandbüro Saar unterstützen. Zum anderen will es die finanziellen Lasten der Städte, Gemeinden und Landkreise mindern. Setzt eine Kommune bei ausbleibendem Marktausbau Fördermittel besonders effizient und zielgerichtet ein, werde die finanzielle Unterstützung des Landes über die bundesweit gängige Praxis hinausgehen.
Um Förderung und Eigenausbau optimal aufeinander abzustimmen und den strategischen Kurs stetig zu überwachen, wird das Land laut eigenen Angaben einen Gigabitentwicklungsplan aufsetzen, zu dem Netzbetreiber und Kommunen mit ihren ortskonkreten Planungen beitragen werden.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband
Nahaufnahme von Kupferlitzen vor weißem Hintergrund.

Glasfaserausbau: Kupfernetz-Abschaltung im Fokus

[22.11.2024] Laut Bundesnetzagentur nimmt der Glasfaserausbau in Deutschland weiter Fahrt auf. Beim Gigabitforum forderten ANGA und BREKO eine rasche Abschaltung der Telekom-Kupfernetze. Pilotprojekte lieferten Erkenntnisse für den Umstieg, weitere Maßnahmen sind in Planung. mehr...

Glasfaserausbau: Aktuelle Entwicklungen und zukünftige Herausforderungen

[18.11.2024] Zwei neue Studien analysieren den Glasfaserausbau in Deutschland und zeigen Fortschritte ebenso wie Hindernisse auf. Während ANGA eine Zukunftsprognose bis 2030 liefert, stellt BREKO aktuelle Erfolge in einzelnen Bundesländern heraus. mehr...

Nahaufnahme einer Wiese, im Hintergrund eine Straße. Glasfaserkabel ragen aus der Erde.

Gigabitstrategie: Fortschrittsbericht zeigt Ausbaudynamik

[17.10.2024] Der Fortschrittsbericht zur Gigabitstrategie des BMDV zeigt, dass 87 Prozent der Ausbaumaßnahmen gestartet oder abgeschlossen sind. Neue Projekte sollen den Ausbau weiter fördern. Bayerns Finanzminister Füracker kritisiert jedoch unzureichende Förderungen für ländliche Regionen und fordert mehr Unterstützung. mehr...

Das Bild zeigt die rheinland-pfälzische Digitalministerin Dörte Schall.

Rheinland-Pfalz: Mobilfunkpakt mit Tower Companies

[30.09.2024] In Rheinland-Pfalz wurde ein neuer Pakt für einen besseren Mobilfunkausbau geschlossen. Digitalisierungsministerin Dörte Schall und fünf Mobilfunkunternehmen wollen den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur beschleunigen und Hemmnisse abbauen. mehr...

Breitband-Portal: Turbo beim Glasfaserausbau

[26.09.2024] Zehn Bundesländer setzen mittlerweile auf das von Hessen und Rheinland-Pfalz als EfA-Dienst entwickelte Breitband-Portal, mit dem sich Anträge auf Verlegung online stellen sowie digital bearbeiten und genehmigen lassen. Das elfte Bundesland folgt in Kürze. mehr...

Baden-Württemberg: Schlusslicht beim Glasfaserausbau

[20.09.2024] Baden-Württemberg liegt beim Glasfaserausbau im deutschlandweiten Vergleich auf dem letzten Platz. Das geht aus der aktuellen BREKO-Marktanalyse hervor, die deutliche Unterschiede in der digitalen Infrastruktur aufzeigt. mehr...

Das Bild zeigt eine Baustelle mit einem Bauarbeiter, der Glasfaserkabel verlegt.

Rheinland-Pfalz: Fortschritte beim Breitbandausbau

[19.09.2024] Der 12. Statusbericht Digitale Infrastrukturen zeigt deutliche Fortschritte beim Breitbandausbau in Rheinland-Pfalz. Bereits zwei Drittel der Haushalte können mit Gigabitgeschwindigkeit surfen. mehr...

Cover Micus-Studie Glasfaserausbau BaWü 2024

Baden-Württemberg: Gigabitausbau braucht Fördermittel

[12.09.2024] Die Düsseldorfer Strategieberatung Micus hat ihre aktuelle Studie zum Gigabitausbau in Baden-Württemberg 2024 publiziert. Demnach besteht weiterhin trotz Fortschritten ein erheblicher Fördermittelbedarf, um den Vollausbau zu erreichen. mehr...

Auszug aus der BREKO-Marktanalyse 2024

BREKO: Marktanalyse 2024

[12.09.2024] Der Glasfaserausbau in Deutschland geht zwar weiter voran – verlangsamt sich aber in der Fläche. Daher fordert der BREKO von der Bundesregierung eine politische Kurskorrektur. Andernfalls sei das Ziel der flächendeckenden Glasfaserversorgung bis 2030 nicht erreichbar. mehr...

Luftbild der Hochschule Merseburg

Merseburg: Hochschule erhält 5G-Campusnetz

[04.09.2024] An der Hochschule Merseburg wurde jetzt ein 5G-Campusnetz in Betrieb genommen. Errichtet wurde es von der Deutschen Telekom. mehr...

Hamburg: Glasfaseroffensive gestartet

[04.09.2024] OXG und Vodafone starten in Hamburg jetzt eine groß angelegte Glasfaseroffensive, die bis zu 300.000 Haushalte mit schnellen Internetanschlüssen versorgen soll. Der Ausbau erfolgt eigenwirtschaftlich und ohne öffentliche Gelder, wobei der Fokus auf einer breiten Anbieterwahl für die Bürgerinnen und Bürger liegt. mehr...

Eine Frau und zwei Herren stehen an einem Tisch, vor sich einige Papiere. Im Hintergrund angeschnitten das sächsische Staatswappen und die Landesfahne.

Sachsen: Mobilfunkanlagen an öffentlichen Gebäuden

[28.08.2024] Das Land Sachsen hat mit dem Mobilfunkmasten-Betreiber Vantage Towers eine Rahmenvereinbarung geschlossen, welche die Nutzung öffentlicher Grundstücke und Gebäude vereinfachen soll. Ziel ist es, den Ausbau der Mobilfunk-Infrastruktur zu erleichtern und zu beschleunigen. mehr...

Eine Gruppe von fünf Männern vor einer Glasfassade, die vorderen zwei halten eine Urkunde fest und lächeln in die Kamera.

Rheinland-Pfalz: Landesförderung für Glasfaser-Ausbau

[27.08.2024] Im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz wird der flächendeckende Glasfaserausbau durch den Bund, das Land und den Landkreis gefördert. Damit sollen flächendeckende Glasfaserinfrastrukturen entstehen, die als Voraussetzung für gleichwertige Lebensverhältnisse und für attraktive ländliche Räume gelten. mehr...

Blick aus der Untersicht auf einen Mobilfunkmasten, im Hintergrund blauer Himmel mit einigen Wolcken.

Hessen: Dynamischer Mobilfunkausbau

[12.08.2024] Der Zukunftspakt Mobilfunk für Hessen soll den Mobilfunkausbau in Hessen beschleunigen und die Versorgung mit aktuellen und zukünftigen Mobilfunkstandards verbessern. Zum Jahresende läuft die Vereinbarung aus. Digitalministerin Kristina Sinemus zieht schon jetzt eine positive Bilanz. mehr...

Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus mit Andreas Pfisterer, CEO der Deutschen Glasfaser,

Hessen: Landesweites Highspeed-Internet bis 2030

[07.08.2024] Das Hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation und die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser haben eine Einzelvereinbarung zum weiteren Glasfaserausbau im Land geschlossen. Demnach sollen in den Jahren 2024 und 2025 jeweils mindestens 50.000 Anschlüsse entstehen, bis Ende 2030 sollen mindestens 400.000 Haushalte angeschlossen werden. mehr...