FellowshipsArbeiten am digitalen Staat

[18.02.2020] Die Fellowship-Programme Work4Germany und Tech4Germany, bei denen Nachwuchstalente und Behördenmitarbeiter auf einen digitalen Staat hinwirken, der nutzerzentrierte Bürgerservices bereitstellt, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Für das diesjährige Fellowship wurden 70 Ideen eingereicht, acht können umgesetzt werden.
Tech4Germany: Den digitalen Staat in interdisziplinären Teams gestalten.

Tech4Germany: Den digitalen Staat in interdisziplinären Teams gestalten.

(Bildquelle: 4Germany UG)

Seit 2018 bringen Christina Lang, Sonja Anton und Andrej Safundzic mit dem Fellowship Tech4Germany jährlich digital-affine Nachwuchstalente für einen begrenzten Zeitraum in die Bundesverwaltung, wo sie gemeinsam mit den Behördenmitarbeitern an konkreten technologischen Herausforderungen arbeiten. Die als studentische Initiative gestartete Idee ist seit Sommer 2019 ein unabhängiges Non-Profit-Unternehmen, das dieses Jahr mit einem weiteren Fellowship namens Work4Germany Zuwachs erhalten hat. Die beiden sich ergänzenden Programme stehen unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts.
Vor etwa zwei Jahren schlug Andrej Safundzic dem Bundeskanzleramt in einer E-Mail die Idee für Tech4Germany vor, Sonja Anton bewarb sich als erste Fellow bei Tech4Germany und Christina Lang, die beratend im öffentlichen Sektor tätig war, wechselte als Freelancerin ins Auswärtige Amt, wo sie basierend auf ihren eigenen Erfahrungen das Konzept zu Work4Germany entwickelte. Alle drei trieb die gleiche Frage an: Wieso funktioniert Digitalisierung im Privatsektor so viel schneller und besser als in der öffentlichen Verwaltung? „In der freien Wirtschaft ist es ganz natürlich, dass Produkte nutzerzentriert entwickelt werden. Wir haben uns gefragt, wieso das in der Verwaltung nicht passiert und haben schnell gemerkt: Es macht einfach keiner“, erzählt Sonja Anton, Leiterin von Tech4Germany.

Nutzer im Fokus

Die Idee von Tech4Germany und Work4Germany ist denkbar einfach: Lernen durch Team-Arbeit auf Augenhöhe zwischen Fellows und Behördenmitarbeitern sowie stetige Verbesserung der Ergebnisse durch wiederholte Feedback-Schleifen mit denjenigen, die die Produkte tatsächlich nutzen werden.
Bei Tech4Germany arbeiten jeden Sommer rund 30 Programmierer, Produkt-Manager und Designer mit Bundesministerien und -behörden zusammen. In kleinen Teams wird in drei Monaten auf einen Prototypen hingearbeitet, der vor allem ein Kriterium erfüllen muss: Er muss den Bedürfnissen der Bürger entsprechen. Zudem muss er einfach zu verstehen und anzuwenden sein. In den zwölf Wochen werden immer wieder die Meinungen von Nutzern eingeholt. Ihr Feedback zu Funktionalität und Bedienerlebnis dient dazu, das Produkt zu verbessern.
Die Weiterentwicklungen der Prototypen aus dem Fellowship befinden sich teilweise im Einsatz in den Ministerien. Für das Auswärtige Amt beispielsweise entwickelte ein Team den Rotationsplaner. Hintergrund: Rund 4.000 Diplomaten wechseln jährlich ihren Standort. Mit dem von Tech4Germany erstellten Tool befinden sich alle zugehörigen, administrativen Prozesse erstmals in einem individualisierbaren Web-Format. Ein weiteres Tech4Germany-Projektergebnis: Die webbasierte Benutzeroberfläche der ab 2020 verpflichtenden E-Rechnung wurde so optimiert, dass die durchschnittliche Eingabedauer einer typischen Rechnung von 28 auf 5 Minuten reduziert werden konnte (wir berichteten).

Im Tandem zu Innovation

Ein weiterer Erfolgsindikator ist die Anzahl an Projektvorschlägen für das diesjährige Fellowship. Mehr als 70 Ideen aus allen Bundesministerien und nachgelagerten Behörden wurden seit November 2019 eingereicht. Acht Projekte kann Tech4Germany dieses Jahr umsetzen.
Dass die digitale Weiterentwicklung der öffentlichen Verwaltung nicht nur ein technologisches, sondern auch ein organisatorisches Problem ist, hat Christina Lang, CEO von Tech4Germany und Work4Germany, in ihrer Zeit als freie Mitarbeiterin im Digitalisierungsstab des Auswärtigen Amtes gelernt. „In der freien Wirtschaft werden die Angestellten ermutigt, den Status quo zu hinterfragen. Zudem werden ihnen Kompetenzen und Methoden an die Hand gegeben, die sie befähigen, Veränderungen selbst zu gestalten. In der Verwaltung hat diese Entwicklung vielerorts nicht stattgefunden.“
Aus diesem Grund bringt Work4Germany 2020 erstmal methodisch starke Nachwuchstalente aus der Wirtschaft mit den Innovationstreibern der Ministerien zusammen. In sechs Monaten arbeiten die Innovations-Tandems als Team an Projekten, die verschiedene Bereiche des jeweiligen Ministeriums betreffen und deshalb von einer koordinierenden Rolle profitieren könnten. Projektabläufe neu denken, Abstimmungsprozesse vereinfachen, Fortschritt spiegeln und interdisziplinär auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen sind einige Impulse, die Work4Germany in die öffentliche Verwaltung bringen möchte. Insgesamt zielt das Programm darauf ab, die Beschäftigten von innen heraus zu befähigen, Projekte effektiv auf- und umzusetzen und die Arbeitskultur in Behörden langfristig zu verändern.

Anna Hupperth ist Leiterin Kommunikation bei Tech4Germany und Work4Germany.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Mann in weißem hemd und blauem Anzug lehnt an einem Altbau-Treppengeländer.

Hessen: Bürokratie-Melder geht online

[18.07.2024] Hessen sieht den Bürokratieabbau als Gemeinschaftsleistung, an der sich Verwaltung, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger beteiligen sollen. Für die letztgenannten stellt das Land jetzt ein Online-Formular bereit, um bürokratische Hürden zu melden. Die Hinweise sollen in die Vereinfachung von Verfahren einfließen. mehr...

Luftaufnahme von Grünflächen, vertikal durchtrennt von einem Feldweg.

Nordrhein-Westfalen: Agrarstrukturverbesserung online

[16.07.2024] Das Verwaltungsverfahren „freiwilliger Landtausch“ bietet Landwirtinnen und Landwirten die Möglichkeit, ihre Flächen zu arrondieren oder zu erweitern. Das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium hat nun einen elektronischen Zugang zur Beantragung eröffnet. mehr...

Blick gerade von vorne auf einen Laptop-Screen, auf dem der digiatle Marktplatz zu sehen ist.

Fraunhofer IESE: Marktplatz für Smart-City-Lösungen

[10.07.2024] Der vom Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software-Engineering IESE entwickelte digitale Marktplatz Deutschland.Digital ist Teil des neuen Stufenplans Smarte Städte und Regionen des BMWSB. Der Marktplatz soll Kommunen bei der Beschaffung und Implementierung digitaler Lösungen wirksam unterstützen. mehr...

Cmposite: Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger berührt Ein Mann berührt auf einem Screen ein Symbol für Digitalisierung.

Dell Technologies: Schritte zur digitalen Verwaltung

[08.07.2024] Auf dem Weg zur effizienten und bürgerfreundlichen Verwaltung wurde schon einiges erreicht, dennoch liegen die im Onlinezugangsgesetz gesteckten Ziele noch in der Ferne. Das Technologie- und IT-Unternehmen Dell hat Vorschläge, wie sich das ändern ließe. mehr...

Blick auf eine Autobahn, rechts und links Rastlagen mit parkenden LKW.

BMDV: Digitale Parkplatz-Suchhilfe für Lkw

[05.07.2024] Daten zur Parkplatzbelegung an Rastanlagen sollen Lkw-Fahrer künftig bei der Parkplatzsuche unterstützen und für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Dazu sollen Informationen aus Mautstellen ausgewertet werden. Bis Mitte 2026 soll der digitale Stellplatzinformationsdienst die Parkplatz-Auslastung aller Rastanlagen anzeigen können. mehr...

Stlisierte Darstellung eines Bücherstapels und einiger Euro-Scheine und -Münzen.

Sachsen-Anhalt: Komplett digitale BAföG-Anträge

[04.07.2024] In Sachsen-Anhalt können Anträge auf Sozialleistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) bereits seit 2020 online gestellt und bearbeitet werden. Nun erfolgt der letzte Schritt zum vollständig elektronischen Verfahren: Mit Einführung der E-Akte können die Anträge auch revisionssicher elektronisch abgelegt werden. mehr...

Kollage: Foto eines Bürogebäudes, über das links das EMAS-Logo gelegt ist mit Text „EMAS geprüftes Umweltmanagement Reg. No. DE-110-00044“

ITZBund: EMAS erfolgreich eingeführt

[25.06.2024] An elf seiner Liegenschaften hat das ITZBund die Audits nach den hohen Anforderungen des Europäischen Umwelt-Management-Systems EMAS erfolgreich absolviert. Der IT-Dienstleister sieht sich als Wegbereiter für eine nachhaltige Digitalisierung in der gesamten Bundes-IT. mehr...

Baden-Württemberg: Förderung für LoRaWAN

[21.06.2024] Fraunhofer IAO und das IAT der Universität Stuttgart sollen die Anwendung von LoRaWAN in baden-württembergischen Kommunen erforschen und praxistaugliche Anwendungsfälle entwickeln. Das Land unterstützt das Vorhaben mit 383.000 Euro. mehr...

3d Rendering, ein helles Tablet mit visualisierter Smart City

BMWSB: Stufenplan für „Smarte Städte und Regionen“

[14.06.2024] Einen Stufenplan für „Smarte Städte und Regionen“ hat das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) verabschiedet. Er soll ein Rahmenwerk für die Digitalisierung der Stadt- und Regionalentwicklung schaffen. Vorgeschlagen wird unter anderem die Einrichtung eines Marktplatzes für digitale Lösungen. mehr...

Illustration/Compositebild in verschiedenen Blautönen, Weiß und Gelb mit dem Logo von Beteiligung NRW.

Nordrhein-Westfalen: Erfolgsgeschichte für Online-Partizipation

[04.06.2024] Seit gut zwei Jahren stellt das Land Nordrhein-Westfalen seinen Ministerien, Landes- und Kommunalverwaltungen eine Beteiligungsplattform zur Verfügung, mit der diese eigene Beteiligungsverfahren durchführen können. Das Angebot kommt an: Über 260 Mandanten wurden inzwischen umgesetzt. mehr...

forsa-Umfrage: Begrenztes Vertrauen in KI

[29.05.2024] Datengesteuertes Handeln in Politik und Verwaltung, unter Rückgriff auf vielfältige Daten aus unterschiedlichsten Quellen – das ist eine der Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz eröffnet. Viele Deutsche fühlen sich bei dem Gedanken, dass der Staat mit KI Entscheidungen trifft, aber eher unwohl, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. mehr...

In einem hellgrau gestrichenen, freundlicher Raum steht eine Frau an einem Flipchart, um sie herum eine Gruppe von Personen, die zuhört.

FITKO: OZG-Erfahrungsaustausch in Erfurt

[28.05.2024] Auf Einladung der FITKO treffen im Rahmen des OZG-Erfahrungsaustauschs Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Ländern regelmäßig zusammen. Wichtige Themen des letzten Treffens in Erfurt waren der Roll-out von OZG-Leistungen in die Fläche und die Anbindung von Fachverfahren sowie die Registermodernisierung. mehr...

Screenshot der Startseite des bayrischen Karriereportals "Sei daBay"

Bayern: Karriereportal ab sofort online

[22.05.2024] Auf einer zentralen Website versammelt Bayern alle Informationen über die Beschäftigung beim Land als Arbeitgeber, verschiedene Berufsbilder und Einstiegsoptionen und natürlich Jobangebote im öffentlichen Dienst. Über die integrierte Stellenbörse ist es möglich, sich direkt online zu bewerben. mehr...

Das Bild zeigt eine Bühne des Creative Bureaucracy Festival auf der kostümierte Menschen Musik machen.

Festival: Kreativität trifft auf Bürokratie

[10.05.2024] Am 13. Juni beginnt in Berlin das 7. Creative Bureaucracy Festival. Über 200 Referenten aus 40 Nationen stellen auf vier Bühnen ihre Ansätze zur Transformation der Verwaltung vor. Höhepunkte sind Diskussionen über digitale Methoden, nachhaltige Verwaltung und Künstliche Intelligenz. mehr...

Bienenkorb in der Sächsischen Staatskanzlei im virtuellen 360-Grad-Rundgang

Sachsen: Virtueller Einblick in die Staatskanzlei

[07.05.2024] Zum 120-jährigen Jubiläum der Sächsischen Staatskanzlei gewährt ein digitaler Rundgang nun Einblicke in die reiche Geschichte und Architektur des historischen Gebäudes. mehr...