Cyber-SicherheitStaat hinkt hinterher

[02.04.2019] Zwar ist das Thema Cyber-Sicherheit in Deutschland mittlerweile im politischen Diskurs angekommen, bei der Zusammenarbeit zwischen Staat und Cyber-Sicherheitsindustrie passiert aber noch zu wenig.
Regierungsstellen und die Cyber-Sicherheitsindustrie müssen enger zusammenarbeiten.

Regierungsstellen und die Cyber-Sicherheitsindustrie müssen enger zusammenarbeiten.

(Bildquelle: Michael Traitov / Fotolia.com)

Anfang Januar wurden im Rahmen eines Hacker-Angriffs private Daten etlicher deutscher Politiker veröffentlicht. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel waren beispielsweise auch Andrea Nahles oder Annegret Kramp-Karrenbauer betroffen. Insgesamt wurden knapp 1.000 Abgeordnete gehackt. Spätestens dieser Vorfall hat die deutsche Politik wachgerüttelt: Cyber-Kriminalität ist eine ernst zu nehmende Bedrohung und es bedarf einer engeren Zusammenarbeit zwischen Regierungsstellen und der Cyber-Sicherheitsindustrie, um den Cyber-Kriminellen einen Schritt voraus sein zu können.
Aktuell gibt es in Deutschland verschiedene kleinere Cyber-Sicherheitsteams, die in Organisationen wie dem BND und der Bundeswehr tätig sind. Allerdings arbeiten diese Teams oft isoliert voneinander und es fehlt an Koordinierung. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) übernimmt zwar die zentralisierte Organisation der einzelnen Einrichtungen, aber es gibt noch viel Nachholbedarf. So gestaltet sich auch die Umsetzung des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums, das für eine nachhaltige und gesamtstaatliche Cyber-Sicherheitsarchitektur sorgen soll, recht zäh. Grund hierfür ist unter anderem, dass die finanziellen Mittel, die der Staat für die Cyber-Abwehr zur Verfügung hat im Vergleich zu anderen Ländern viel zu gering sind. So werden teilweise auch deutsche Firmen vom Staat beauftragt bei Sicherheitsfragen zu helfen, da die Behörden die Bearbeitung finanziell und personell oft nicht stemmen können.

Gemeinsame Schritte gegen Cyber-Kriminelle

Um mit Cyber-Kriminellen Schritt halten zu können, muss die Zusammenarbeit zwischen Staat und der Cyber-Sicherheitsindustrie Geschwindigkeit aufnehmen. So könnten in einem ersten Schritt Security Operations Center (SOCs), also die Zentralen für alle sicherheitsrelevanten Services im IT-Umfeld von Organisationen oder Institutionen, gemeinsam von Staat und Industrie betrieben werden. Somit wäre ein schnellerer informeller Abgleich bei aktuellen Bedrohungen gewährleistet. Oft haben Experten für bestimmte Nischenthemen in der Cyber-Sicherheit vom Staat außerdem keine offizielle Sicherheitsfreigabe (Clearance) und können deshalb nicht beraten. Der Aufbau eines externen Sicherheitsexperten-Netzwerks außerhalb der Clearance wäre deshalb ein weiterer wichtiger Schritt, da es die Bedrohungsanalyse erheblich verbessern würde.
Damit die Vernetzung von Informationen nicht nur auf Geheimdienstebene, sondern auch im operativen Bereich stattfindet, muss der Staat mehr externe Firmen und Hersteller miteinbeziehen. Denkbar wäre zudem ein regelmäßiger gemeinsamer Cybersecurity Summit von Industrie und Regierung. Nicht zuletzt bedarf es einer Aufstockung von Ressourcen im öffentlichen Haushalt.
Insgesamt müssen Behörden innovativer und agiler werden, wenn es um aktuelle Bedrohungen geht. Dazu gehört beispielsweise auch die Nutzung von aktiven Verteidigungstechnologien – so genannten Response Verfahren – also Technologien, die über die Bedrohungserkennung hinaus arbeiten.

Rolf Haas ist Senior Enterprise Technology Specialist EMEA beim Cyber-Security-Unternehmen McAfee.


Stichwörter: IT-Sicherheit, McAfee


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Sicherheit
Panel von sechs personen in förmlicher Kleidung, dahinter eine mit HPI-Logos versehene Wand, im Vordergrund Stuhlreihen.

BSI: KI-Nutzung soll sicherer werden

[02.07.2024] Die BSI-Präsidentin Claudia Plattner sprach anlässlich der Potsdamer Konferenz für Nationale Cyber-Sicherheit über die allgemein gestiegene Bedrohungslage und nahm insbesondere das Thema KI und deren Rolle bei der gezielten Desinformation in den Blick. Mit KI oder Bots erstellte Inhalte müssten kenntlich gemacht werden. mehr...

Ein digital dargestelltes Türschloss.

Sachsen: 2.300 Datenschutzverstöße

[28.06.2024] In Sachsen erhalten 2.300 Website-Betreiber Post von der Datenschutz- und Transparenzbeauftragten des Freistaats. Sie hat bei ihnen Datenschutzverstöße beim Einsatz von Google Analytics festgestellt. mehr...

Zwei Herren in dunklen Jackets und hellen Oberhemden sitzen an einem Tisch und unterschreiben Dokumente, im Hintergrund aufwändige Holzvertäfelung.

BfDI/ICO: Gestärkte Zusammenarbeit

[18.06.2024] Auch wenn das Vereinigte Königreich kein EU-Mitglied mehr ist, bleiben gute Beziehungen der jeweiligen Datenschutzbeauftragten wichtig. Dies betonte der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Ulrich Kelber, anlässlich eines Treffens mit seinem britischen Amtskollegen. Die Behörden wollen künftig stärker kooperieren. mehr...

Das Bild zeigt Tabea Breternitz, die das Public-Sector-Team von Trend Micro verstärkt.

Trend Micro: Verstärkung für Public-Sector-Team

[17.06.2024] Trend Micro, Anbieter von IT-Sicherheitslösungen, erweitert sein Team für die Betreuung von Bundesbehörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit Tabea Breternitz gewinnt das Unternehmen eine erfahrene Expertin für den öffentlichen Sektor. mehr...

Das Bild zeigt Thomas Popp, CIO des Freistaats Sachsen.

Sachsen: NIS2-Richtlinie umgesetzt

[17.06.2024] Der Sächsische Landtag hat ein neues Gesetz verabschiedet, das die Anforderungen der europäischen Cyber-Sicherheitsrichtlinie NIS2 umsetzt. Behörden müssen nun erweiterte Maßnahmen zur Informationssicherheit einhalten und einen umfassenden Schutz gewährleisten. mehr...

Türschild mit dem Lükex-Logo

LÜKEX 23: Krisen-Management-Übung ausgewertet

[11.06.2024] Im vergangenen Herbst fand die landesweite Krisen-Management-Übung LÜKEX statt, bei der vor allem die Kommunikation der Beteiligten sowie das Zusammenspiel von Krisen-Management und IT-Notfall-Management erprobt wurde. Nun liegen erste Auswertungen dazu vor. mehr...

Cover des Datenschutzberichts Niedersachsen 2023

Niedersachsen: Datenschutzbericht vorgestellt

[10.06.2024] Der Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen hat seinen aktuellen Tätigkeitsbericht vorgelegt. Dieser enthält neben den üblichen Zahlen zu Meldungen und Verstößen auch konkrete Empfehlungen zur Umsetzung von Datenschutzmaßnahmen. Diese richten sich an Landtag, Regierung und Unternehmen. mehr...

Das Bild zeigt Innenminister Thomas Strobl bei der Übergabe der Ernennungsurkunde als Präsidentin der Cyber-Sicherheitsagentur an Nicole Matthöfer.

Baden-Württemberg: Neue Leiterin der Cyber-Sicherheitsagentur

[03.06.2024] Nicole Matthöfer heißt die neue Leiterin der Cyber-Sicherheitsagentur Baden-Württemberg (CSBW). Innenminister Thomas Strobl überreichte ihr die Ernennungsurkunde und betonte die Wichtigkeit des Themas Cyber-Sicherheit. mehr...

Screenshot eines pixeligen Bildschirms. Zu sehen ist auf dunklem Grund die hellblaue Schrift "Security", eine Mauszeigerhand zeigt darauf.

Mecklenburg-Vorpommern: Angriff auf Internet-Seiten des Landes

[30.05.2024] Den IT-Sicherheitsspezialisten des Landes Mecklenburg-Vorpommern gelang es, einen Angriff auf Internet-Seiten verschiedener Ministerien und der Landespolizei abzuwehren. Dabei handelte es sich nicht um die erste DDoS-Attacke auf Landes-Web-Seiten. mehr...

SEP: Schutz vor Datenverlust

[16.05.2024] Die Back-up- und Recovery-Software SEP sesam sichert geschäftskritische Daten und erfüllt Compliance-Anforderungen. Mit speziellen Lösungen für Behörden bietet SEP ein umfassendes, plattformunabhängiges und DSGVO-konformes Back-up-System. mehr...

Das Bild zeigt das innere eines Cockpits, zu sehen ist auch das Electronic Knee Board.

Bundeswehr: Electronic Knee Boards für Piloten

[15.05.2024] Die Luftwaffe ersetzt herkömmliche Pilotenhandbücher durch Electronic Knee Boards, die vertrauliche Daten mit der sicheren Container-Lösung SecurePIM von Materna Virtual Solution schützen. mehr...

Das Bild zeigt Ministerialdirektor Elmar Steinbacher, Leitende Oberstaatsanwältin Tomke Beddies und Ministerin der Justiz und für Migration Marion Gentges

Baden-Württemberg: Chefin für Cybercrime-Zentrum

[14.05.2024] Die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges hat Ministerialrätin Tomke Beddies zur Leiterin des neuen Cybercrime-Zentrums Baden-Württemberg ernannt. mehr...

Das Bild zeigt das Titelblatt des Bundeslagebilds Cyber-Kriminalität 2023.

Cyber-Kriminalität: Bedrohungslage bleibt hoch

[14.05.2024] Die Bundesregierung und die Sicherheitsbehörden präsentieren das Bundeslagebild Cybercrime für das Jahr 2023. Die Zahlen zeigen einen besorgniserregenden Anstieg der Internet-Kriminalität in Deutschland. mehr...

Das Bild zeigt Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

Cyber-Sicherheit: Umsetzung der NIS2-Richtlinie

[08.05.2024] Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat einen neuen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem das deutsche IT-Sicherheitsrecht umfassend modernisiert werden soll. Das Gesetz, das auf der EU-Richtlinie NIS2 basiert, sieht strengere Sicherheitsanforderungen und Meldepflichten für ein breiteres Spektrum von Unternehmen vor. mehr...

Porträt von Dagmar Hartge

Brandenburg: Tätigkeitsbericht zum Datenschutz

[08.05.2024] Der Tätigkeitsbericht der brandenburgischen Landesbeauftragten für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht liegt vor. Zu den Schwerpunktthemen gehören unter anderem Künstliche Intelligenz, die datenschutzrechtliche Bewertung von Facebook-Fanpages sowie die Aufarbeitung des Cyber-Angriffs auf die Stadt Potsdam im Dezember 2022. mehr...